Große Ehrung für Großhabersdorferin

3.11.2014, 06:00 Uhr
Große Ehrung für Großhabersdorferin

© Foto: Sabine Rempe

Was sagt man, wenn man eine große Urkunde überreicht bekommt und vor vielen aufmerksamen Zuhörern für seine Leistung geehrt wird? Sandra Miethsam entschied sich für eine gewitzte Forderung: „Es müsste für Meisterbetriebe eigentlich Uhren geben, die jeden Tag ein paar Stunden mehr anzeigen“, erklärte die 42-Jährige nach ihrer offiziellen Kür durch Kammerpräsident Heinrich Mosler. Ihr Appell stieß wahrscheinlich auf viel Verständnis. Schließlich sprach sie vor knapp 900 Fachkundigen während einer Feier im Nürnberger Maritim Hotel, bei der rund 260 Frauen und Männer ihre Meisterbriefe entgegennahmen.

Für Sandra Miethsam ist nach der festlichen Ehrung längst wieder der Arbeitsalltag eingekehrt. Dessen Zentrum ist die Bäckerei Miethsam in Großhabersdorf, die vor 101 Jahren gegründet wurde und seither von der Familie geführt wird. Inzwischen gibt es drei weitere Fachgeschäfte in Ansbach, Dietenhofen und Ammerndorf. Die Frage nach ihren Aufgaben hat Sandra Miethsam inzwischen schon ein paar Mal beantwortet: „Ich arbeite sieben Tage die Woche, insgesamt kommen da mindestens 60 bis 80 Stunden zusammen.“

Die 42-Jährige erledigt die Büroarbeit, angefangen bei der Buchhaltung, der Führung der Kassenbücher bis hin zu den Löhnen. Sie kümmert sich um die Werbung, gestaltet zum Beispiel Flyer. Dazu kommt der Bereich Personal, insgesamt gehören 45 Angestellte zum Betrieb. „Natürlich springe ich bei Bedarf auch in allen Filialen ein, ich bin überall einsetzbar und wenn die Backstube anruft, muss ich auch erreichbar sein.“ Selbstredend kümmert sie sich ebenfalls um die Familie. Der 16-jährige Sohn ist Schüler, die 17-jährige Tochter lernt Konditorin, die 19-jährige Tochter macht eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin.

Die Frau, die sich zudem im Prüfungsausschuss für Verkäuferinnen engagiert und beim Gewerbeverband Großhabersdorf mitwirkt, lernte zunächst den Beruf einer Verwaltungsfachangestellten im Landratsamt, anschließend wechselte sie in die Bäckerei von Ehemann Georg Miethsam. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag setzte sie sich wieder an die Schulbank und büffelte für ihren Abschluss als Bäckereifachverkäuferin. „Man kann sich nie genug weiterbilden und ich wollte einfach noch mehr gründliches Fachwissen haben“, sagt sie. Die verkürzte Form der Ausbildung – eine Möglichkeit, die die Handwerkskammer unter bestimmten Voraussetzungen einräumt – forderte einiges von ihr.

Der gesamte Stoff musste innerhalb von drei Monaten sitzen, normalerweise sind dafür drei Jahre angesetzt. Der Unterricht hat ihr trotz der damit verbundenen Zusatzbelastung Spaß gemacht: „Wir Teilnehmerinnen haben unsere Lehrer richtig ausgequetscht und wollten alles ganz genau wissen.“ Ihre Prüfung schloss sie dann als Innungsbeste ihres Jahrgangs ab. Ihr Fazit: „Es war anstrengend, aber ich würde es wieder machen.“

Urkunde im Großformat

Eine Freundin kam vor einiger Zeit mit dem Vorschlag, bei der Ausschreibung für die Meisterfrau 2014 mitzumachen. Die postergroße Urkunde, die sie nun bei ihrer Ernennung überreicht bekam, wird selbstverständlich einen Ehrenplatz bekommen. Kammerchef Heinrich Mosler sprach in seiner Laudatio an, was Sandra Miethsam sehr gut kennt: „Er meinte, er könne die Aufgaben gar nicht aufzählen, die Meisterfrauen übernehmen, das würde nämlich den Zeitrahmen sprengen“, berichtet sie. Sie freut sich jetzt über die „tolle Anerkennung“. Am Herzen liegt ihr vor allem, dass die Auszeichnung generell eine Wertschätzung der Arbeit ist, die viele Frauen in diesem Bereich leisten. „Deshalb habe ich auch das Gefühl, dass ich den Titel stellvertretend für alle angenommen habe.“

Hat Sandra Miethsam überhaupt Zeit und Gelegenheit, eine Art von Hobby zu pflegen? Doch, da gibt es etwas. „Wir machen bei der Zirndorfer Faschingsgesellschaft Cyrenesia mit“, berichtet sie lachend, „ich bin die Hofdame des Prinzenpaares.“ Für sie ist das der ideale Ausgleich zum Alltag: „Es ist nicht so zeitaufwändig, aber man kommt mal raus und sieht etwas anderes. Das ist toll.“

Begeisterung schwingt auch mit, wenn die Meisterfrau erklärt, warum sie ihren Beruf so schätzt: „Mir gefällt zum Beispiel, dass man einfach sieht, was man getan hat. Wenn etwa die Semmeln, die gebacken wurden, alle verkauft sind, dann hat man ein schönes Ergebnis vor Augen. Aber ich mache eigentlich alle meine Aufgaben mit Herzblut.“

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