Fürther Spielmobil arbeitet bald mit Flüchtlingskindern

11.10.2018, 17:17 Uhr
Fürther Spielmobil arbeitet bald mit Flüchtlingskindern

© Foto: Thomas Scherer

Es ist zwar noch etwas hin, doch die Vorfreude hat Grit Eißler schon im Griff. Im Frühjahr macht sich die Chefin des Spielmobils im Landkreis Fürth auf, um den bunt bemalten Mercedes Benz mit den knuffigen, runden Konturen seiner neuen Aufgabe zuzuführen.

Eigentlich wollte der Landkreis den Spielbus-Oldie, Baujahr 1984, den er vor zwei Jahren außer Dienst stellte, weil sein zulässiges Gesamtgewicht über dem lag, das Führerschein-Neulinge lenken dürfen, meistbietend verkaufen. Doch außer Schrotthändlern, die Ratzefatz zum Ausschlachten gewollt hätten, zeigte keiner Interesse. "Und das wäre ja gar nicht gegangen", stellte sich Grit Eißler einem solchen Geschäft entgegen. Sie hätte ihn selbst genommen, wenn sie Platz zum Unterstellen gehabt hätte.

Der fand sich am Bauhof des Landkreises, wo Ratzefatz jetzt auch noch steht, das kräftige Blau ausgebleicht und ziemlich angestaubt. Doch den TÜV hat Grit Eißlers alter Kumpel, mit dem sie über 20 Jahre durch das Fürther Land rollte, anstandslos geschafft. Skeptischen Blicken angesichts der bevorstehenden Wegstrecke bis über die Südspitze des Stiefels hinaus begegnet sie fast entrüstet: "Dem fehlt nichts, der rostet noch nicht einmal." Und allzu viele Kilometer sind mit etwas über 100.000 auch noch nicht auf dem Tacho aufgelaufen, ein Dieselmotor schafft mehr.

Abenteuer Spielen

Ratzefatz senior dürfte also auch in Italien noch einiges an Strecke machen. 2016 war Grit Eißler den letzten Sommer mit dem Spielbus, der eigentlich schon Oldtimer-Status genoss, auf Tour durch den Landkreis, um Kinder ins Freie zu locken und ihnen das Abenteuer Spielen nahezubringen. Das soll der alte Spielbus auch in Italien tun.

Rollen wird er unter der Flagge von "Playing Peas" ("spielende Erbsen"), einem Verein von Menschen aus der Spielmobil-Szene der ganzen Republik, deren Ziel es ist, ausgemusterte Busse in anderen Ländern zum Einsatz zu bringen und in Kooperation mit ausländischen Organisationen dort die mobile, sozialpädagogische Arbeit insbesondere mit Flüchtlingskindern zu fördern. Grit Eißler hat den Verein mitgegründet.

Ratzefatz ist das allererste Fahrzeug, das sich auf diese Mission begibt. Beim Internationalen Spielmobilkongress in Bayreuth unlängst hat Grit Eißler jede Menge Materialspenden gesammelt, die sich nun im Laderaum stapeln. Kooperationspartner in Italien ist der Verein "I Girasoli" ("Sonnenblumen"), der mit Flüchtlingsfamilien arbeitet und zu dem eine Münchner Kollegin Kontakte unterhält.

Allein mit der Übergabe des Busses soll es allerdings nicht getan sein. Ehrenamtlich wollen die Spielmobiler aus Deutschland die Kollegen vor Ort anleiten, wie sie das freie, ungezwungene Spiel von Kindern fördern können. Gerade in den Flüchtlingslagern, wo Menschen verschiedenster Nationalitäten und Kulturen aufeinandertreffen, in Italien auch noch unter äußerst angespannten Verhältnissen, hält Grit Eißler das freie Spiel für das beste Rezept, um die Menschen zusammenzubringen. "Spielen, Tanzen, Musik machen, das spricht alle an und das versteht auch jeder." Sprachprobleme ließen sich so unkompliziert überbrücken.

Ängste überwinden

Und das nicht nur innerhalb der Zelt- und Barackenstädte, sondern im Zusammenspiel mit den Einheimischen in unmittelbarer Nachbarschaft. Gerade in Italien sei es wichtig, "Mauern und Ängste Fremden gegenüber abzubauen". Die Ressentiments dunkelhäutigen Menschen gegenüber, sagt Grit Eißler, seien dort noch erheblich größer als hierzulande. Beim Spielen, so ihre Erfahrung, werden Hindernisse am ehesten abgebaut.

Noch braucht es Spenden, um den Transfer von Ratzefatz zu finanzieren. Spendenkonto: Spiellandschaft Stadt, Verwendungszweck "Playing Peas", Postbank München, IBAN: DE06 7001 0080 0009 123807, BIC: PBNKDEFF. Internet: www.playingpeas.com

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