Heftige Dispute im Park-Hotel

19.12.2012, 12:00 Uhr
Heftige Dispute im Park-Hotel

© Hans Winckler

Zunächst ist Orientierungshilfe gefragt: Wer ist hier gleich noch mal für was? Links neben dem Eingang des Park-Hotels hat sich die Bürgerinitiative „Bessere Mitte“ postiert — und die will ausschließlich, dass der denkmalgeschützte Saal im Inneren des Park-Hotels erhalten bleibt. Rechts neben dem Eingang hat der Verein „Wir sind Fürth“ Stellung bezogen. Sein erklärtes Ziel: Die historische Fassade des 1888 erbauten Komplexes neben der Freiheit soll wieder freigelegt und erhalten werden — ein Ansatz, der während der bisherigen Planungen nie Thema war und von niemandem gefordert wurde. Erst seit der Gründung des Vereins vor drei Monaten ist die Debatte um dieses Thema reicher.

Durch das Spalier der Initiativen, die ihre Anliegen mit an den Wänden befestigten Bildern und bunten Darstellungen illustrieren, gelangt der Besucher ins Hotel-Foyer; von dort aus geleiten ihn Wegweiser über das erste Stockwerk zum Saal im hinteren Trakt des Park-Hotels. Besser gesagt: zum ehemaligen Saal, denn was Interessierte hier vorfinden, schockiert die meisten auf den ersten Blick.

Müll stapelt sich, die Wände sind ramponiert, der Blick hinauf zur historischen Saaldecke aus Glas ist durch eine eingezogene Zwischendecke blockiert. „Abreißen, das alte Zeug, aber schnell“, schimpft ein erzürnter älterer Herr, der rasch wieder das Weite sucht. Andere nehmen sich mehr Zeit, kommen aber zum gleichen Ergebnis, wie etwa Karin und Rudolf Cesal, die selbst ein denkmalgeschütztes Haus in der Theaterstraße bewohnen. Nicht viel zu retten sei hier, meinen sie, und wenn, dann zu „immensen Kosten“.

Bei ihnen scheint die Rechnung der Stadt Fürth aufzugehen: Wirtschaftsreferent Horst Müller hatte die zweistündige Öffnung angeregt, damit sich die Öffentlichkeit selbst ein Bild machen kann vom maroden Zustand des Saals, den die Bürgerinitiative so rühmt und um den sie seit Jahren so beharrlich kämpft — dessen Erhalt Bauherr MIB aber von Beginn an ablehnte, weil er nach seiner Ansicht technisch und wirtschaftlich nicht machbar ist.

„Bessere-Mitte“-Sprecher Thomas Heyden allerdings bemüht sich wortreich, die Besucher im düsteren und feucht-kühlen Ambiente vom Gegenteil zu überzeugen, er zeigt historische Fotos und Entwürfe anderer Investoren, die sich eine Restaurierung hätten vorstellen können. Und Heyden darf sich wenigstens für den Moment freuen, denn er und seine Mitstreiter von der BI haben zwei Stunden lang quasi die „Deutungshoheit“, wie er es nennt: Kein Vertreter der Stadt oder des Bauherren hat es für nötig befunden, sich vor Ort der Diskussion zu stellen. Lediglich kommunale Ordner sorgen dafür, dass alles in geregelten Bahnen verläuft.

Wut im Bauch

Und bei aller Kritik — auch die Argumente der BI fallen immer wieder auf fruchtbaren Boden, bei manchem verschwimmt der erste desaströse Eindruck. „Auf jeden Fall“ erhalten, sagt beispielsweise Hannelore Werner; zu viele Bausünden habe es in der Stadt schon gegeben, glaubt die gebürtige Fürtherin.

Welche Meinung während der zwei Stunden überwiegt, es ist kaum zu sagen. Draußen vor der Tür finden die Aktivisten von „Wir sind Fürth“ Zustimmung für ihren Vorstoß, die Hotel-Fassade zu erhalten, sie erfahren aber ebenso erbitterte Ablehnung. Lange zieht sich der Disput mit einem Mann mittleren Alters hin, der sich lautstark beschwert: „Ganz schlimm ist es, was ihr da macht, warum wollt ihr alles verhindern?“ Eine Passantin stärkt ihm den Rücken, sie möchte, dass es vorangeht, dass sie endlich wieder mehr einkaufen kann in ihrer Heimatstadt. „Wecher am Breiteller muss ich etz nach Nämberch fohrn“, lamentiert sie.

Betont ruhig bemüht sich Peter Stutzmann von „Wir sind Fürth“, die erbosten Kontrahenten zu besänftigen. Es gehe seinem Verein nicht ums Verhindern, erklärt er, sondern um Verbesserungen. Die Entwürfe, die MIB nun umsetzen wolle, seien der exponierten Lage nicht angemessen, als „gesichtslos“ haben sie die Kritiker zuletzt geschmäht. Immer wieder wirbt Stutzmann, ein gelernter Steinmetz und als solcher erfahren im Umgang mit historischen Fassaden, für die noch vorhandene Substanz. Nach seiner Überzeugung verbirgt sie sich gut erhalten unter der heutigen Putzschicht; ohne großen Aufwand sei sie nutzbar.

Anders sehen das Stadt und Investor, sie haben klar gemacht, dass sie nach dem Siegerentwurf eines Architekten-Workshops modern, aber am historischen Stadtbild orientiert bauen wollen — wie das stets Vorgabe gewesen sei. Allerdings ließ MIB nach einem Gespräch mit „Wir sind Fürth“ vor einer Woche auch anklingen, dass man über weitere Zugeständnisse im Detail nachdenken werde.

Das, findet Peter Stutzmann, gebe ihm und seinen Vereinskollegen durchaus Raum für Hoffnung.


 

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