Grenzenloses Vertrauen und merkwürdige Querverweise

31.7.2011, 10:00 Uhr
Grenzenloses Vertrauen und merkwürdige Querverweise

© Winckler

Zum Beispiel diese: Wie konnte der SPD-Stadtrat, dem vorgeworfen wird, jahrelang als Abwickler des Zweckverbands zur Wasserversorgung des Knoblauchslands unzulässige Rechnungen in Höhe von 52000 Euro gestellt zu haben, überhaupt so lange unbehelligt agieren? Warum griffen keine Kontrollmechanismen seitens der Kommune oder der infra Fürth, die die Hinterlassenschaften des ehemaligen Zweckverbands ja am Ende für teures Geld kaufen soll?

„Im Prinzip“, sagte Stadtkämmerin Stefanie Ammon nun auf FN-Nachfrage, gebe es keine Vorschriften für eine Abwicklertätigkeit, wie sie Bloß zu erledigen hatte – außer die einer ordnungsgemäßen Buchführung, die am Ende ein Wirtschaftsprüfer unter die Lupe nimmt.

Will heißen: Wenn etwas schiefläuft, fliegt es irgendwann unweigerlich auf. Will außerdem heißen: Der Abwickler hat nicht nur schier unbeschränkte Befugnisse, man bringt ihm offenbar auch grenzenloses Vertrauen entgegen. So viel Vertrauen, dass Bloß statt der maximal anvisierten zwei Jahre volle vier brauchen durfte, bevor man ihm seinen Posten endlich entzog.

Ein, vorsichtig formuliert, überdenkenswerter Vorgang, der andernorts für Kopfschütteln sorgt. Karl-Heinz Wurst etwa, Geschäftsführer der Fürther Arbeiterwohlfahrt, hält dergleichen in seinem Verband für „unvorstellbar“, wie er unserer Zeitung sagte. Er würde sich „einer groben Pflichtverletzung schuldig machen“, ließe er jemanden „jahrelang ohne Kontrollmechanismen über Vermögen verfügen“, so Wurst.

Die Awo, deren Vorsitzender der beschuldigte Werner Bloß seit Mitte 2008 ist, handelte wohl auch deshalb so schnell und konsequent: Sämtliche Finanzströme der vergangenen Jahre klopfen nun die Awo-Kassenrevisoren noch einmal ab.



Noch einmal abgeklopft haben aufmerksame Beobachter, was der Gewinner des Wettbewerbs um den Einkaufsschwerpunkt in der Innenstadt im Rahmen der öffentlichen Präsentation Anfang Juli so von sich gegeben hat. Dabei fiel auf: Der von MIB beauftragte Architekt James Craven zeigte als ein Beispiel für die gelungene Integration von Einkaufskomplexen in historisches Umfeld Bilder aus dem westenglischen Bath. Das Dumme nur: Dafür hatte offenbar gar nicht Craven verantwortlich gezeichnet, sondern ausgerechnet jenes Architekturbüro, das Mitbewerber Fondara mit der Planung in Fürth beauftragte.

Freilich, auch dies wurde klar: Weder Craven noch MIB behaupteten, das Projekt in Bath stamme von ihnen. Der Eindruck konnte jedoch sehr wohl entstehen – und das ist nicht die feine englische Art.

Sei’s drum: MIB hatte dessen ungeachtet das schlüssigste Konzept für Fürth zu bieten. Bleibt zu wünschen, dass es nun ohne weitere Irritationen Gestalt annimmt.



Bereits Gestalt angenommen hat ein neuer Spielplatz in der Vacher Melissenstraße. 25000 Euro hat sich das Grünflächenamt das 600 Quadratmeter große Gelände am Rande der Wohnbebauung samt Spielgeräte-Kombination, Dreier-Reck, Doppelschaukel und kleiner Rasenfläche kosten lassen.

Schön und gut – und klar, dass so ein Schmuckstück offiziell übergeben werden muss. Wunderbar machen sich bei solchen Anlässen immer, richtig geraten, Kinder. Doch was, wenn die Zielgruppe gerade Besseres zu tun hat? Man testet die Tauglichkeit des Inventars kurzerhand selbst – und beschert unserem Fotografen ein bemerkenswertes Motiv: Der OB und Hermann Wagler, vom Stadtrat eingesetzter Pfleger der städtischen Spielplätze – ja, auch so etwas gibt es – lassen ihrem Spieltrieb freien Lauf.

 

Das Zitat der Woche stammt von CSU-Fraktionssprecher Joachim Schmidt. Schockiert über das neueste Spardiktat, das die Regierung von Mittelfranken über Fürth verhängt hat, gab er zu Protokoll: „Das Leben geht weiter, auch nach einer Beerdigung.“ Allerdings selten für den Beerdigten, möchte man hinzufügen.
 

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