Geheimnisvolles Grauen

19.9.2017, 18:00 Uhr
Geheimnisvolles Grauen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Mitten im Raum befindet sich ein Dschungel. Durch ein Bild schleicht ein Wolf. Zwischen gefiederten Palmenblättern lugt ein Gesicht hervor, die Augen verborgen im Schatten hinter dem Grün. "Weißt du noch, der Wolf?", zitiert der Informationszettel zur Ausstellung aus Sasa Stanisics Erzählung "Fallensteller", und die Frage mit ihren märchenhaft anmutenden Assoziationen passt gut zu Kathrin Hausels neuer Ausstellung.

Denn da ist etwas Geheimnisvolles, Mysteriöses in vielen der Bilder, die an den Wänden im Kulturort an der Uferpromenade hängen, etwas, das Fragen aufwirft und offen lässt. Was versucht die Frau auf dem Bild, die ihre Hände zu einem Fernglas gerundet hat, zu erspähen? Und sind die Blätter um ihren Kopf herum ihre Haare? Palmblätter und Kakteen tauchen immer wieder auf in Hausels Bildern, als Hintergrund oder als eine Art Vorhang, der nur einen Teilblick auf die Personen dahinter ermöglicht.

Getäuschte Sinne

Der Titel der Ausstellung, die am vergangenen Freitag mit einer Vernissage eröffnet wurde, lautet "Mata Forgana", und natürlich ist die erste Assoziation die Fata Morgana, die Sinnestäuschung, die einen zweifeln lässt, ob das, was man sieht, wahr ist. Diese Ambiguität spiegelt sich in den Augen auf Hausels Bildern wider. In dem Wolf, dessen Augen weißglühende Scheinwerfer in der Nacht sind.

"Gruslig", kommentiert eine Besucherin und thematisiert damit eine weitere Facette der Bilder und des Ausstellungstitels. "Matar" – das Verb bedeutet töten, vernichten, nerven, so informiert der Flyer zur Vernissage. Diese Gewalt, die Rohheit ist ein weiteres immer wiederkehrendes Motiv in Hausels Schaffen.

Da steht ein fast nackter Mann vor einer Wildnis von Zimmerpflanzen, und Blut strömt ihm aus der Nase. Warum, das bleibt, wie so oft, verborgen, das Bild gibt keinen Aufschluss darüber, stellt nur dar.

Verstörende Gesichter

Drastischer noch das Gesicht einer Frau mit blutender Nase und zerschundendem Mund, die Augen verschattet, blau unterlaufen, ein Gewaltopfer wohl. Das Unheimliche, das Gewalttätige, das Unverständliche, all das versteckt sich in den Gesichtern, den Figuren, den Nachtszenen, die Hausel in der Badstraße präsentiert.

Da passt es vielleicht ganz gut, dass es keine Laudatio im herkömmlichen Sinne gibt, keine Erklärungen und keine Auflistungen von Ausstellungen und Preisen der Fürther Künstlerin, sondern eine Performance in dem durchsichtigen Plastikzelt in der Mitte, das voll ist mit Pflanzen, ein kleiner Dschungel mitten in der Stadt, mitten im Raum.

Barbara Kastura und Michael Ammann sitzen einander gegenüber und kreieren Geräusche, die viel von dem aufnehmen, was Hausels Bilder ausmacht: Wildheit, Gefahr, Unbewusstes, Unaussprechliches, ein Fauchen, Quietschen, Gurren und Knurren, ein Ächzen und Würgen und zwischendurch Anklänge an Worte und an Musik – Gollum beim Fischessen vielleicht. Die Zuschauer um das Zelt und die in sich versunkenen Performer herum werden dabei zu Voyeuren, Zeugen einer geheimnisvoll bleibenden Handlung.

ZKathrin Hausel, "Mata Forgana", Kulturort Badstraße 8, Fürth, samstags und sonntags 12-18 Uhr, bis 8. Oktober.

Verwandte Themen


Keine Kommentare