Grausames Ende im Feuer von Langenzenn

28.6.2016, 06:00 Uhr
Grausames Ende im Feuer von Langenzenn

© Foto: Mittelalterliches Kriminalmuseum

Auch in protestantischen Gebieten wie dem Markgrafentum Ansbach gab es Hexenverfolgungen. Die Neuphilologin Traudl Kleefeld aus Erlangen recherchiert schon viele Jahre lang auf diesem Gebiet und trug im Gemeindesaal ihre Forschungsergebnisse zu den Langenzenner Hexenprozessen vor. Im Vordergrund standen dabei nicht die grausigen Details von Folter und Hinrichtung: Kleefeld verdeutlichte, warum die Leute an Hexerei glaubten und wie daraus eine theologische und kriminalistische Ideologie entwickelt wurde.

Grausames Ende im Feuer von Langenzenn

© Foto: Peter Kunz

An erschütternden Einzelschicksalen zeigte sie, wie dieser Wahn ab 1500 enorm an Dynamik gewann, „wie eine Spirale, die sich immer schneller drehte“. Dabei konnte Kleefeld mit einigen weitverbreiteten Vorurteilen aufräumen, etwa, dass es ausschließlich Frauen – vor allem „weise“ waren, die verfolgt wurden. Auch Männer und sogar Kinder waren Opfer, aber natürlich waren Außenseiterinnen besonders gefährdet, ins Visier der Behörden zu geraten.

Die Verfolgungen waren auch kein Phänomen des Mittelalters, wie viele meinen. Abgesehen davon, dass der Hexenglaube auch heute noch in einigen Gesellschaften existiert, wütete der Hexenwahn bei uns vor allem in der frühen Neuzeit, im 16. und 17. Jahrhundert. Eine Krisenzeit, in der angeblicher „Schadenszauber“ von Hexen, die mit dem Leibhaftigen im Bunde stehen, als Erklärung für die Folgen von Krankheit, Klimaveränderung und Kriegen herhalten musste.

„Ohne Gnad‘“

Vor allem in den benachbarten katholischen Bistümern fanden „Hexenjagden“ statt, die zu den schlimmsten in ganz Europa zählen. Aber auch lutherische Landesherren wie der Markgraf Georg-Friedrich wollten das fiktive Hexenwesen „ohne Gnad' und Barmherzigkeit“ ausrotten. Bis zu seinem Tod im Jahr 1603 wurden in seinem Herrschaftsbereich etwa 100 Menschen wegen „Trutterei“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt, unter anderem in Langenzenn.

Die Opfer waren in der Regel keine Langenzenner, sondern stammten aus dem gesamten Gerichtsbezirk, wie die mutige Barbara Hörnlein aus Weiterndorf, die vor dem kaiserlichen Gericht gegen ihren Denunzianten klagte – auch das gab es. 1590 wurde sie trotzdem in Langenzenn auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Tödliche Lawine

Denn wer einmal in den Fängen von Justiz und Folterknechten landete, war so gut wie verloren. Die Verdächtigen wurden gefoltert, bis sie absurde Verbrechen und Teufelsbünde gestanden – denn ohne Geständnis durfte niemand verurteilt werden. Durch weitere Folterungen wurden die Namen von angeblichen Komplizen erpresst – eine tödliche Lawine von falschen Beschuldigungen.

Verantwortlich für die Prozesse waren weltliche Gerichte, die Anzeigen kamen von ganz normalen Leuten, von Nachbarn, sogar aus der eigenen Familie. Die Grundlagen dieser Massenhysterie waren allerdings theologisch und pseudowissenschaftlich. An Hexerei und Schadenszauber glaubte auch Luther, und evangelische Pfarrer riefen in ihren Predigten zu Denunziationen auf. „Die haben nicht aus Bosheit oder Grausamkeit gehandelt, die waren von der Rechtschaffenheit ihres Handelns überzeugt“, sagt Kleefeld.

Eine Initiative aus Kirche und Heimatverein will nun in Langenzenn die Aufarbeitung dieser finsteren Zeiten anstoßen und die Opfer theologisch und moralisch rehabilitieren, erklärten Bürgermeister Jürgen Habel und Pfarrer Christian Wolfram. Als nächsten Schritt wollen die Langenzenner sich nun einen Überblick verschaffen, wie andere Orte, in denen Hexenprozesse stattgefunden haben, mit dem Thema umgehen.

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