Fürther THW: Letzter großer Einsatz vor der Abrissbirne

22.2.2017, 06:00 Uhr
Fürther THW: Letzter großer Einsatz vor der Abrissbirne

© Foto: THW

Wenn Benjamin Dietel in der Stadt oder im Landkreis unterwegs ist, hält er immer die Augen offen. Im Visier hat einer der beiden Zugführer des Fürther THW stets besonders baufällige Gebäude. Solche, denen vielleicht bald das Aus droht. Denn kurz bevor die Abrissbirne ein Haus oder eine Halle dem Erdboden gleichmacht, erfüllt das THW sie letztmals mit Leben, indem es dort einen Notfall simuliert.

Auch auf das Norma-Gebäude an der Würzburger Straße, das am 14. Februar gesprengt wurde und inzwischen ein Fall für die Kripo ist, wurde Dietel so aufmerksam. Auf eine Nachfrage hin stellte die Fürther Discounterkette dem THW das Gebäude für eine Übung zur Verfügung.

Anfang Februar rückten daraufhin rund 15 Beteiligte des Hilfswerks an, um den Ernstfall zu simulieren. Eine verletzte Person, so der Auftrag an die Helfer, sollte in dem zum Teil eingestürzten Haus geortet und anschließend geborgen werden. Ein "kleines Szenario" nennt Benjamin Dietel diese Aufgabe. Schweres Gerät war aber dennoch nötig, um den geprobten Einsatz erfolgreich abzuschließen.

Damit bahnte sich das THW-Team Schritt für Schritt seinen Weg zu dem im ersten Stock eingeschlossenen Verletzten. Weil niemand wusste, wo genau er sich befand, wählten die Retter den Weg von oben, also vom zweiten in den ersten Stock, um den Versehrten nicht noch zusätzlich in Gefahr zu bringen. Um die Stahlbetondecke zu durchbrechen, nutzten die Helfer elektrische Meißel und Säbelsägen.

Für reale Einsätze steht dem THW dank einer Spende auch eine sehr effektive Betonkettensäge zur Verfügung. In Übungen allerdings kommt sie nicht regelmäßig zum Einsatz. Der Grund: Die mit Diamanten besetzte Kette ist sehr teuer und wird daher etwas geschont. Damit die Geräte bei der Übung funktionierten, mussten die Helfer ein Stromerzeugungsaggregat installieren und dann die Versorgung mit Elektrizität in der zweiten Etage sicherstellen.

Weil solche Einsätze, auch wenn sie nur zur Probe sind, immer auch Aufsehen bei Anwohnern erregen, werden sie vorab vom THW informiert. "Bei einer Übung im Landkreis, an der mehrere Einsatzfahrzeuge von uns beteiligt waren, fragten sich viele auf Facebook, was da wohl passiert ist", erzählt Dietel. Eine solche Beunruhigung der Bürger möchte er gerne vermeiden.

Der Stresspegel soll hoch sein

Rund drei Stunden dauerte der fiktive Einsatz auf dem Norma-Gelände. Am Ende wurde der Verletzte über die Personenrettung mittels eines Auf- und Abseilgeräts aus dem Gebäude geschafft. Nachdem die Beteiligten auch noch ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse an der Puppe erprobten, wurde sie schließlich an den Rettungsdienst übergeben.

"Es ist wichtig, dass die Szenarien, die wir in den Abbruchhäusern durchführen, möglichst real sind", erklärt Dietel. Nur so sei bei den Beteiligten der Stresspegel ähnlich hoch wie im Ernstfall. Damit dies gelingt, ist einige Vorbereitung nötig. Aus diesem Grund blieb es auch bei einer Übung in dem Norma-Gebäude — auch wenn eine weitere durchaus noch angebracht gewesen wäre.

Ungefähr einmal im Jahr bekommt das THW die Möglichkeit, in alten Gemäuern Szenarien auf Probe durchzuspielen. Ein großer Vorteil dieser Übungseinheiten ist natürlich, dass dem THW kaum Grenzen gesetzt sind, es also beispielsweise auch Wände herausreißen oder Decken durchbrechen darf. Aufräumen oder putzen muss in den Abbruch geweihten Häusern jedenfalls niemand mehr.

An insgesamt zwölf Samstagen im Jahr treffen sich die knapp 70 Aktiven der Zivil- und Katastrophenschutzorganisation in Fürth, um den Umgang mit den Geräten für mögliche Einsätze zu üben. Damit alle gut auf einen Ernstfall vorbereitet sind.

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