Gemeinsame Suche nach den jüdischen Wurzeln

14.11.2018, 06:00 Uhr
Gemeinsame Suche nach den jüdischen Wurzeln

© Hans-Joachim Winckler

Bis sie in der Shoah ausgelöscht wurden, waren die jüdischen Gemeinden in Franken ein in Zahl, Dichte und Zusammensetzung deutschlandweit einzigartiger Kosmos. "Fast jedes Dorf, vor allem in Unter- und Mittelfranken, hatte eine eigene Synagoge", sagte die Leiterin des Jüdischen Museums Franken, Daniela Eisenstein, beim Pressetermin im Museum. Um dies zu zeigen und die Erinnerung wachzuhalten, haben sich vier Leader-Aktionsgruppen zur Kooperation "Spuren jüdischen Lebens in Westmittelfranken" zusammengeschlossen.

Im Zuge des Projekts sollen Zeugnisse jüdischer Geschichte wie beispielsweise Synagogen, Schulen, Friedhöfe oder Mikwen dokumentiert und die Ergebnisse veröffentlicht werden, erläuterte Landrat Matthias Dießl. Neben dem Fürther Landkreis werden sich die Leader-Aktionsgruppen Romantische Straße, Aischgrund und Hesselberg daran beteiligen.

Gemeinsam planen sie Veranstaltungen und Exkursionen in die jeweiligen Partnerregionen. "Das daraus entstehende Netzwerk soll mindestens einmal im Jahr tagen und weitere Ideen entwickeln", sagte Johannes Hellenschmidt beim offiziellen Auftakt im Jüdischen Museum Fürth. Hellenschmidt ist der stellvertretende Vorsitzende der Leader-Gruppe "Region an der Romantischen Straße", die das Projekt federführend betreuen wird.

Vor allem aus den USA

Das daraus gewonnene Wissen soll in Form eines Buches mit Bild- und Kartenmaterial anschaulich aufgearbeitet werden. In weiteren Teilprojekten erfolgen dann Maßnahmen, die das Thema wissenschaftlich aufgreifen und der musealen Öffentlichkeitsarbeit in der Region dienen.

Hellenschmidt, der auch Bürgermeister der Gemeinde Ohrenbach im Landkreis Ansbach ist, betonte zudem, dass das Vorhaben wertvoll für Touristen sein kann: "Heute suchen viele Juden aus der ganzen Welt und insbesondere aus den USA in Mittelfranken ihre Wurzeln. Dieses Projekt soll helfen, diese Suche zu erleichtern." Innenpolitisch möge es dazu beitragen, der "schlimmen Entwicklung eines wieder offen im Land zutage tretenden Antisemitismus entschieden entgegenzutreten", so Matthias Dießl.

Die ursprüngliche Netzwerkidee "Spuren jüdischen Lebens in Westmittelfranken" wurde erstmals im Rahmen der Publikationsreihe "Franconia Judaica" nach außen getragen. Eine vom Bezirk Mittelfranken veranstaltete Tagung zu dem Thema machte deutlich, dass eine umfassende Zusammenarbeit verschiedener Regionen notwendig ist. Anfang 2017 fand dann ein Austausch mit ehrenamtlichen Akteuren, beteiligten Gemeinden und Institutionen statt, die sich nun in Fürth erneut getroffen haben.

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