Gäste aus Limoges haben die Berufsschulen im Blick

7.10.2017, 15:00 Uhr
Gäste aus Limoges haben die Berufsschulen im Blick

© Foto: Thomas Scherer

Ein offizieller Empfang im Rathaus ohne Häppchen und ohne Wein oder Crémant? Jenseits des Rheins wohl undenkbar, in Fürth selbst zu Kärwa-Zeiten nüchterne Realität. Den augenzwinkernd tadelnden Hinweis von Stadtrat Maurice Guglietta dazu konterte Oberbürgermeister Thomas Jung ebenfalls nicht bierernst damit, dass man schließlich Deutschland repräsentiere. "Und da wird eben erst ab zwölf gegessen."

Die französischen Gäste hielten ihre Meinung dazu diplomatisch hinter dem Berg, vielleicht waren sie mit den Gedanken aber auch bereits beim abendlichen Aperitif am Limoges-Kirchweihstand und dem anschließenden Abendessen im Schwarzen Kreuz.

Beim Empfang am Vormittag bedienten OB Jung und sein Amtskollege Lombertie erst einmal gleichermaßen deutsch-französische Klischees: Hier die Autofahrernation, dort das Land des Savoir-vivre. Dass es darüber hinaus so viel mehr vom anderen kennenzulernen gibt, wissen hunderte Schüler, die in den vergangenen 25 Jahren zum Austausch "drüben" waren ebenso, wie die vielen engagierten Bürger, die diese Partnerschaft leben.

Ein Resultat daraus: Zum Jubiläum gab es heuer einen besonderen Jugendaustausch im Rahmen des Ferienprogramms. Während junge Franzosen in den Osterferien zu Gast waren, folgte der Fürther Gegenbesuch im Sommer. "Das stellt eine neue Qualität von Austausch dar", findet Fürths Partnerschaftsbeauftragte Hilde Langfeld, "weil über das Ferienprogramm andere Gruppen angesprochen werden als über die Schule."

Für Emile-Roger Lombertie sind es genau derartige Projekte, die die Partnerschaft am Leben halten. "Ich gebe lieber Geld für solche Besuchsprogramme oder kulturelle Veranstaltungen aus als für ein Haus", meinte der Bürgermeister im Hinblick auf das vor Jahresfrist geschlossene Lim. Er sei sich bewusst, dass viele frankophile Fürther darüber traurig seien, doch letztlich seien menschliche Begegnungen und Beziehungen wichtiger.

Dies sehen offenbar auch Vertreter der katholischen Kirchen in beiden Städten so. Sie beleben anlässlich des Jubiläums eingeschlafene Kontakte neu. Eine erste gemeinsame Veranstaltung ist ein zweisprachiger Gottesdienst am Samstag um 17.30 Uhr in der Kirche Unsere Liebe Frau. "Freundschaft zwischen Nationen fängt im Kleinen an", findet Dekan André Hermany, der zusammen mit seinem Amtskollegen aus Limoges die gemeinsame Verantwortung für Europa thematisieren möchte. Hermany hofft, damit einen Anstoß zu weiteren Treffen und gegenseitigen Besuchen der Kirchengemeinden zu geben.

Die Welt ein Stück weit besser zu machen und voneinander zu lernen, dies seien wichtige Ziele, denen sich im Übrigen auch die Politiker verschrieben haben. "Das deutsche Berufsschulwesen und das duale Ausbildungssystem gilt bei uns in Frankreich gerade als großes Vorbild", sagt Emile-Roger Lombertie. Deshalb werden er und seine Kollegen die kommenden Tage nicht von einem Festempfang zum nächsten eilen, sondern sich unter anderem an zwei Fürther Berufsschulen die dort praktizierten Ausbildungsprogramme und Lehrpläne genau erklären lassen. Ob sie allerdings die Kollegen im hiesigen Rathaus an ihrer Expertise teilhaben lassen, was die kulinarische Konzeption von Empfängen angeht, ist dagegen nicht bekannt.

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