Glücklich beim Gnadenlos Grand Prix

7.7.2012, 16:20 Uhr
Glücklich beim Gnadenlos Grand Prix

© Hans-Joachim Winckler

Auf der Homepage versuchte die Comödie, die das Spektakel zum elften Mal veranstaltete, den Kandidaten Mut zu machen: „Nichts ist schlimmer als Feigheit!“, heißt es da. Wirklich? Man kann das anders sehen, wenn man auf der Bühne steht und in ein Meer aus roten Karten blickt, auf denen es heißt: "Und tschüss!" Beim Gnadenlos Grand Prix ist das Publikum die Jury. Und wenn es schlecht läuft, heben sich Hunderte, vielleicht Tausende roter Karten in die Höhe. Zweifel bleiben dann keine mehr.

Schlecht läuft es dann tatsächlich für den armen Kandidaten, den Moderator Volker Heißmann gegen 20.15 Uhr auf die Bühne bittet. Er trägt Jeans, ein weißes Hemd, eine Gitarre. „Oh mein Gott, das ist bestimmt so ein Schlagersänger“, sagt eine junge Frau im Publikum. Skeptische Blicke werden mit den Freundinnen ausgetauscht, als die ersten Takte des selbstkomponierten Lieds „Irgendwann“ erklingen. Nach einer halben Minute hat der Sänger Gewissheit und bricht mit selbstkritischen Worten ab: „Oh, die Gitarre war scheiße und der Gesang auch.“

Auch Sarah und Alex tun sich den Gnadenlos Grand Prix an. Allerdings wissen die beiden, wie gut es sich anfühlt, wenn das Publikum begeistert ist: Das Duo hat im vergangenen Jahr gewonnen. Diesmal versuchen sie ihr Glück mit dem Chartstürmer „Ai Se Eu Te Pego!“ und können beobachten, wie es dem Publikum in den Knien kitzelt, wie die ersten mittanzen und mitsingen.

Daniel Carr ist der nächste, auch er hat den Gnadenlos Grand Prix schon mal gewonnen, sogar Fernseherfahrung bringt er mit; bei der ersten Staffel der RTL-Show „Supertalent“ 2007 stand er im Finale, heute kann man ihn zum Beispiel für Hochzeiten buchen.. „Wow, der ist voll gut“, sagt eine Jugendliche, die seine Soul-Stimme bis dato nicht kannte. Bald kreischt auch ihre Freundin vor Begeisterung, und wer dachte, der Gnadenlos Grand Prix sei eine Ansammlung skurriler Gestalten und ein Fest der Schadenfreude, merkt jetzt: Neben denen, die ihr Talent noch entdecken müssen, stehen auch Leute auf der Bühne, die was drauf haben. Auch Moderator Volker Heißmann, der an dem Abend in Hochform ist, schnippt bei Carrs Auftritt mit den Fingern, während sein Kopf im Takt wippt.

Carr zieht ins Finale ein, und ihm werden an diesem Abend noch viele folgen: Ein ums andere Mal entscheiden sich die Fürther mehrheitlich für die grünen Karten ("Super!"), etwa bei Fabian Scheuerlein, der mit „Cello“ begeistert und auf FN-Nachfrage gesteht, dass ihm vor dem Auftritt "ganz schön die Pumpe ging", und bei Julia Göttler, die mit „In the arms of an angel“ bezaubert. "Letztes Jahr standest du noch hochschwanger auf dieser Bühne", erinnert sich Heißmann. "Dem Baby geht es gut", versichert Göttler.

Eine Pause nutzt Heißmann, um ein paar Gedanken über den aktuellen Konflikt in der Gustavstraße zu äußern: Manchen Anwohnern sei es zu laut, "sie denken, wir müssten um 22 Uhr ins Bett gehen". Heißmann: "Um elf wollen wir alle unsere Ruhe haben, wenn wir zu Hause sind. Aber ich denke, bis um elfe kann man in einer Großstadt draußen sitzen und ein Bier trinken." Das Publikum jubelt zustimmend.

Mit einem Gastauftritt geht es weiter: Julian Pecher — ehemaliger Gnadenlos-Sieger und „Supertalent“-Finalist 2011 — betritt die Bühne. Entzückte weibliche Fans kreischen in den ersten Reihen. Heißmann will wissen, wie nah man in der RTL-Show Dieter Bohlen kommt. Pecher: „Ich weiß, wie er ausschaut.“ Nach drei Songs stimmt er das derzeitige Lieblingslied der Fürther an: „Nie mehr... Zweite Liga“ und erobert damit auch die Herzen der männlichen Gäste.

Dorothy Spencer ist an diesem Abend auch wieder mit von der Partie und bringt das Publikum zum Glucksen: Sie tanzt mit Leidenschaft und im Katzenoutfit zu "Memory" aus Cats - allein die Grazie fehlt, wenn sie sich dreht und über den Boden rollt. Die roten Karten gehen nach oben: "Heute reicht es leider nicht", sagt Heißmann. "Hast du das auf dem Küchenboden geübt?" Dorothy soll es nicht schwer nehmen: Es seien halt sehr viele Kunstbanausen unter den Zuschauern.

Als letzte Kandidatin ist Alexandra Radloff dran. Die 21-jährige Nürnbergerin singt das wenig bekannte Lied „The story“ — und bekommt den lautesten Applaus, knapp vor Florian Frühbeiss ("Brenna tuat's guat"). Damit gehört  Alexandra Radloff der Preis, ein 1000-Euro-Gutschein eines Möbelhauses. „Den kann ich gut gebrauchen“, sagt sie überglücklich, „ich ziehe nämlich nach Berlin.“ Dort besucht sie ab Herbst eine Musicalschule.

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