Goldfische mischen Fürther Weiher auf

10.4.2016, 10:00 Uhr
Goldfische mischen Fürther Weiher auf

© Foto: Hans Winckler

Diplom-Biologe Klaus Schneider, im Grünflächenamt zuständig für die Stadtökologie, nimmt an, dass jemand seinen Gartenteich abgefischt und die darin lebenden Goldfische im Eschenau-Weiher am Europakanal ausgesetzt hat. Fakt ist: Weil sich die neuen Bewohner vermehren „wie die Karnickel“, wird das Gewässer, ein nach dem bayerischen Naturschutzgesetz besonders geschütztes Biotop, jetzt von „unglaublich vielen“ Goldfischen, und zwar von „relativ kleinen Exemplaren“ bevölkert.

Das wäre vielleicht nicht schlimm. Allerdings stellen die zur Familie der Karpfen zählenden, ursprünglich aber aus Asien stammenden Allesfresser nach Schneiders Darstellung eine existenzielle Gefahr für heimische Tierarten dar. So rotten Goldfische im befallenen Gewässer Kleinfischarten und bedrohte Amphibien wie den Kammmolch oder den Laubfrosch aus. Sie vertilgen zwar nicht die erwachsenen Tiere, aber deren Nachwuchs, also Eier, Larven, Kaulquappen. Ebenfalls unerfreulich ist der Appetit von Schleierschwanz, Perlschupper, Löwenkopf, Himmelsgucker und Co. auf Kleintiere wie Wasserflöhe. Denn die säubern das Wasser, indem sie es ständig filtern.

Von Naturschützern erhielt das Grünflächenamt diese Woche den Hinweis, dass neuerdings Fremde den Weiher beim Schneggerlas-Steg bewohnen. Klaus Schneider geht gar nicht davon aus, dass die Goldfische in einer Nacht-und-Nebel-Aktion dort hingebracht wurden. Er glaubt vielmehr, dass „falsch verstandene Tierliebe oder einfach Unkenntnis“ das Motiv waren, und bittet deshalb darum, Goldfische nicht in Naturgewässern auszusetzen, um die heimische Artenvielfalt nicht zu zerstören.

In der Eschenau gab es übrigens einmal drei Weiher, die früher für die Fischzucht genutzt wurden. Vor Jahren erwarb die Stadt das Grundstück, das Schneider zufolge inzwischen ein wertvolles kleines Biotop ist. Von den verlandeten Weihern habe das Grünflächenamt zusammen mit dem Landschaftspflegeverband 2014 einen entschlammt und neu geflutet.

Der Umstand, dass sich das Gewässer gerade in einer Erholungsphase befindet, macht es aus der Sicht des Experten besonders schwer, der aktuellen Goldfischplage Herr zu werden. Denn ein erneutes Ablassen des Wassers käme zu einem denkbar ungeeigneten Zeitpunkt. Dabei lassen sich Goldfischschwärme grundsätzlich „nur mit sehr großem Aufwand“ aus Weihern entfernen. Schneider sagt es so: „Bleibt beim Abfischen nur ein einziges Pärchen zurück, geht’s gleich wieder los. . .“ Bleibt noch die Möglichkeit eines gezielten Besatzes mit Raubfischen, etwa mit Hechten und Welsen. Nur: „Die schnappen sich auch wieder Kaulquappen und Libellenlarven.“ Wie das Grünflächenamt den Goldfisch-Schlamassel lösen will, ist momentan noch offen.

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