Fürths Händler rüsten sich für harte Zeiten

12.12.2012, 09:00 Uhr
Fürths Händler rüsten sich für harte Zeiten

© Horst Linke

Die neue Abschiedsformel bei La Pelle tut weh in Fürther Ohren: „Wir sehen uns dann in Erlangen“, sagt die junge Verkäuferin freundlich zu einer langjährigen Stammkundin, die schon Bescheid weiß: Ende Dezember ist hier Schluss, dann bleiben die Türen zu, dann muss in die Nachbarstadt im Norden, wer reinspitzen will in diesen Laden, der Schuhgeschäft und Boutique in einem ist und 28 Jahre lang zu Fürth gehörte.

Eine Visitenkarte mit der neuen Geschäftsadresse kann die Verkäuferin nicht mitgeben – die sind schon vergriffen. Der Räumungsverkauf zieht die Kundschaft an. Ungetrübt aber ist deren Freude über die Schnäppchenpreise nicht. „Viele sind traurig. Und mir geht es nicht anders“, sagt Iwona Pfänder, die den Laden vor 14 Jahren – damals befand er sich in der Blumenstraße – mit ihrem Mann übernahm.

„Wir verlieren viele liebe Leute, die wir jahrelang gepflegt haben.“ Der Grund für die Schließung: Das Haus soll ebenfalls zum neuen Einkaufsschwerpunkt gehören. Dem Vernehmen nach haben sich die Firma MIB und der Eigentümer geeinigt.

Die Pfänders müssen nun – genauso wie ein paar Meter weiter das Schuhgeschäft „Prestige“, wo ebenfalls der Räumungsverkauf läuft – Platz machen für Vorarbeiten, die in den Nachbargebäuden bereits angelaufen sind. Unbemerkt von den meisten Fürthern gehen Fachleute dort im Auftrag des Bauträgers MIB derzeit ein und aus, vermessen Räume und untersuchen mit Hilfe von Bohrungen die Bodenqualität. MIB-Geschäftsführer Uwe Laule spricht auf FN-Nachfrage von „vorbereitenden Tätigkeiten“, die nötig sind, um die Abbruch- und Bauphase, die im Frühjahr beginnen soll, genauer zu planen.

Die Pfänders werden den Bau mitbekommen, sie leben in Fürth. Zum Arbeiten aber werden sie künftig nach Erlangen pendeln: Dort haben sie vor ein paar Wochen einen neuen Laden eröffnet, nachdem sie in Fürth keine geeigneten Räume gefunden hatten: Eine Ladenfläche in bester Lage – das heißt Friedrichstraße oder Fußgängerzone – ist nicht frei, und etwas anderes kam für die Pfänders nicht in Frage: Sie wissen, wie schwierig die Situation für den Fürther Einzelhandel schon geworden ist. Allein in diesem Jahr sei die Kundenfrequenz in der Innenstadt um 20 bis 30 Prozent zurückgegangen.

„Es ist ganz komisch, den Laden in Fürth aufzugeben“, sagt Iwona Pfänder. Hätte sie eine passende Fläche gefunden, hätte sie in Fürth weitergemacht — trotz der derzeit schwierigen Lage, beteuert sie. Ob sie eines Tages zurückkommen werden? „Das fragen mich die Kunden auch.“ Ihnen sagt sie dann, dass man nie nie sagen soll: „Man weiß heute noch nicht, wie lange der Bau des Einkaufszentrums dauert, wie sich alles entwickelt. Aber wir werden das beobachten.“

Nicht lange verzichten müssen die Fürther indes auf „Prestige“: Der Schuhladen ist laut Inhaber Ergin Öge ab März im Obergeschoss von Wöhrl zu finden. Gute Nachrichten gibt es außerdem aus der Fußgängerzone, wo der Räumungsverkauf bei Lederwaren Scherneck manche Kunden beunruhigt hat. Vorsorglich klebt jetzt ein Zettel im Schaufenster: „Nein, wir hören nicht auf“, steht darauf. Grund für die Schnäppchenpreise ist ein bevorstehender Umbau.

Und auch bei Atlasreisen nebenan ist man fest entschlossen, die harte Zeit zu überstehen: Ab heute wird das Reisebüro modernisiert, ein „junges, frisches Design“ ist geplant, „so dass man Lust aufs Reisen bekommt“, sagt Verkaufsleiterin Petra Spitzbarth.

Der Umbau sei überfällig und dürfe gerade wegen der angespannten Lage für den Einzelhandel nicht länger warten: „Wir haben die Chance, etwas zu tun – oder zu schließen.“

 

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