Großes Kind in wallenden Gewändern

20.2.2018, 12:00 Uhr
Großes Kind in wallenden Gewändern

© Peter Romir

Lange Haare, Rauschebart, wallende weiße Gewänder: Ein wenig erinnert der Mann auf der Bühne an einen Jesus-Darsteller aus einem Bibelfilm der Sechziger. Wäre da nicht dieser XL-Bierbauch und die gänzlich unheilige Sprache. Auch das Bühnenbild mit Totenköpfen, Skeletten und Bierflaschen zeigt, dass dieser Messias in Wahrheit Roman Sörgel alias "Bembers" ist. Jener fränkische Musiker (Wassd scho? Bassd scho!) und Comedian, der es vom Youtube-Phänomen zum Bühnenstar gebracht hat. "Rock and Roll Jesus" ist sein drittes Programm, mit dem er den ausverkauften Saal rockt.

Die Geschichte dazu geht so: Weil es im Sommer unerträglich heiß ist, tauscht Altrocker Bembers die Lederjacke gegen ein luftiges Sommerkleidchen und wird fortan ständig mit Jesus verwechselt. Was zu irrwitzigen Begegnungen mit Zeugen Jehovas, Salafisten und Buddhisten führt. Der Witz entsteht durch die Fallhöhe zwischen Heiligem und Profanen sowie durch klare Kante gegen religiös verbrämten Irrsinn jeglicher Couleur.

Dass das Programm bereits einige Zeit auf dem Buckel hat, stört die Fans nicht. Im Gegenteil: Der Abend hat deutlich mehr Präzision als bei der Premiere vor zweieinhalb Jahren und ist angereichert mit Tour-Erfahrungen: "Man kommt bei so einem Thema ja gar nicht drum herum, sich Gedanken zu machen. Außer natürlich, wenn man nur Scheiß redet!"

Bei ihm macht es dagegen die Mischung. Da wechseln sich ernsthafte Ausführungen zu Sinn und Unsinn von Religion mit purem Quatsch, die Schöpfungsgeschichte wird zum Ausdruckstanz, die Meditation im buddhistischen Kloster zur Plattform für derbe Scherze. Trotzdem wirkt es nie peinlich dank der sympathischen Bühnenpersona von Bembers, diesem großen Rock’n’Roll-Kind, dem man nicht böse sein kann. Zudem ist er sichtlich froh übers Heimspiel: "Hier kann ich endlich fränkisch reden und muss nicht aufpassen, ob mich alle verstehen. Ich bin ja ein Halbblut, da meine Mutter aus Fürth kommt."

Und letztlich hat dieser Pseudo-Messias tatsächlich auch eine wichtige Botschaft im Gepäck. Die da lautet: Glaubt doch, was ihr wollt – aber nervt die anderen nicht damit.

Amen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare