Gottesdienst im Rohbau

18.10.2016, 06:00 Uhr
Das Dekanat Siha liegt an den westlichen Hängen des Kilimanjaro.

© nn Das Dekanat Siha liegt an den westlichen Hängen des Kilimanjaro.

Seit 1995 besteht die Partnerschaft zwischen dem Evangelischen Dekanat Siha in der Norddiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Tansania. Das Dekanat Siha liegt an den westlichen Hängen des Kilimanjaro und reicht bis in die Massai-Steppe. Nachdem Gäste aus Tansania Landrat Matthias Dießl besucht hatten, revanchierte sich dieser und verbrachte heuer fünf Tage in dem ostafrikanischen Land. Zusammen mit Pfarrer Matthias Kietz und Dagmar Pirner, die sich seit Jahren für die Partnerschaft engagieren, lernte er das Land auch abseits von Klischees kennen.


Das Dekanat Fürth unterstützt derzeit eine Krankenstation mit angeschlossenem Mutter-Kind-Haus, einschließlich einer Geburtsstation. Wichtig ist der Beitrag der Krankenstation zur Gesundheitsvorsorge, Familienplanung und Verhütung von Aids in dieser Gegend. Dießl konnte sich vor Ort vergewissern, dass die zahlreichen Spenden der Gemeindemitglieder aus dem Fürther Land auch ankommen.

"Ich hatte den Eindruck, dass hier kein Geld versickert", sagte Dießl. Das neue Ultraschallgerät verbessere die Situation schwangerer Frauen. Und man habe auch daran gedacht, dass Personal vor Ort ist, das das Gerät bedienen kann. Einen deutlich schlechteren Eindruck machte ein staatliches Krankenhaus auf Dießl, das zwar über einen Chirurgen, aber nicht über einen Operationssaal verfügte. Innerhalb staatlicher Strukturen sei Korruption deutlich spürbar, während kirchliche Hilfe eher bei den Menschen ankomme.

Auch das kirchliche Leben lernte Dießl während seiner Reise kennen. "Gottesdienste sind dort ein bisschen lebhafter als hier zu Lande", berichtete er. Chöre und Orchester spielen eine große Rolle. Ebenso die Kollekte, denn Kirchen erhalten keine Steuergelder. Wer kein Geld geben kann, spendet Naturalien. Diese werden nach dem Gottesdienst an den Meistbietenden versteigert. "So spart man sich den Weg zum Markt", sagte Dießl.

Während in Deutschland darüber nachgedacht wird, Kirchen zu schließen, wachsen die Gemeinden in Tansania. Nach dem ersten Gottesdienst um 7.30 Uhr stand der nächste schon um 10.30 Uhr auf dem Programm – mit 300 Menschen in einer Kirche, die noch ein Rohbau war. "Dort wird oft solange gebaut, wie das Geld reicht", erklärte Dießl, der von vielen unfertigen Gebäuden berichtete.


Aufgrund der hohen Aidsrate leben im Partnerdekanat Siha viele Waisenkinder. Sie müssen betteln gehen und werden oft Opfer von Missbrauch. Mit Hilfe des Fürther Dekanats konnte in dem Ort Fuka eine Schule für über 400 Kinder gebaut werden, von denen zwei Drittel Waisenkinder sind. Dank eines angeschlossenen Internats konnten einige dieser Kinder von der Straße geholt werden.

Mehr Informationen zu der Partnerschaft gibt es unter fuerth-evangelisch.de/eine-welt/partnerschaft-siha/

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