Heimatpfleger kritisieren die Neue Mitte

10.11.2008, 00:00 Uhr
Heimatpfleger kritisieren die Neue Mitte

© Hans-Joachim Winckler

In einem Schreiben an OB Thomas Jung stellen die Heimatpfleger aber auch den wirtschaftlichen Nutzen des Projekts in Frage. Angesichts der gefährdeten Rentabilität einer Reihe kleiner Geschäfte und des City-Centers sei die Neue Mitte kein Gewinn.

Jung spricht den Heimatpflegern im Gegenzug die Kenntnis der Verhältnisse vor Ort ab und verweist auf die Befürwortung des Vorhabens durch den Fürther Einzelhandelsverband. Sorgen um die Kaufkraft macht sich der OB nicht. Der Investor Sonae Sierra habe Fürth gerade wegen der Lücke zwischen dem großen Kaufkraftpotenzial und dem geringen Angebot ausgewählt.

Um die Aufnahme in die Unesco-Welterbeliste wolle sich Fürth allenfalls mit dem Gründerzeit-Ensemble an der ehemaligen Ludwigsbahntrasse bewerben. Fiedler, Commerzbank und das Wölfel-Areal sind für Jung keine Aushängeschilder. Die Heimatpfleger sprechen dennoch von einem prägnanten historischen Ensemble und befürchten, dass im Zuge einer Neuen Mitte weitere Eingriffe in noch ältere Bebauung nicht mehr abgewehrt werden können.

Der Landesverein fährt in seinem Schreiben auch juristisches Geschütz auf und verweist auf einschlägige Entscheidungen der Bayerischen Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshöfe zum Erhalt kennzeichnender Ortsbilder. Ob damit eine Klage in Erwägung gezogen wird, lässt der Fürther Stadtheimatpfleger Alexander Mayer auf Anfrage der Fürther Nachrichten offen. Er verweist jedoch auf einen Präzedenzfall: die vom Landesamt für Denkmalpflege Ende der 70er Jahre durchgesetzte Aufhebung des Bebauungsplanes für den Bahnhofplatz. Wenn schon ein weiteres Einkaufszentrum in der Innenstadt etabliert werden soll, kann das nach Ansicht der Heimatpfleger auch in verschiedenen benachbarten Gebäuden geschehen.

Vor allem das geplante Glasdach über der Rudolf-Breitscheid-Straße stört nach Ansicht der Heimatpfleger – auch des Baukunstbeirates – das Gesamtbild empfindlich. Das bauliche Kapital des geschlossenen Stadtbildes mit dem unverwechselbaren Sandsteinmaterial der Obergeschosse könne in seiner gestalterischen Kraft und Wirkung nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nachdrücklich setzen sich die Heimatpfleger für einen Architektenwettbewerb ein. «Damit rennen sie bei uns offene Türen ein», meint der OB. Sonae Sierra will jedoch keinen offenen Architektenwettbewerb ausloben, sondern nur ein beschränktes Gutachterverfahren mit sechs vom Investor ausgesuchten Architekten. VOLKER DITTMAR