Fürths Königin der Nacht

10.7.2018, 15:00 Uhr
Fürths Königin der Nacht

© Foto: Markus Kohler

Der Einstieg in den beschwingten und bestens besuchten Abend war traditionell dem Vor- und Nachwuchsorchester vorbehalten, die mit dem Evergreen "Probier’s mal mit Gemütlichkeit" aus dem Disney-"Dschungelbuch" bärig zu Werke gingen.

Schwungvoll und mit sauberer Intonation folgte Elton Johns "Can you feel the love tonight" aus "König der Löwen", ehe der Nachwuchs mit dem instrumental gegebenen Duett "Lippen schweigen" aus Lehárs "Lustiger Witwe" in den Operettenteil überleitete. Auftritt Cornelia Götz, die mit dem raffinierten Couplet "Mein Herr Marquis" aus der "Fledermaus" ihre Zuhörer gleich einmal über den Status eines Dienstmädchens aufklärte.

Was dann folgte, war die Visitenkarte eines Koloratursoprans der absoluten Spitzenklasse — zunächst in der heiklen Arie der Aufziehpuppe Olympia aus "Hoffmanns Erzählungen": Perfektion und Brillanz in seltenem Einklang. Dirigent Bernd Müller musste dabei in die Rolle des Coppélius schlüpfen, der den Automaten per Schraubmechanik ins Leben zurückbefördert. In der großen Arie der Lebedame Violetta aus Verdis "La Traviata" gestaltete Götz mit verblüffender Ausdruckstiefe die Aufgewühltheit Violettas, die sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt hat — eine grandiose, klangrauschende, emotional rückhaltlose Darbietung.

Das Symphonieorchester der Streichhölzer spielte, während Götz Atem holte, zunächst in federndem Galopp die Ouvertüre zur "Leichten Kavallerie" von Franz von Suppé; tolle Instrumentalsoli erklangen in der Ouvertüre zu Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt", und im "Traviata"-Vorspiel stimmte das Orchester unter Müller gefühlsinnig auf die Handlung ein.

Nach der Pause ging es zunächst nach Böhmen und in die Welt des Zirkus mit dem Tanz der Komödianten "Die verkaufte Braut" von Bedrich Smetana. Im unvermeidlichen "Lied an den Mond" der Wassernixe Rusalka aus der Oper gleichen Namens von Antonín DvoÝák brillierte dann abermals Götz mit delikaten Pianotönen, obgleich sich der Mond über der Südstadtparkwiese partout nicht zeigen wollte.

Eine völlig andere Tür öffnet "Candide" von Leonard Bernstein, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Rauschhaft und voluminös gelang den Streichhölzern die spieltechnisch sehr anspruchsvolle Ouvertüre. "Glitter and be gay" heißt die Arie der Cunegonde, eine herrliche Verballhornung des Koloraturgenres, für die Götz genau den richtigen Ton fand.

Mit einem Medley aus Lloyd-Webbers "Evita" und dem immer wieder ergreifenden "Don’t cry for me, Argentina" endete das offizielle Programm. Klar, was als Zugabe noch kommen musste: "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen", heißblütig hinausgeschleudert in die Fürther Dunkelheit. Riesenjubel.

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