Heimat, Ängste, Leitkultur: Barbara Stamm zu Gast in Fürth

20.2.2018, 11:00 Uhr
Heimat, Ängste, Leitkultur: Barbara Stamm zu Gast in Fürth

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die Wahl der Festrednerin steht für Konstanz, auf die Fürths Konservative großen Wert legen. Zehn Jahre werden es heuer, seit Barbara Stamm Alois Glück im Präsidium des Maximilianeums beerbt hat. Glück hatte nur die Hälfte geschafft. Aber auch mit ihren 42 Jahren im Landtag gehört die gelernte Erzieherin aus Bad Mergentheim inzwischen zum Urgestein des bayerischen Parlaments. Zwei Mandatsjahre mehr auf dem Buckel hat als dienstältester Landtagsabgeordneter Senioren-Unionschef Thomas Goppel, der im vorletzten Jahr noch die Festrede zum Neujahrsempfang der Fürther CSU beisteuerte.

Für den bundespolitischen Anstrich der Veranstaltung sorgte auch heuer wieder der Fürther CSU-Bundestagsabgeordnete und amtierende Landwirtschaftsminister Christian Schmidt. Seine Karriere in der neuen Bundesregierung ist mit einem Fragezeichen versehen – was für Gesprächsstoff sorgt. Neben Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens waren zahlreiche Mandatsträger zum Gedankenaustausch in die Halle des Autohauses gekommen.

Angesichts der dramatischen Verluste an Wählerstimmen bei den großen Volksparteien klang in den Reden auch Selbstkritik an. Man habe zu lange die wachsende Zahl der Nichtwähler außer Acht gelassen, sagte Barbara Stamm. Mit Blick auf die florierende Wirtschaft und die in Bayern nahezu erreichte Vollbeschäftigung habe man glatt übersehen, was die Menschen verärgert und sorgt.

Die Landtagspräsidentin denkt vor allem an die Leistungsträger in der Mittelschicht, die etwas zuviel verdienen, um in den Genuss staatlicher Zuschüsse zu kommen. Dass Flüchtlingen geholfen wird, während sie im Alltag mit der Bürokratie kämpfen müssen, habe zu Verwerfungen geführt. Stamm plädierte dafür, dass die Politik zum Ausgleich sozialer Spannungen wieder mehr Handlungsfreiheit bekommt, der Behördenapparat nicht überhand nimmt.

"Angst, dass sich die Gesellschaft zu sehr verändert"

Toleranz bedeutet für sie nicht, dass Grundpositionen aufgegeben werden. Die gleichgeschlechtliche Ehe könne kein Argument gegen die Förderung der klassischen Familie, die für viele eine Kraftquelle sei. „Viele Menschen haben Angst, dass sich die Gesellschaft zu sehr verändert“, meint die Politikerin, die viel Verständnis für das unbefriedigte Sicherheitsbedürfnis aufbringt und am Ende ihrer Rede noch eine Lanze für die „Leitkultur“ bricht. Die Werteordnung gelte es zu verteidigen. Sie sei der Kitt der Gesellschaft. Stamm: „Wir dürfen das Feld nicht anderen überlassen.“
Neben dem Bürokratieabbau will sie Menschen unterstützen, die sich für andere engagieren. Die EU wiederum müsse dafür sorgen, dass keine Flüchtlinge einreisen, „die nicht hierher gehören“. Und wenn das nicht funktioniere, dann müsse man die bayerische Grenzpolizei reaktivieren.

Auch Christian Schmidt meinte, dass man dem Thema soziale Gerechtigkeit nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt haben. Zu den wichtigsten Aufgaben seiner Zeit als Bundesverkehrsminister zählt er die Weichenstellung gegen den S-Bahn-Schwenk durchs Knoblauchsland und für den Güterzugtunnel zwischen Nürnberg-Doos und Fürth-Kronach. Die Fürther Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger sprach sich für eine Stärkung der Heimat aus, begrüßte aber auch die Fürther Bemühungen um eine Partnerschaft mit einer nordafrikanischen Kommune, weil man dann vertrauensvoller miteinander reden könne.

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