Fürths Fußballer - so sympathisch wie nie

13.5.2012, 13:00 Uhr
Fürths Fußballer - so sympathisch wie nie

© hjw

Schon wieder Fünfter. Doch diesmal hadert bei der SpVgg Greuther Fürth niemand mit diesem Platz. Im Gegenteil: Vereinspräsident Helmut Hack platzt schier vor Stolz. „Das ist ein Pfund, das ist unglaublich.“



In ihrer „Fußballstudie 2012“ hat die TU Braunschweig 18 Erst- und sieben Zweitligisten untersucht. Und zwar noch kurz bevor der Aufstieg der Fürther feststand. Was ihren Bekanntheitsgrad angeht, muss sich die SpVgg noch mit dem 25. und letzten Platz begnügen. Doch das Markenprofil des künftigen Erstligisten strahlt bereits überraschend hell. Nur Borussia Dortmund, Bayern München, Werder Bremen und der FC St. Pauli verbuchten bei der Untersuchung bessere Imagewerte.

Wie vertrauenswürdig wirkt der Verein? Welche Emotionen setzt er frei? Wie kompetent ist die Führungsspitze? Wie authentisch, wie fortschrittlich und wie emotional präsentiert man sich in der Öffentlichkeit? Diese und ähnliche Fragen mussten die Probanden der Studie beantworten. Und offensichtlich genießt die SpVgg landesweit deutlich mehr Sympathien als bisher angenommen. Peter M. Endres, Chef der Ergo-Direktversicherungen, die seit fast zehn Jahren Hauptsponsor der Fürther Profifußballer sind, hat den Werbewert dieser Geschäftsverbindung für sein Unternehmen unlängst als „eigentlich unbezahlbar“ eingestuft.

Vom soliden Langweiler zum strahlenden Prinzen. Das Kleeblatt entwickelte sich in den vergangenen Monaten in der öffentlichen Wahrnehmung so rasant, wie es wohl niemand erwartet hatte. Auch Präsident Hack nicht. Mit Schaudern spielt der 62-Jährige gedanklich durch, was gewesen wäre, wenn man den Aufstieg erneut verpasst hätte. „Das wäre mehr als eine Katastrophe gewesen. Das Image von den Unaufsteigbaren hätte sich noch mehr verfestigt. Das hätte uns um Jahre zurückgeworfen.“ Umso mehr, so Hack, empfinde er den Durchbruch in die Bundesliga als „Urknall“.

Liriodendron tulipifera

Die Auswirkungen dieses Urknalls sind nun auch am Bahnhofplatz zu besichtigen. Dort fanden sich gestern Hack, Oberbürgermeister Thomas Jung und Kurt Strattner, Ehrenratsvorsitzender der SpVgg, zum symbolischen Schaufeln ein, um einen „Aufstiegsbaum“ zu pflanzen. Der Liriodendron tulipifera, vulgo Tulpenbaum, zeichnet sich laut Detlef Post vom städtischen Grünflächenamt durch eine „breite Standordtamplitude“ aus. Soll heißen: Den Baum bringt so schnell nichts um. Damit jeder weiß, wem das Gehölz gewidmet ist, hat Post auf dem weißen Stammschutz Kleeblätter gemalt. Natürlich standen nicht irgendwelche, sondern grüne Gießkannen bereit, um das Pflanzwerk zu vollenden.



Die ganze Stadt ist in diesen historischen Tagen prallvoll mit SpVgg-Symbolen. Als sich die Spieler am Donnerstag ins Goldene Buch der Stadt eintrugen, steckte an jedem Platz des historischen Rathaussaals ein weiß-grünes Fähnchen, Und der Hausmeister, bemerkte OB Jung entzückt, hantiere neuerdings mit weiß-grünen Gartenschläuchen, überdies hätten einige Bürger angeregt, die roten Teppiche in seinem Amtssitz zu entfernen und gegen solche in den Vereinsfarben der SpVgg auszutauschen. Das geht sogar dem seit Wochen in Aufstiegsseligkeit schwelgenden Oberbürgermeister zu weit.

Dafür kommt durch den sportlichen Erfolg angeblich Bewegung in eine Angelegenheit, die vordergründig wenig mit Fußball zu tun hat. Jung will von der Deutschen Bahn Signale erhalten haben, dass diese nach jahrelangem Zögern jetzt zügig plane, neue Toiletten zu bauen. Ein Bundesliga-Bahnhof ohne Klo ist offenbar selbst für die Manager des DB-Konzerns undenkbar.

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