Gitarrenmädchen Rabhansl wird zur Powerfrau

14.11.2017, 19:00 Uhr
Gitarrenmädchen Rabhansl wird zur Powerfrau

© Foto: Markus Kohler

"Du sagst, das Wetter wär’ so schön ohne Regen." Jeder kennt dieses "Du", von dem Karin Rabhansl singt, diese eine Person, die immer alles negativ sieht, sich nicht mehr freuen kann, die auf den Regen wartet, "auch wenn die Sonne scheint".

Rabhansl, in kurzem Jeansoverall mit den bunten Ringelsocken, ihrem Markenzeichen, auf der Bühne der Kofferfabrik, sieht nicht so aus, als ob schlechtes Wetter sie aufhalten könnte. Sie bringt eine Klarheit und Geradlinigkeit mit, die sich auch in ihrem Gesang zeigt, in der schnörkellosen Stimme, mit der sie ihre bayrischen und hochdeutschen Texte singt. Begleitet wird sie von den Mitgliedern der nach ihr benannten Band. Chris Kilgenstein an der E-Gitarre, Simon Weber am Schlagzeug und Wolfgang Bauer am Bass spielen sich schon in den ersten Minuten in ein High, das den ganzen Abend hindurch anhält.

Auf dem Programm stehen Songs von Rabhansls drittem Album "Anna" (ihr zweiter Name), mit dem sie gerade durch Deutschland tourt. Als "Gitarrenmädchen" bezeichnet sie sich selbst; sie macht Lieder, die im Bereich des Pop angesiedelt sind, aber immer wieder andere Genres streifen, mal rockig oder punkig daherkommen, mal fast nach Schlager klingen.

Prallgefüllt mit Geschichten sind ihre Texte, entstanden aus eigenen Erfahrungen, gesammelt in außergewöhnlichen Momenten und im Alltag — so heißt es zumindest in der PR-Lyrik zum neuen Album. In der bestens besuchten "Koffer" lässt sich das kaum überprüfen: Rabhansl und Kollegen gehen rockig und laut zu Werke, die Texte bleiben vor lauter Druck auf der Strecke, die Stimme der Chefin übertönt die Musik manchmal kaum. Schade.

Immerhin erfährt das Publikum so einiges aus Rabhansls launiger Moderation: Wie sie nach ihrem Umzug nach Nürnberg mit leerem Kühlschrank in der neuen Wohnung sitzt und wie daraus ein Lied entstand, oder dass sie für ihren Auftritt in der Kofferfabrik ihre Seele verkaufen musste. "Wenn i tot bin, muss i zum Teufel" singt sie, schickt aber in einem ihrer ältesten Lieder dann doch lieber den treulosen Exfreund höllenwärts.

Diesen Songs voller Energie und Power wird im Mittelteil des Abends die Trostlosigkeit eines Herbsttags entgegengesetzt, eines Lebens, das zu Ende geht, eines Menschen, der "alloa" ist, wie der Refrain es ständig wiederholt, bis das Wort im Raum nachhallt. Dann aber stimmt sie ihre Gitarre aus der "Herbststimmung" wieder um, und die Band stimmt das nächste laute Lied an.

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