Fürther Sommernachtstraum für Jazzfreunde

31.8.2015, 17:40 Uhr
Fürther Sommernachtstraum für Jazzfreunde

© Foto: Michael Müller

Gelinde Temperatur, gut verteiltes Publikum, viel Platz und Beinfreiheit, sogar die Schnaken lassen dich in Ruhe, weil sie vor den Scheinwerfern schwirren. Und es sind auch keine Eltern dabei, deren quengelnde Kleinkinder sich einen Wettstreit mit der Band liefern. Beste Rahmenbedingungen also.

Linda Capo ist ein Quintett von vier jungen Herren um die Sängerin Linda Mund. Die singt Eigenkomponiertes auf Deutsch und Englisch. Das heißt, mehr Englisch als Deutsch. Und da stellt sich die Frage: Funktioniert das?

Ideale Form

Jazz kommt auch komplett ohne Songtext aus. Aber wenn, dann muss es Englisch sein. Denn die Lakonie der englischen Sprache, die meist prägnanter und schneller auf den Punkt kommt als unser schönes Deutsch, liefert die ideale Form zu den meist bittersüßen Songinhalten.

Indes, der Sprachenstreit tobte in den siebziger Jahren bereits in der Rockmusik, und wie das ausgegangen ist, wissen wir: Deutsch ja, am besten aber im Dialekt. Linda Mund singt eher hochdeutsch und das funktioniert auch ganz gut.

Sie singt - was sonst? - von Liebe, von Blind Dates, vom Entflammen der Sympathie zwischen zwei bis dato einander Unbekannten. Oder von den „verbotenen Früchten“, die hinter der Haustüre winken, wenn die Zufallsbekanntschaft die Heldin zu sich nach Hause einlädt. Vom Aufwachen am Morgen danach und von der Leere, oder auch der hübschen inneren Befriedigung und dem Wissen, dass Treue halt doch nicht der höchste Wert sein muss. Oder wie Linda singt: „Aus ist der Traum, denn wir leben ihn heute.“

Bei solchen Songs stellt man sich eine abgebrühte Barsängerin vor - stattdessen wirkt Linda Mund eher brav. Mit einer Hornbrille versehen, kokettiert sie mit ihrem fortgeschrittenen Alter (erst 27 Jahre), und all dem, was ihr in der Blüte ihrer Jugend so alles widerfahren ist.

Na gut, mit 27 Jahren treten schon die ersten Desillusionierten vor den Scheidungsrichter, aber ist das schon das Alter für Lebensbeichten und geknickte Ideale? Eben dieser Widerspruch aus optischer Erscheinung und prallem Erfahrungsschatz macht das Vergnügen an Linda Munds Vortrag aus.

Die Musik selbst ist melodischer entspannter Pop-Jazz, der als Begleitung um den Gesang herum arrangiert ist. Sehr schön begleitet und umspielt Manuel Östreicher mit offener und gestopfter Trompete und Flügelhorn die Gesangslinien, unaufdringlich aber einfühlsam mauert Paul Bießmann mit seinen Klavierakkorden das Fundament.

Und für den optischen Höhepunkt sorgt eine kleine Franziska, die vor Begeisterung eine Tanzeinlage vor der Bühne liefert. Jazz an einem Sommerabend.

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