Fürths ältester Verein feiert Geburtstag

4.11.2008, 00:00 Uhr
Fürths ältester Verein feiert Geburtstag

© Goecke

Der Verein geht auf die frühere, im Jahr 1718 ins Leben gerufene Bäcker-Gesellenzunft zurück. Solche Zusammenschlüsse dienten dem Zusammenhalt der Gesellen untereinander sowie der Versorgung während der Wanderjahre: Für Gesellen, die während der Walz in Fürth verstarben, hielt der Bäckergehilfenverein ein eigenes Grab vor.

Offenbar war das 18. Jahrhundert wirtschaftlich keine einfache Zeit für das Bäckerhandwerk. Im Jahr 1778 kehrten ihm auf einen Schlag 150 Gesellen und sogar drei Meister den Rücken zu, um sich von der Preußischen Armee anwerben zu lassen.

Immerhin konnte während des ersten Bäckergesellenstreiks von 1872, bei dem 70 Gesellen die Arbeit niederlegten, eine Lohnerhöhung von einem Gulden pro Woche durchgesetzt werden. Zehn Jahre später kam es zur ersten von mehreren Abspaltungen. Die Gründung des Bäckergehilfenvereins «Viktoria» war allerdings nur kurzlebig, bereits 1891 löste er sich wieder auf und kehrte zum alten Verein zurück. Streitigkeiten zwischen gewerkschaftlich eingestellten und meistertreuen Mitgliedern führten dazu, dass die Meistertreuen sich 1905 zum Bäckereigehilfenverein «Eintracht» Fürth zusammenschlossen. Für mehr als zwei Jahrzehnte ging man getrennter Wege; ein Streik im Jahr 1910 musste ergebnislos abgebrochen werden, weil die Eintracht-Bäcker nicht mitmachten.

Dennoch schlossen beide Gehilfenvereine sich im Jahre 1929 wieder zusammen. Diesmal allerdings war es der alte Gehilfenverein von 1718, der sich auflöste. Doch auch die neue Eintracht währte nicht lange: In der Nazizeit wurde der Verein aufgelöst und sein Vermögen eingezogen.

Pflege alter Bräuche

Nach Krieg und Diktatur starteten die Bäcker am 10. Januar 1948 einen Neubeginn im «Grünen Baum». 30 von ihnen schlossen sich zum «Bäckergehilfenverein 1718 Eintracht Fürth» zusammen. Wenig später erhielt der Verein dann seinen heutigen Namen. In ihm zusammengefasst sind auch der Bäckerverband und der Fachverein der Bäckermeistersöhne von Fürth und Umgebung, die beide kurz nach der Jahrhundertwende ins Leben gerufen worden waren.

Ziel des neuen Bäcker-Fachvereins ist die berufliche Weiterbildung, die Pflege alter Bräuche, des Sports und des geselligen Zusammenseins. Derzeit sind 109 Mitglieder eingeschrieben, davon 25 Ehrenmitglieder. JOHANNES GOECKE