Glückwunsch zum runden Geburtstag, Internet!

17.3.2019, 10:00 Uhr
Glückwunsch zum runden Geburtstag, Internet!

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"Das Internet ist nur ein Hype." Bill Gates sprach diese nicht ganz korrekte Analyse anno 1993 aus – und irrte sich gewaltig. Heute ist schätzungsweise weit über die Hälfte der Weltbevölkerung online. Noch nie in der Geschichte der Menschheit war es möglich, auf geballtes Wissen so schnell zugreifen zu können. Der Wissenschaftler Tim Berners-Lee wollte zunächst nur seinen Kollegen die Verständigung erleichtern und ahnte vermutlich selbst nicht, dass er gerade die Grundlage für das World Wide Web gelegt hatte. Die erste Reaktion seiner Chefs war verhalten und dann – ging alles ziemlich schnell.

Tamara Feigl ist genauso alt wie das Internet und kann sich nur "dunkel erinnern, wie das war, als ich noch recht klein war". Zuhause habe es zwar lange keinen Computer gegeben, doch als einer Einzug hielt, wurde er begleitet von einem Gerät, das sich deutlich bemerkbar machen konnte: "Das Modem hat immer so laute Geräusche von sich gegeben." Einfach war der Weg ins weltweite Netz zunächst nicht: "Es hat ewig gedauert, bis sich eine Seite aufgebaut hat und ich weiß noch, wie meine Mutter immer sagte: Geht bitte mal raus aus dem Internet, ich will telefonieren."

"Bei uns gab es dann relativ bald einen Splitter, damit man beides gleichzeitig tun konnte", sagt Ehemann Michael Feigl (39). Der klassische Computer spielt für ihn heute privat kaum mehr eine Rolle. "Das meiste macht man inzwischen ja auf dem Smartphone." Die junge Familie hat zwar noch einen Rechner in der Wohnung, doch der, sagt Tamara Feigl, kommt eigentlich nur bei besonderen Aufgaben zum Einsatz: "Wenn ich zum Beispiel Bilder bearbeite oder Foto-Kalender zusammenstelle."

Auch Tobias Neumann (24) hat noch vor Augen, wie sich der Einzug der neuen Kommunikation gestaltete: "Meine erste Erinnerung ist tatsächlich, wie meine Eltern vor dem Gerät saßen und gehofft haben, dass sie über die Steckdose eine LAN-Verbindung hinbekommen – und dass die für eine Weile hält." Der Bildschirm, der zu diesem PC gehörte, hatte einen so langen Korpus, dass ein extra Tisch gebraucht wurde, der groß genug für das Ding war. Für Tobias Neumann gab es später Spaß mit ersten Spielen wie Minesweeper oder Pinball.

Seine Freundin Anna-Paola Soru (25) fand zunächst einmal Solitär ziemlich spannend und schaute auf die Seiten von SchülerVZ. Ein frühes soziales Netzwerk, das längst Geschichte ist und vor sechs Jahren abgeschaltet wurde, weil viele Benutzer zu Facebook abgewandert waren. "Da bin ich heute auch noch", erklärt Anna-Paola Soru, "aber ich poste nicht viel." Nachrichten verschickt sie lieber mit WhatsApp und ansonsten ist sie sicher: "Es ist wahrscheinlich gesünder, wenn man sich da ein bisschen heraushält."

Solche Gedanken gehören zum großen Stichwort Medienkompetenz und dafür hat Jürgen Fehn sich eingesetzt. Der 71-Jährige engagierte sich als Lehrer an der Leopold-Ullstein-Realschule zum Beispiel intensiv für die Meko-Klassen und richtete als einer der Ersten ein virtuelles Klassenzimmer ein: "Da konnten sich die Schüler über Hausis austauschen oder Projektarbeit machen." Ihm sei früh klar geworden, welcher Nutzen und Wert im Internet stecken kann, immer vorausgesetzt, dass "es richtig benutzt wird". In seinem Klassenzimmer wurden schon früh "fünf bis sechs Computer installiert", um den Umgang mit diesem Medium zu lernen und zu üben. Ein Satz, sagt Jürgen Fehn, war ihm aber auch stets wichtig: "Zur Medienkompetenz gehört manchmal auch Abstinenz."

Für Ehefrau Sabine Fehn (48) ist das Internet bis heute vor allem von praktischem Nutzen. Abgesehen vom Einsatz eines Computers im Beruf findet sie privat vor allem die Möglichkeit gut, zum Beispiel einen Urlaub planen zu können und sich dabei schon mal einen Eindruck vom gewählten Ziel machen zu können, während man daneben die anvisierten Hotels vergleicht.

Vor zehn Jahren kam Peter Haase der erste Computer in die Wohnung. Der 75-Jährige hat zwar einen Internet-Anschluss, geht aber nicht allzu oft ins Netz: "Ich guck’ vielleicht mal nach, wie die Löwen gespielt haben oder schau’, ob es was Neues gibt." Vermissen würde er das Internet nicht: "Das würde mir wirklich nicht fehlen, weil ich lange genug ohne gelebt habe."

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