Gedächtnis der Stadt wird zehn Jahre alt

15.6.2018, 11:00 Uhr
Gedächtnis der Stadt wird zehn Jahre alt

© Foto: Tanja Toplak-Páll

Frau Inspruckner, welchem Thema widmen Sie die Jubiläumsausstellung?

Brunhilde Inspruckner: Wir geben einen Überblick über alle Sonderausstellungen, die wir bislang gezeigt haben. Von jeder haben wir einige Exponate in den Vitrinen ausgestellt, zum Beispiel von der Teddybären- oder der Steiner Handwerksausstellung. Außerdem gibt es Nussknacker-Exponate, alte Poesiealben und Spielzeuge zu sehen. Diese Alltagsgegenstände verraten oft Überraschendes, und auch wir vom Verein lernen immer wieder dazu. Beispielsweise sind die Poesiealben ursprünglich eine studentische Erfindung. Die Studenten reichten sie unter den Kommilitonen herum. Erst später machten das auch die Mädchen mit Schulfreundinnen. Die Sprache in den Büchern und ihr Aussehen änderten sich, beides wurde blumiger.

 

Welche Erlebnisse sind Ihnen in diesen zehn Jahren im Gedächtnis geblieben?

Brunhilde Inspruckner: Wir haben mal eine Ausstellung über Kaffee gemacht: Da hat uns eine Frau 50 Kaffeemühlen überlassen, sie hatte eine eigene Sammlung. Das war sehr interessant. Und manchmal mussten wir auch improvisieren: Einmal stellten wir beispielsweise aus Horn gefertigte Schnupftabakdosen aus Puck in Polen, unserer Partnerstadt, aus. Kaum hatten wir die Ausstellung eröffnet, wurden die Exponate wieder von den Polen abgeholt. Grund war ein Übersetzungsfehler in der Organisation. Unser Vorstand hat sie dann abfotografiert und die Bilder ausgestellt, so konnten wir uns behelfen. Im Gedächtnis geblieben ist mir auch das jüngste Stadtfest. Da kamen an einem Tag 50 Besucher zu uns. Das waren zum Teil Touristen, teils ehemalige Steiner. Und sie liefen nicht einfach durch, sie schauten genau hin. Da ergaben sich sehr interessante Gespräche. Allgemein schön ist die Zusammenarbeit mit meiner Kollegin Elisabeth Hirschmeier, die bei jeder Ausstellung mithilft.

 

Wie viele Mitglieder hat der Heimat- und Kulturverein aktuell?

Brunhilde Inspruckner: Früher waren wir mal 220, heute sind es nur noch zirka 170 Mitglieder.

 

Gedächtnis der Stadt wird zehn Jahre alt

© Foto: Tanja Toplak-Páll

Woran liegt das?

Brunhilde Inspruckner: Wir finden kaum Nachwuchs. Unsere jüngsten Mitglieder sind knapp 50 Jahre alt. Einige sind weggezogen, aus dem Verein ausgetreten, einige sind leider verstorben.

 

Fehlt es den Jüngeren an Interesse?

Brunhilde Inspruckner: Das glaube ich nicht, das Interesse wäre schon da. Aber viele wollen sich eben nicht an einen Verein binden. Wir bemühen uns aber um Nachwuchs. Beispielsweise hat das Gymnasium Stein mit uns eine Aktion durchgeführt: Geschichten aus dem Koffer. Da haben Schülerinnen und Schüler alte Koffer und Gegenstände, etwa von den Großeltern, mitgebracht und in unseren Räumen ausgestellt. Wir haben außerdem beim Ferienprogramm der Stadt mitgemacht, da waren mehrere Jugendliche da. Und wir gehen auf die Schulen zu und verteilen Flyer. Wir merken aber, dass solche Projekte nicht ausreichen. Andere Museen haben technisch viel zu bieten, die Besucher können auch selbst etwas machen oder gestalten. Wir überlegen uns gerade neue Konzepte für die Zukunft, die sind aber noch nicht spruchreif.

 

Wie lange sind Sie schon dabei?

Brunhilde Inspruckner: Seit 1989, ich bin Gründungsmitglied. Angefangen habe ich als Kassiererin. Danach war ich 19 Jahre lang im Vorstand. Aber man sollte an seinem Sessel nicht kleben bleiben, finde ich.

 

Die Sonderausstellung "Zehn Jahre Heimatmuseum" dauert noch bis Dezember 2018. Das Museum ist jeden dritten Sonntag im Monat geöffnet. Eintritt frei.

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