Gewächshäuser im Knoblauchsland: Gegenwind für Bauern

25.6.2016, 06:00 Uhr
Vielen Bürgerinitiativen ein Dorm im Auge. Die Gewächshäuser im Knoblauchsland.

© Hagen Gerullis Vielen Bürgerinitiativen ein Dorm im Auge. Die Gewächshäuser im Knoblauchsland.

Die schöne Sicht darf nicht verstellt werden: Wer in Nürnberg stadtauswärts nach Norden unterwegs ist, für den wirken rechts der Erlanger Straße die Kraftshofer Wehrkirche und das Neunhofer Schloss als prominente Hingucker. 2014 beschloss der Stadtplanungsausschuss, dass neue Gewächshäuser die Optik nicht verschandeln dürfen. Ein Landwirt wurde per Veränderungssperre daran gehindert, dorthin ein drei Hektar großes Treibhaus zu setzen. Auf der anderen Seite der Erlanger Straße dürfen allerdings weiterhin Gewächshäuser ungeregelt aus dem Boden schießen.

Vollerwerbsbauern haben im Außenbereich ein Baurecht. Zwischen 2008 und 2013 stieg die Fläche unter Glas im Knoblauchsland von 57 auf 79 Hektar. Seit langer Zeit bastelt die Stadt schon an einem Masterplan für das Gemüseanbauland im Norden.

Die Landwirte reagieren. Stefan Scherzers Betrieb in Lohe baut Gurken und Tomaten an. 2014 errichtete er zusätzlich ein zehn Hektar großes Treibhaus bei Dinkelsbühl.

Widerstand gegen Tomatenanbau

Auf einem acht Hektar großen Acker bei Obermichelbach im Landkreis Fürth wollen die Gemüsebauern Boss und Scherzer aus dem Knoblauchsland nun ein riesiges Gewächshaus realisieren, um dort Tomaten zu produzieren. Dagegen regt sich Widerstand. 597 Unterschriften hat die Bürgerinitiative "Agrarfabrik in Obermichelbach – Nein Danke!" gesammelt. Durchgeführt werden soll ein Bürgerentscheid, denn der Bau verunstalte "unser Orts- und Landschaftsbild". Es gehe nicht um Landwirtschaft im herkömmlichen Sinne, sondern um eine "hochindustrialisierte Agrarfabrik mit immensem Energiebedarf".

Der Gemeinderat hat der Bauvoranfrage schon mal grünes Licht signalisiert. Zuständig, so Bürgermeister Herbert Jäger, ist das Landratsamt, das bereits auf die Rechtslage bei solch "privilegierten Bauvorhaben" im Außenbereich hingewiesen habe.

Das Knoblauchsland wächst auch bis zum Landkreis Roth: Auf fünf Hektar, groß wie acht Fußballfelder soll das Riesen-Gewächshaus mit Betriebswohnungen für Arbeiter aus Osteuropa werden, das der Stadtrat von Abenberg erst diese Woche befürwortet hat. Die Gemüsebauernfamilie Drechsler aus dem Knoblauchsland hat zwar einen "überparteilichen Initiativkreis für eine lebenswerte Heimat" gegen sich, doch für die Kommunalpolitiker überwiegen die Vorteile.

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