Großer Ansturm auf Restkarten

16.8.2012, 11:00 Uhr
Großer Ansturm auf Restkarten

© Horst Linke

Reinhard Stieglitz hatte sich vorbereitet. Zum Kartenvorverkauf gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal kam der 17-Jährige etwas zu spät zum Teeladen, diesmal fuhr er gleich nach der Arbeit um 19 Uhr dorthin. Über ein Funkgerät war er mit seinem Vater, Reinhard Stieglitz senior, verbunden. „Er hat immer wieder Bescheid gegeben, ob alles in Ordnung ist. Und wenn er mal einen Kaffee gebraucht hat, dann ist meine Frau sofort losgegangen“, erzählt der Vater. Ab 21 Uhr kam noch Freund Patrick dazu, das Warten vertrieben sich die beiden mit Gesprächen, zudem rauchte Stieglitz eine Schachtel Zigaretten.

Kurz nach neun war es dann geschafft: Als eine der Ersten verließen die Freunde die Vorverkaufsstelle mit zwei Eintrittskarten in der Hand, Stieglitz senior klopfte seinem Sohn anerkennend auf die Schulter — er darf mit ins Stadion. „Jetzt geh ich erstmal ins Bett“, sagt Stieglitz, dem beim Gespräch fast die Augen zufallen. Heike Stieglitz schenkt nochmal Kaffee aus, nicht nur an den Sohn. „Für Fürth-Fans machen wir alles“, sagt Stieglitz Senior, „aber Bayern-Fans bekommen von uns bestimmt keinen Kaffee.“

Darauf sind diese mitunter auch nicht angewiesen. Eine 20-köpfige Reisegruppe des FC Bayern Fanclubs Nabburg versorgt sich selbst. „Wir kamen um drei Uhr morgens mit fünf Autos am Ronhof an“, sagt Bernd Hofmann, Präsident des Fanclubs. Er bekam die letzte Karte, 19 Minuten nach Start vermeldete der Greuther-Teeladen bereits den Ausverkauf. Auch an den anderen Vorverkaufsstellen gab es nichts mehr zu holen.

Günter Perottoni von der Reisegruppe aus Nabburg ging wie viele andere leer aus, auch ein Schwerbehindertenausweis half nicht weiter. „Das ist eine Sauerei“, beschwert sich Hofmann. Viele andere enttäuschte Fans sehen es ähnlich.

Laut Immanuel Kästlen, dem Pressesprecher der Spielvereinigung, ist der Vorverkauf allerdings fair gewesen: „Wir haben das Kontingent zu gleichen Teilen via Vorverkaufsstellen und Telefonhotline, beziehungsweise über den Onlineweg verkauft. Jeder Fan hatte die gleiche Chance.“ Nur die Bayern-Fans nicht. Denn wessen Postleitzahl nicht mit neun anfängt, konnte nicht über Telefon oder Internet bestellen.

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