Gedanken um ein Bürgerwindrad

15.2.2015, 06:00 Uhr
Gedanken um ein Bürgerwindrad

© Foto: Heinz Wraneschitz

Im vergangenen Jahr bestanden Pläne, bei Buchschwabach vier Windkraftanlagen zu bauen. Bisher wurde eines davon verwirklicht, für die anderen wären noch Flächen vorhanden. Aber nachdem die Firma Green City von einem weiteren Projekt abgerückt ist, fehlt ein Träger, der – eventuell zusammen mit der Marktgemeinde Roßtal – auch finanziell einsteigt.

Über die Gründung einer Genossenschaft zur Finanzierung eines Windrades sprach Wolfdieter von Trotha vom Genossenschaftsverband Bayern (GVB). Die zweite Option stellte Erich Wust von der Firma Wust — Wind und Sonne vor. Sein Vorschlag: Bürger geben ihre Anteile einer Kommanditgesellschaft, mit deren Hilfe sein Unternehmen das Projekt finanziert.

Platz in Buchschwabach

Als möglichen Standort würde eine Initiativgruppe aus Roßtaler Bürgern einen der drei noch unbebauten Plätze bei Buchschwabach sehen. Alternativ stünde in der Nähe von Clarsbach eine freie Fläche zur Verfügung. Dort soll ein Windrad mit einer Gesamthöhe von 199 Metern entstehen. Doch erst wenn die Investitionen für das Projekt geklärt sind, wird die Gemeinde zustimmen.

718 Energiegenossenschaften, sagte von Trotha, gebe es in Deutschland. Bei diesem Modell müssen die Bürger mindestens 30 Prozent des Geldes aufbringen, um das Projekt zu verwirklichen. Bei zirka 4,5 Millionen Euro Baukosten für ein Windrad entspräche dies einer Summe von 1,3 Millionen Euro. Der Rest des benötigten Kapitals kann von Banken, Vereinen, Unternehmen oder der Kommune kommen.

Sollte sich die Energiegenossenschaft nicht rechnen, würde jeder Teilhaber nur mit seinem Geld haften. Gewinne würden anteilsmäßig auf alle Investoren verteilt. Über Themen, die die Genossenschaft und ihre Projekte betreffen, stimmen alle Mitglieder ab. Hierbei hat jeder Geldgeber eine Stimme, egal wie viel Kapital er zugesteuert hat. Für Vorplanungen und die Gründung einer Genossenschaft sind, laut von Trotha, 2500 bis 4000 Euro nötig.

Für die Standorte bei Buchschwabach hat die Firma, die dort eigentlich einen Windpark errichten wollte, schon die nötigen Gutachten eingeholt. Also müssten die Bürger in der Genossenschaft nur noch mit den Grundstückseigentümern und der Herstellerfirma verhandeln.

Die Alternative, die Kommanditgesellschaft (KG), verwaltet das Projekt zusammen mit einer GmbH, zum Beispiel mit der Firma Wust – Wind und Sonne. Hierbei fallen die Kosten für eine Eintragung in ein Register oder für einen Notar weg. Sollte das Projekt scheitern, besteht die Möglichkeit, mit weniger Geld zu haften, als zu Beginn eingezahlt wurde.

Bei einer KG besteht, anders als bei der Genossenschaft, die Möglichkeit, Gemeindebürgern Vorrang bei der Investition zu geben. Die Stimmverteilung bei Entscheidungen richtet sich nach der Höhe der Kapitalanlage und nicht nach Köpfen.

Geld oder Ideale?

Mit der Art des Finanzierungsmodells ergibt sich in gewisser Weise auch der Zweck, den die Roßtaler in dem Bürgerwindrad sehen. „Bei einer KG investieren Sie in den Bau einer Windkraftanlage und bekommen dann Geld über den Verkauf des produzierten Stromes zurück“, erklärte Wust. „Bei einer Genossenschaft steht für die meisten ein ideeller Zweck im Vordergrund. Die Unterstützung der Energiewende oder die Unabhängigkeit von Kohle- oder Atomstrom“, sagte von Trotha. Letzten Endes müssen die Bürger selbst entscheiden, welche Option sie wollen. Bevor dies endgültig festgelegt wird, will die Initiativgruppe mit dem Gemeinderat über Themen wie Wirtschaftlichkeit oder den möglichen Standort diskutieren.

Die seit vergangenem Herbst geltende bayerische 10-H-Regelung für Windkraftanlagen würde zwar nicht alle Bauplätze zulassen, aber durch einen Bebauungsplan der Gemeinde kann dies umgangen werden.

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