Heiter in die Vollen

2.1.2019, 18:00 Uhr
Heiter in die Vollen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Allen voran Ferenc Babari, 37 Jahren lang Konzertmeister im Nürnberger Opernhaus. Die älteren Zuhörer können sich noch daran erinnern, als er in ungarischen Operetten als schwarzhaariger "Zigeunergeiger" auf der Bühne in die Handlung eingebunden wurde. Nun gibt er den Primgeiger in dem von ihm 1983 gegründeten Salonorchester, ein weiblicher Gast aus Prag an der zweiten Violine und die drei Mitglieder der Staatsphilharmonie Nürnberg: Cellist Ralph Krause, Kontrabassist Joachim Severitz und Kapellmeister und Solorepetitor Christian Reuter am Flügel.

Cellist Krause durfte in der Ouvertüre zu "Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend" von Franz von Suppé, mit der die Soiree eröffnet wurde, mit einem dahinschmelzenden Cellosolo glänzen – so schön kann ein Violoncello singen – ehe es dann beschwingt und heiter in die Vollen ging. Herzschmerz, aber auch ein bisschen Trost im "Liebesleid" von Fritz Kreisler, gefolgt vom ersten geographischen "Ausreißer" mit einem graziös gespielten Ausschnitt aus dem Ballett "Sylvia" des Franzosen Leo Delibes. Ein "Frühlingsrauschen", das eher wie ein gewaltiger Sturm über die Bühne fegte, war der zweite Ausreißer in Europas Norden: Christian Sindings wohl bekanntestes Klavierstück in einer Bearbeitung für Orchester, ein tolles Arrangement. Dann betrat Teufelsgeiger Nicolo Paganini in Gestalt von Ferenc Babari die Bühne mit einem virtuosen Violinsolo aus der gleichnamigen Operette von Franz Lehár.

Walzerseligkeit

Mit der Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß in atemberaubendem Tempo ging es dann zum Glanzpunkt des ersten Teils, dem Kaiserwalzer, wiegend und ausdrucksvoll, lieblich schmelzend: Walzerseligkeit pur mit einer träumerischen Coda und einem grandiosen Schluss.

In folkloristischem Outfit ging es nach der Pause dann endgültig in die Puszta mit dem Ungarischen Tanz Nr. 4 von Johannes Brahms, wehklagend und flott zugleich. Mit einem Lied und Csárdás von Franz Lehár brachte Babari als galanter Charmeur einer Konzertbesucherin ein Geburtstagsständchen. Glanzpunkt im zweiten Teil eine Fantasie mit Ausschnitten aus Lehárs Operette "Die Csárdásfürstin", die Welt der Operette mit Weltschmerz und Freud, Liebe und Leidenschaft, Walzerseligkeit in "Tanzen möchte ich" und "Machen wir’s den Schwalben nach". Dann schien die "Sonne über Budapest", Virtuosität pur in Babaris Hit "Die Lerche" mit perfekt zwitschernden Flageoletts als Vogelimitat, von den Kollegen mit "Spezialinstrumenten" unterstützt. Mit der leidenschaftlichen "Julischka aus Budapest" aus der Operette "Maske in Blau" von Fred Raymond gelang dann der Sprung in die Operettenwelt des 20. Jahrhunderts – und ins Neue Jahr 2019.

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