Fürther Stadtpark: Aschenbrödel wieder zerstört

23.1.2018, 11:13 Uhr
Fürther Stadtpark: Aschenbrödel wieder zerstört

© Foto: Hans Winckler

Der Rumpf ist in Ordnung, Arme, Hände und Gesicht des märchenhaften Mädchens aus Ton, Mörtel und Edelstahl aber sind zertrümmert. Vermutlich in der Nacht von Freitag auf Samstag fiel die über 100 Kilogramm schwere Figur am Rand des Stadtpark-Spielplatzes vom Sockel — mit rabiatem Nachdruck. Das Grünflächenamt hat die geborstenen Einzelteile in sichere Obhut gebracht, nun muss die Stadt entscheiden, ob sie die Figur wieder restaurieren lässt.

"Ich bin vollkommen entsetzt", sagt Karin Jungkunz über den jüngsten Fall von Vandalismus gegen Kunst im öffentlichen Raum. "Das ist kein Dumme-Jungen-Streich, sondern eine Straftat", so Fürths Stadtheimatpflegerin. Die Polizei tappt derweil im Dunkeln. "Als alter Fürther tut mir das in der Seele weh", äußert Hauptkommissar Eberhard Reinbacher. Allabendlich ist eine Streife im Park unterwegs, aufgefallen sei den Kollegen jedoch nichts. "Die Gegend ist kein Verbrechensschwerpunkt", betont Reinbacher.

Aschenbrödel ist Teil jener Märchenfiguren-Gruppe, die die Fürther Künstlerin Gudrun Kunstmann 1951 schuf. Schon das Original war mehrfach Opfer tätlicher Angriffe; Anfang des Jahrtausends waren von der Figur nur noch Bruchstücke übrig, und auch die gingen bei Aufräumarbeiten versehentlich verloren. Auf der Grundlage alter Stadtarchiv-Fotografien hatte der Fürther Restaurator André Jeschar 2017 Aschenbrödel rekonstruiert; erst im September war die Skulptur, wie berichtet, in den Stadtpark zurückgekehrt.

"Das ist ein fettes Ding": Ein fassungsloser Jeschar steht nun buchstäblich vor den Trümmern seiner rund viermonatigen Arbeit. 17 000 Euro kostete das Werk, davon sind 10.000 Euro eine Spende des Fürther Immobilien-Unternehmers Günther Schönwasser. Jeschar: "Ich bin geschockt, aber Kunst im öffentlichen Raum können Sie nicht atombombensicher machen. Wir sollten Aschenbrödel jetzt erst recht rasch wieder aufbauen", sagt der Restaurator, der zugleich klar gegen das Wegschließen der beliebten Park-Märchenfiguren Stellung bezieht. "Diese Skulpturen brauchen den öffentlichen Raum, dafür sind sie gemacht. In Museen würden sie nur ein paar Kunstbeflissene anschauen." Das aber sei ein falscher Ansatz.

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