Geldgeschenk strapaziert Stadtkasse

8.9.2011, 22:00 Uhr
Geldgeschenk strapaziert Stadtkasse

© Mark Johnston

Rund 3,4 Millionen Euro musste Fürth aufwenden, um 8,1 Millionen Euro Fördermittel einstreichen zu können. Rein rechnerisch hätten der Kommune nur 6,6 Millionen Euro zugestanden. Was die Stadt veranlasste, sich so weit aus dem Fenster zu hängen, war der Fördersatz von 87,5 Prozent.

„Bei so einer Zuschussquote muss man einfach zugreifen“, betonte Oberbürgermeister Thomas Jung in seiner gestrigen Bilanz zum Abschluss der Fürther Förderprojekte. Und Regierungspräsident Thomas Bauer bekräftigte: „Eine derart hohe Förderung wird es so bald nicht mehr geben.“

Energie gespart

Rechnen wird sich der Aufwand, so Jung, langfristig durch die Energieeinsparung. Denn gefördert wurden in erster Linie energetische Sanierungen. In den sanierten Gebäuden kann der Energieverbrauch nahezu um die Hälfte zurückgefahren werden. Während im Rathaus Wärme aus Abwasser genutzt wird, verhindern neue Fenster und Wärmedämmung andernorts, dass teure Energie nutzlos verloren geht.

Konkret wurden mit Konjunkturpaketmitteln neben dem Rathaus das Schloss Burgfarrnbach, die drei Fürther Gymnasien, das Vacher Schulhaus, die Seeackerschule und die Kindergärten am Klinikum und in der Westlichen Waldringstraße Stadelns aufgemöbelt. Durch die Bank Maßnahmen, die sich sehen lassen können, wie der Technische Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft, Ralf Röder, meint. Als besonders gelungen stuft er die Sanierung des ehemaligen Eichamtes neben der Wolfsgrubermühle an der Pegnitz ein, das vom Heinrich-Schliemann-Gymnasium genutzt wird. Aber auch die Turnhallen-Renovierung am Tannenplatz und die neue Hülle der Seeackerschule seien vorbildlich bis ins Detail.

Den Regierungspräsidenten beeindruckt auch die Mischung der Maßnahmen: Selbst kleinere Objekte wie die Vacher Schule und Kindergärten sind zum Zug gekommen. Gleichwohl hält der Regierungspräsident die Zeit finanzieller Kraftakte jetzt für beendet und gibt für Fürths Investitionsvorhaben die Parole aus: „streichen, strecken, schieben“. Die Notwendigkeit eines rigorosen Sparkurses müsse der Bevölkerung plausibel gemacht werden.

Jung pflichtet ihm bei und hält dafür, dass die meisten Fürther Schulhäuser in den letzten Jahren bereits saniert worden sind. Und auch beim Straßenbau habe die Stadt schon vieles abgearbeitet. „Wir können und müssen in vielen Bereichen zurückfahren“, meint der OB. Die restlichen Schulen, zu denen Jung die Rosenschule zählt, würden nacheinander in Angriff genommen.

Eine besondere Herausforderung der Fürther Förderprojekte lag in der weitgehend unter Denkmalschutz stehenden Bausubstanz. In enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege mussten hier Lösungen der Sanierungsaufgaben gefunden werden, die dem Charakter der Gebäude Rechnung trugen. Schwierig war das insbesondere beim Anbau der zum Brandschutz vorgeschriebenen zusätzlichen Fluchtwege.

Enormer Zeitdruck

Weil die 2009 bereitgestellten Fördermittel nur gewährt werden, wenn die Maßnahmen bis Ende 2011 abgerechnet sind, kam die Stadt mit ihrer Auftragsfülle unter Zugzwang. Schließlich hatten auch viele andere Kommunen Projekte angemeldet, wodurch die Kapazitäten der Handwerksfirmen schnell ausgeschöpft wurden. In Fürth konnten dennoch alle Vorhaben termingerecht abgearbeitet werden.

„Mustergültig“ nennt der Regierungspräsident das zügige Fürther Vorgehen. Konsequent seien Zukunftsbereiche wie Schulen und Klimaschutz gefördert worden. Von den Aufträgen profitiert habe aber auch der Mittelstand. Im Regierungsbezirk Mittelfranken sind mittlerweile 42 Prozent der zur Förderung angemeldeten 334 Projekte komplett abgeschlossen und 64 Prozent der Fördermittel ausbezahlt.

Insgesamt 195 Millionen Euro des 80 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets für Deutschland sind Mittelfranken zugestanden worden. Die Nachfrage war gewaltig. 1119 Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen von 840 Millionen Euro wurden angemeldet. Das Förderprogramm war laut Bauer damit vierfach überzeichnet, im Schulbereich sogar fünffach. Dass Fürth dennoch überproportional zum Zug gekommen ist, spricht, so der Regierungspräsident, für die Qualität der angemeldeten Projekte. Doch jetzt müsse finanziell ein Umdenken einsetzen.

 

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