Grüner Baum: Saal weckt Interesse

13.12.2014, 11:00 Uhr
Grüner Baum: Saal weckt Interesse

© Foto: Hans-Joachim Winckler

382 Jahre ist der Grüne Baum alt. Es ist das größte Gasthaus der Gustavstraße und war mit dem ausladenden Saal im ersten Stock immer mehr als ein Lokal: Hier wurde getanzt, geheiratet, gefeiert. Und nicht nur das.

2013 zum Beispiel schleppte der Bayerische Rundfunk Scheinwerfer und Kameras in den Raum, um die Fürther bei „Jetzt red i“ zu Wort kommen zu lassen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kündigte hier im selben Jahr in einer Podiumsdiskussion der Pharmaindustrie den Kampf an, die Fürther SPD kürte, ein weiteres Mal, Thomas Jung zum OB-Kandidaten. Das Kirchweih-Festbier wurde vorgestellt. Und die Bühne Erholung vertiefte sich in „Kleine Eheverbrechen“.

„Der Saal ist ein Schatz, der gehoben werden muss“, sagt nun Patrick Meyerle, Insolvenzverwalter der Wirtin. Während sie sich von der Gastronomie verabschiedet hat, will er, wie berichtet, in Eigeninitiative ein Konzept für das Gasthaus entwickeln. Da es sich um eine private Insolvenz handelt, müsste er sich um das Lokal eigentlich gar keinen Kopf machen. Doch er hat offenbar Feuer gefangen. Das Konzept will er Tucher Bräu, Pächterin des Hauses, vorstellen.

Meyerle, der in Nürnberg lebt, sieht „großes Potenzial“ und lehnt sich weit hinaus: Wenn alles klappt, wie es ihm vorschwebt, „dann wird der Grüne Baum etwas sein, was die Fürther noch nicht gesehen haben.“ In seinen Plänen dürfte der Saal eine zentrale Rolle spielen. Viel zu wenig sei er genutzt worden, sagt Meyerle. Eine seiner Ideen: Man könnte ihn extern vermieten, um die hohen Fixkosten zu decken, die er mit sich bringt. Wer auch immer dann hier Veranstaltungen organisiert, könnte das Essen vom Gasthaus, aber auch von einer Catering-Firma bringen lassen.

Es sind Gedankenspiele, wie sie auch ein anderer anstellt: Regisseur Klaus Hoffmann von der Bühne Erholung 27. Die Theatergruppe hat den Saal, der erst 2012 für 50 000 Euro aufwendig renoviert wurde, als Probe- und Spielort genutzt. „Wir waren sehr gerne dort“, sagt Hoffmann. Und: „Man kann bloß hoffen, dass das Lokal jemand übernimmt, der auch Interesse an Kultur hat.“

Die Hoffnung reicht aber sogar noch weiter. Möglicherweise könnte der Saal ja aus dem Gasthausbetrieb herausgelöst und „in die Hände eines Vereins gegeben werden, der ihn vermietet, ähnlich wie bei der Freilichtbühne“. Im Kopf hat Hoffmann dabei: seinen eigenen Verein. „Wir wären interessiert“, bestätigt er. Seit langem suche man einen festen Spielort.

Tucher-Chef Fred Höfler wird all das aufmerksam vernehmen. Wie berichtet, will die Brauerei „alle Optionen prüfen“ – man wägt auch ab, ob man sich nicht besser vom Grünen Baum, den Tucher von der Münchner Inselkammer-Gruppe pachtet, trennt.

Angesichts des Dauerstreits um Feste und Ausschankzeiten in der Gustavstraße könnte es schwer werden, einen Wirt für das Lokal zu finden, befürchtet Höfler. „Als Wirt muss man ja eine Perspektive sehen.“ Das, klagt er, werde für die Gastronomen zunehmend schwieriger. Wer der Schuldige ist, steht für ihn fest: jener Hausbesitzer, der für mehr Ruhe kämpft und dem zu verdanken sei, dass das Weinfest abgesagt wurde und im Freien kürzer ausgeschenkt wird. „Er hat es geschafft, auch uns zum Nachdenken zu bringen“, sagt Höfler verbittert.

Ein langer Leerstand wäre für die Firma schwierig, „die Pacht müssen wir ja weiterzahlen“. Auch Wirtschaftsreferent Horst Müller hat Sorge, dass der Altstadt-Konflikt Gäste wie Wirte abschreckt. Der Streit müsse ein Ende finden. Die Chance dazu gibt es am 18. Dezember. Da geht die Mediation in die nächste Runde.

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