Großer Sprung von Roßtal nach Reykjavik

23.9.2014, 13:00 Uhr
Großer Sprung von Roßtal nach Reykjavik

© Foto: privat

Auf einer gefederten Bahn nehmen die Mädchen Anlauf und schlagen Räder, machen Flickflacks oder Saltos. Sie üben damit für das „Tumbling“, eine der drei Disziplinen, die sie in einem Wettkampf zeigen müssen. Beim Tumbling demonstrieren sie in drei Durchgängen verschiedene Sprünge und Figuren auf einer gefederten Sprungbahn.

Im ersten Durchgang muss jede Turnerin die gleiche Abfolge von Figuren meistern. In den beiden anderen können sie, je nach Können, verschiedene akrobatische Elemente und Sprünge vorführen. Je schwieriger ein Sprung ist, desto mehr Punkte bekommt die Mannschaft in der Gesamtwertung. Wichtig ist aber auch, dass die Vorführung harmonisch und flüssig ist.

„Das Besondere beim Team Gym ist, dass man nicht für sich alleine turnt, sondern als Mannschaft. Alle zwölf Mitglieder eines Teams müssen bei einem Wettkampf mindestens in einer Disziplin zeigen, was sie können“, erklärt Saskia Kandl. Die 24-Jährige ist als Abteilungsleiterin für das Team Gym beim TVR für das Training und die Turniere verantwortlich. Mit 23 Mitgliedern ist ihre Abteilung sehr überschaubar. „In Roßtal bieten wir seit mittlerweile 15 Jahren Team Gym an. Aber der Verein wächst immer noch in die Sportart rein“, sagt Kandl.

Neben dem Tumbling muss jede Mannschaft für einen Wettkampf noch die Disziplinen „Trampet“ und Bodengymnastik beherrschen. Beim Trampet müssen sechs Mitglieder des Teams in der ersten Runde mit Hilfe eines Trampolins Sprünge machen, in der zweiten Runde mit einem Sprungtisch, für den letzten Durchgang können sie das Gerät frei wählen.

Innerhalb der ersten beiden Disziplinen können die Sportlerinnen entscheiden, wer bei welchem Durchgang mitmacht. Solange mindestens sechs von ihnen die Disziplin absolvieren. Bei der Bodengymnastik hingegen muss das gesamte Team eine Choreographie vorführen. Dabei haben sie zwei bis drei Minuten Zeit, um zu Musik auf einer Fläche von 14 mal 14 Metern verschiedene Sprünge, Drehungen und tänzerische Elemente miteinander zu verbinden. Das Hauptaugenmerk hierbei liegt darauf, wie synchron die Vorführung der Mannschaft ist.

In dieser Saison hat das Team des TVR in der Altersklasse von elf bis dreizehn Jahren die bayerische Meisterschaft gewonnen. Die 13-jährige Vanessa Lang ist eine der glücklichen Titelträgerinnen. Mit dem Team Gym hat sie vor acht Jahren angefangen und war mittlerweile bei fünf Wettkämpfen dabei. „Das Beste ist, dass wir als Team trainieren und bei den Turnieren antreten“, findet Vanessa.

Team Gym wurde ursprünglich in Skandinavien als Weiterentwicklung des klassischen Turnens entwickelt. Deutschlandweit gesehen hat sich die Sportart bisher in Bayern am besten etabliert, aber die anderen Bundesländer ziehen mittlerweile nach. Alle vier Jahre, immer versetzt zur EM, wird beim Deutschen Turnfest der Deutsche Meister im Team Gym ermittelt. Bisher gibt es aber fast nur Damen- Mannschaften. Herren- oder Mixed- Teams sind noch sehr selten.

Auch der TVR ist hier keine Ausnahme. „Die Möglichkeit, in der Gemeinschaft zu Musik zu turnen, ist, was die meisten zum Team Gym bringt“, sagt Vera Schielein. „Bisher sind aber nur Mädchen bei uns. Jungen können sich dafür nicht so recht begeistern.“ Die 24-Jährige trainiert zusammen mit Kandl die verschiedenen Altersklassen beim TVR.

Die 17-jährige Sarah Kupfer ist seit 2006 in Roßtal in der TeamGym-Mannschaft. Dieses Jahr ist ihr Team bayerischer Vizemeister geworden. In den vergangenen acht Jahren konnten die Roßtaler sieben Mal die bayerische Meisterschaft in verschiedenen Altersklassen für sich entscheiden. Sarah fährt im Herbst mit ihrer Kollegin Julia Steiner auch mit zur EM. Diese findet traditionell in Skandinavien statt, dieses Mal in Reykjavik. „Am Team Gym gefällt mir besonders, dass man seine persönlichen Fortschritte sehr schnell merkt. Wenn man einen Sprung, den man eine Woche zuvor noch nicht gekonnt hat, plötzlich beherrscht, ist das schon ein sehr gutes Gefühl“, erklärt Sarah.

„Manche von den Größeren haben schon Trainerscheine und können dann die Kleineren trainieren, aber die Wettbewerbsvorbereitung übernehmen schon wir“, sagt Kandl. „Aber es wäre nicht schlecht, wenn wir noch ein paar mehr Trainer hätten, dann könnten wir uns intensiver um die einzelnen Gruppen kümmern.“

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