Handball: Dritte Liga tanzt nach der Stadelner Pfeife

11.1.2018, 13:50 Uhr
Handball: Dritte Liga tanzt nach der Stadelner Pfeife

© Foto: Heiko Jäger

David Homa und Oliver Mehl kennen sich schon "seit der Grundschule". Über die gute Freundschaft hinaus bilden die beiden 28-Jährigen aktuell eines der besten Schiedsrichter-Gespanne in Bayern. Angefangen haben beide als Spieler beim MTV Stadeln, ehe sie ihr ehemaliger und mittlerweile bereits verstorbener Jugendtrainer Markus Renner zum Pfeifen brachte. "Er hat uns lange begleitet und uns viel mit auf den Weg gegeben", sagt Homa. Die Grundausbildung zum Schiedsrichter absolvierte er 2003, Mehl tat es ihm wegen eines Auslandsaufenthalts erst zwölf Monate später nach.

Seit 2005 ist das Gespann zusammen in bayerischen Hallen unterwegs, bereits zwei Jahre später schafften sie den Aufstieg in den Förderkader des BHV. Der nächste Meilenstein war der Sprung in den Förderkader der 3. Liga im Jahr 2012, seit 2014 gehört das Duo Homa/Mehl in dieser Spielklasse zum Standardkader. Alleine müssen sie dort die Fahne des MTV jedoch nicht hochhalten: Seit diesem Sommer pfeifen mit Carsten Hehn und Jan Tauchert zwei weitere Stadelner drittklassig.

"Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, telefonieren auf unseren langen Fahrten vor oder nach unseren Einsätzen, tauschen oft Videoszenen von unseren Spielen aus und organisieren gemeinsame Regelabende, die zu den Auflagen der 3. Liga gehören", beschreibt Mehl das gute Verhältnis. Trotzdem ist das jüngere MTV-Gespann schon viel länger dabei. Gepfiffen wird zumeist in der 3. Liga der Männer und Frauen – aufgrund der geographischen Lage in der Süd- und der Oststaffel. Die weitesten Fahrten führten bislang nach Konstanz und Cottbus, wobei solche Reisen zumeist mit einer Übernachtung und einem Doppeleinsatz am Wochenende einhergehen. Ihr eigener Stil ist von Spiel zu Spiel verschieden. "Prinzipiell versuchen wir, viel mit den Spielern und den Bänken zu kommunizieren", so Homa, während Mehl anfügt: "Wir kennen ja beide Seiten der Medaille. Für Spieler ist es wichtig, sich auch mit den Schiedsrichtern austauschen zu dürfen und nicht das Gefühl zu bekommen, gemaßregelt zu werden."

Um sich ein besseres Bild von den jeweiligen Mannschaften machen zu können, betreibt das Duo regelmäßig Videostudien; das ermöglicht eine Internet-Plattform mit aufgezeichneten Drittligaspielen. Auf BHV-Ebene erhalten die Schiedsrichter pro Person zwischen 42 Euro für eine Bayernliga-Partie im Erwachsenenbereich und 17 Euro für ein Jugendspiel.

Auch wenn die Vergütung zur Saison 2016/17 in Bayern angehoben wurde, sei sie im Vergleich zu anderen Bundesländern "relativ gering". Ganz anders in der 3. Liga: Dort werden 95 Euro für ein Frauen- und 140 Euro für ein Männerspiel fällig. Der Sprung ist gewaltig, doch steigen damit natürlich auch "Aufwand und Belastung".

Das Gespann Homa/Mehl pfeift seit über fünf Jahren in Liga drei, dadurch hat das Duo schon einige aktuelle Bundesligaspieler auf dem Sprung in den Profi-Bereich hautnah erlebt – Matthias Musche vom SC Magdeburg und Marius Steinhauser von der SG Flensburg-Handewitt sind da nur zwei Beispiele. Auf und neben dem Platz verstehen sich die beiden Fürther als Einheit: Homa ist zum Beispiel für die Abrechnung der Schiedsrichterkosten und die Übernachtungen zuständig, Mehl kümmert sich um die besten Anfahrtswege. Letzterem imponiert Homas Gedächtnis: "Beeindruckend finde ich bei David, wie gut er sich an Spieler, Trainer und einzelne Situationen erinnern kann, die oft Jahre zurückliegen."

Einige Jahre zurück liegen auch ihre eigenen Einsätze in den mittelfränkischen Hallen. Dabei machten sie fast durchweg gute Erfahrungen, doch beide berichten auch von der Kehrseite der Medaille: "Ich kenne leider einige Fälle, in denen junge Schiedsrichter in unangemessener Weise von Trainern und Zuschauern kritisiert und beschimpft wurden", so Homa. Die Betroffenen hätten deshalb auch schnell wieder aufgehört.

Blick geht nach oben

Der Mut zu einer Schiedsrichter-Ausbildung wird aber durchaus belohnt. Als einen der Höhepunkte nennt das Duo das Drittliga-Derby in Pforzheim vor fast 2000 Zuschauern, das beiden "noch einige Zeit in Erinnerung bleiben wird". Stellt sich die Frage: Wie weit kann es eigentlich noch gehen? "Aus der 3. Liga steigt jedes Jahr nur ein Team in den höheren Kader auf. Wir versuchen stetig, an uns zu arbeiten und uns zu verbessern. Über eine Saison machen dann ganz oft Kleinigkeiten den Unterschied", erklärt Mehl. Das Credo der beiden Fürther heißt: "Wir sind gewillt, uns für höhere Aufgaben zu empfehlen, wollen uns aber keinen Druck machen, der uns den Spaß an der Sache rauben könnte."

 

Ergebnisse vom Wochenende: Landesliga, Männer: MTV Ingolstadt – MTV Stadeln 30:28.

Landesliga, Frauen: ESV Regensburg II – MTV Stadeln 36:28.

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