Gegen Einsamkeit: Speed-Dating für Menschen ab 60

22.2.2018, 06:00 Uhr
Gegen Einsamkeit: Speed-Dating für Menschen ab 60

© Foto: Günter Distler

Um die große Liebe geht es nicht am Sonntag, 4. März. Aber um Menschen, mit denen man künftig gerne Zeit verbringt, beim Wandern, Reisen, Kaffeetrinken oder bei kulturellen Aktivitäten. Sie sollen beim "Speed-Dating 60+" zueinanderfinden. Es kann, so hofft Fürths Seniorenbeauftragte Christiane Schmidt, der Anfang neuer Bekanntschaften und Freundschaften sein.

Eingebettet ist die ungewöhnliche Aktion in die Gesundheitsmesse, die am übernächsten Wochenende über die Bühne geht. Das passt: Schließlich soll es den Fürthern auch seelisch gut gehen. Wird die Premiere gut angenommen, könnten solche Kennenlern-Runden häufiger stattfinden.

Weil sich im Lebensabschnitt ab 60 Jahren viele Menschen einsam fühlen, hat man schon in mehreren Städten mit Speed-Dating-Angeboten für diese Altersgruppe experimentiert. Mancherorts ging es tatsächlich darum, einen Partner zu finden – wie beim klassischen Speed-Dating, wo sich Menschen für wenige Minuten gegenübersitzen, bevor sie einen Stuhl weiter zum nächsten Teilnehmer, zur nächsten Chance für die Liebe, rücken. Wer mag, kann sich später verabreden.

In Fürth bevorzugt man die Freundschaftsvariante, mit der Nürnberg schon gute Erfahrungen gesammelt hat. Dort veranstaltete das Seniorenzentrum der Stadtmission – auf Initiative dreier Studentinnen – im Oktober das erste "Freunde-Speed-Dating" und wurde mit Anmeldungen überhäuft. Mit 20 Anfragen rechnete man, 60 waren es am Ende. Ein zweites Treffen wurde geplant.

Die Idee gefiel einigen Fürthern sehr gut: der Arbeitsgruppe "Reif fürs Leben", in der sich die Seniorenbeauftragte Christiane Schmidt mit Rudolf Koch (Referent für Altersfragen im Dekanat Fürth) sowie Friederike Süß sowie Ute Böttcher von der Caritas Gedanken macht, wie man glücklich alt wird. Bei der Gesundheitsmesse also soll nun das Ü60-Speed-Dating ausprobiert werden. "Es ist doch bei allen Menschen so, dass sie in den ersten Minuten spüren: Ist mir der sympathisch?", sagt Schmidt. Einige Anmeldungen gebe es schon.

Sind wir "Senioren?"

Das Konzept wurde etwas abgewandelt: Es werden nicht jeweils zwei Menschen zusammensitzen, sondern es wird Thementische geben, an denen Grüppchen mit den gleichen Interessen Platz nehmen können. Drei Themenbereiche sind geplant: 1. Kulturelle Angebote, 2. Essen/Trinken/Café, 3. Reisen/Wandern/Spazierengehen/Bewegung. Jeder kann auch von einem Tisch zum anderen wechseln.

Schmidt und ihre Mitstreiter sehen sich als Moderatoren, die helfen können, ins Gespräch zu kommen. Wer will, kann freiwillig Adressen austauschen. Bewusst hat Schmidt übrigens den Zusatz "60+" gewählt. Viele Menschen, die 60 Jahre oder älter sind, sind heute so fit und aktiv, dass sie sich mit dem Begriff "Senioren" nicht mehr identifizieren können. Die Arbeit mit der Zielgruppe ändert sich.

Einsamkeit aber bleibt für viele ein Problem, etwa wenn die Kinder nicht in der Nähe leben und der Partner oder Freunde schon verstorben sind. Vor allem an Senioren und pflegende Angehörige hat auch die britische Regierung gedacht, als sie jüngst den Kampf gegen Einsamkeit zu einem Ministeriumsressort machte. 200 000 Senioren im Land hätten höchstens einmal im Monat ein Gespräch mit einem Freund oder Verwandten, sagte Premierministerin Theresa May.

Schmidt hingegen sieht eher verschiedene Bereiche in der Pflicht, Vereinsamung zu verhindern: Soziales, Gesundheit, Stadtplanung. In Fürth setzt sie ebenso wie die Seniorenratsvorsitzende Inge Hartosch große Hoffnung in die Stadtteilnetzwerke, die entstehen sollen. Dort möchte sich der Seniorenrat auf jeden Fall einbringen.

Oberstes Ziel für Hartosch, die gerade wiedergewählt wurde, ist zudem, "möglichst vielen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen". Das sei leider oft auch eine Frage des Geldes. Umso wichtiger sei es, dass die Veranstaltungen des Seniorenrats günstig bleiben. Sponsoren können dabei helfen.

Das Freunde-Speed-Dating 60+ findet am 4. März von 14 bis 15 Uhr in der Haupttribüne im Ronhof, Laubenweg 60, statt. Die Anmeldung ist möglich bis Dienstag, 27. Februar, im Büro der Seniorenbeauftragten, Königstraße 112 (City-Center), Tel. 974 17 85.

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