Fürther Rundfunkmuseum schlägt Radio-Spende aus

24.2.2017, 16:00 Uhr
Fürther Rundfunkmuseum schlägt Radio-Spende aus

© Foto: privat

Große Worte: Von einer "sensationellen Sammlung" spricht Kurt Tauber, Gründer und Leiter des Deutschen Kameramuseums in Plech im Landkreis Bayreuth. Ausgerechnet kurz vorm Welttag des Radios am 13. Februar bekam er von einem privaten Sammler aus Schwaben dessen in Jahrzehnten zusammengetragenen Radio-Schätze angeboten. Kostenlos. Die Sachen sollten, so der Spender, nicht eines Tages auf dem Wertstoffhof landen.

Darunter sind 304 Röhrengeräte mit Kopfhörer, schwarze Bakelitkästen, UKW-Empfänger im lackierten Holzgehäuse der fünfziger und sechziger Jahre, Musiktruhen, Plattenspieler, Koffer- und Kinderradios. Albrecht Deininger aus Oettingen hat sie gesammelt; im Hauptberuf war der 89-Jährige Orgelbauer, das Restaurieren alter Radios wurde seine Leidenschaft. "In meinem Alter macht man sich Gedanken, was aus den Stücken werden soll. Es wäre schade, wenn alles auf dem Müll zusammengeschlagen würde. Schließlich steckt eine Menge Arbeit drin," ließ Deininger, der die Geräte in zwei Häusern lagert, die Augsburger Allgemeine bereits 2011 wissen. Am liebsten, sagte er damals, sähe er seine Radios in einem Museum. Doch einige Häuser hätten ihm schon eine Absage erteilt.

Nun war es das Plecher Museum, das Deininger kontaktierte. Dessen Chef Tauber musste aus Platznot abwinken — und mit einer großen Träne im Knopfloch. Den Nordbayerischen Nachrichten zufolge laufen jedoch "Erfolg versprechende Gespräche mit einem bayerischen Museum, das schon eine stattliche Abteilung für Radiogeräte, Fernseher und Grammophone besitzt".

Nachfrage im Rundfunkmuseum: Nein, sagt Martin Schramm, das Fürther Haus sei es nicht, es sei auch nicht im Gespräch, weder mit Plech noch mit Sammler Deininger. Der hatte allerdings, wie Schramm, Chef der städtischen Museen, gestern gegenüber den FN äußerte, schon vor einigen Monaten Tuchfühlung zu Danny Könnicke. Könnicke, damals noch Chef des Rundfunkmuseums und seit Ende 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter, habe eine detaillierte Liste des Radio-Enthusiasten erhalten. "Ein paar interessante Sachen waren dabei", sagt Schramm.

"Es bleiben Radios"

Doch beileibe nicht sämtliche 712 Geräte seien interessant für das Fürther Museum, das den Anspruch erhebt, in Sachen Qualität und Qualität bundesweit zu den führenden Geräte-Sammlungen zu zählen. In der Kurgartenstraße befinden sich aktuell rund 5000 Fernseher, Radios und Jukeboxen, dazu kommen 15.000 Einzeltitel, wie etwa Fotografien. Was in Plech als "sensationell" bewertet wurde, sieht man in der Kleeblattstadt bedeutend nüchterner. Schramm: "Auch unter den bemerkenswerten Exponaten Deiningers ist keine Blaue Mauritius. Es bleiben Radios."

Zudem bringe es nichts, ein bereits vorhandenes Gerät nochmals aus den Händen eines Privatiers überreicht zu bekommen, und sei es, wie in diesem Fall, kostenlos. "Was wir suchen, muss sammlungswürdig sein", so Schramm — was er auf Nachfrage präzisiert: "Das Gerät muss eine Geschichte zu erzählen haben."

Lagerräume werden gebraucht

"Ein paar" Deininger-Exponate haben aber durchaus etwas zu erzählen, weshalb Schramm, der zugleich Stadtarchivar ist, nicht ohne Wehmut verfolgt, wohin der Weg der schwäbischen Radiosammlung dereinst führen wird. Doch da wäre noch ein Problem, eins, das auch schon die Plecher und diverse andere Museum zur Absage bewog. "Unsere Depots sind randvoll", so Schramm. Noch prekärer werde die Lage, wenn das Museum jenen Geschäftsraum räumen müsse, in dem aktuell zahlreiche Geräte zwischengelagert sind. Der Geschäftsraum ist im City-Center — und dort gedeihen die Umbaupläne des Fürther Investors P&P.

Schramm: "Wir müssen dringend über Lagerräume für das Rundfunkmuseum reden." Das Thema wird denn auch in zwei Wochen auf der Tagesordnung des städtischen Kulturausschusses stehen.

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