Hilfe, die Kürbisse sind los!

31.10.2014, 16:00 Uhr
Hilfe, die Kürbisse sind los!

© Foto: Alexander Pfaehler

Was aus ihren Kürbissen wird, findet Kukla Albrecht eigentlich ganz schön, doch das „Düstere“ an Halloween, die dunklen Gestalten, „das Mystische“, das gefalle ihr nicht. „Ich bin ein lebensfroher Mensch“, sagt die Markthändlerin.

Seit 30 Jahren verkauft sie Obst und Gemüse auf dem Fürther Wochenmarkt. Als sie anfing, wurden Kürbisse nur zum Verspeisen gekauft. Seit zehn Jahren aber, schätzt sie, ist die Nachfrage nach den „Bastelkürbissen“ groß. Etliche leuchtende, stattliche Exemplare drängen sich auf ihrem Tisch. Geschmacklich können sie es mit den anderen Kürbissorten, etwa dem kleinen Hokkaido, nicht aufnehmen, sagt Albrecht. Nach dem 31. Oktober greifen daher nur unerfahrene Köche zu.

Apropos Kochen: Da hat sich viel getan. Warum soll man sich den Stress antun und eine Kürbissuppe zubereiten, wenn der Discounter doch eine „Halloween-Kürbissuppe“ in der Dose anbietet? Und dazu noch für günstige 95 Cent! Es gibt ihn auch eingelegt und in Würfeln. Verzehrfertig sozusagen.

Auch auf dem Fürther Wochenmarkt hat man reagiert: Am Stand von Sinan Acarca werden Hokkaido-Kürbisse seit einem Monat besonders kundenfreundlich angeboten: in Stückchen geschnitten und in einer Tüte verpackt. Bei den Kunden komme das sehr gut an.

Nebenan versichert Händler Hüseyin Bulut, dass er Kundinnen und Kunden gerne behilflich ist und auf Wunsch ebenfalls das mitunter kraftraubende Zerteilen übernimmt.

Es dreht sich in diesem Monat nun mal alles um den Kürbis, den „Pumpkin“. Und dieses Faible kommt, wie fast alles an Halloween, aus den USA. Dort ist schon Monate vor dem Fest der Kürbis los – auch in den Supermarktregalen: Es werden Kekse, gefüllt mit oranger Kürbis-Creme, angeboten, mit Kürbis-Gewürzen aromatisierte Chips, Frischkäse oder sogar Hummus.

Sogar der Kaffee macht mit

Selbst aus dem klassischen Latte macchiato wird im Café ein „Pumpkin Spice Latte“ gemacht. Dabei ist in diesen Produkten, das sieht, wer einen Blick auf die Inhaltsstoffe wirft, Kürbis oft nicht einmal in Spuren enthalten. Was vollmundig und vielleicht auch noch mit einem grinsenden Kürbis auf der Verpackung als Pumpkin-Leckerei beworben wird — und sich im Übrigen ausgezeichnet verkauft –, wird mit viel Zucker, Fett und ein paar Gewürzen auf „Happy Halloween“ getrimmt.

Zimt, Muskat und Ingwer sind die Zauberzutaten, die bei den meisten Amerikanern wohlige Erinnerungen an die gruselig-schönen Halloween-Feiern der Kindheit auslösen – sind sie doch essenziell in der traditionellen Kürbis-Tarte, der Pumpkin-Pie.

Die kommt an jedem Halloween auf den Tisch, verfeinert mit herbstlichen Gewürzen und natürlich mit echtem Kürbis zubereitet. Schließlich muss das Fruchtfleisch verarbeitet werden, das beim Aushöhlen all der Pumpkins, die schon Wochen vor Halloween Haus, Garten und Hofeinfahrt schmücken, gewonnen wird.

Doch um ehrlich zu sein, geht es den meisten Kindern in der Nacht des 31.  Oktobers weniger um Mutters selbst gebackenem Kürbiskuchen, als vielmehr um die Süßigkeiten, die es bei den Nachbarn abzustauben gibt. Die haben in der Regel ordentlich eingekauft: Etwa zwei Milliarden Dollar geben die Amerikaner jedes Jahr an Halloween allein für Süßigkeiten aus. Schließlich heißt es: „Trick or Treat“ – „Süßes oder Saures“.

Und in Deutschland ist es mittlerweile nicht viel anders: Schokolade in Kürbisform, Draculagebisse und Glubschi-Augen als Gummibärchen sind vielerorts schon seit Wochen ausverkauft. Egal welche Süßigkeit, ob Schaumküsse oder Muffins – jedes Produkt kriegt seinen Stempel mit „Halloween“ aufgedrückt. Das kommt bei vielen Kunden an.

Seit über zehn Jahren führt beispielsweise Lidl alles rund um Grusel und Kürbis: Vom „Halloween-Knusperjogurt“ bis zur „Halloween-Monsterpizza“ und dem armen Wiener Würstchen, pardon, der Bockwurst, die durch den Aufkleber zum „Halloween-Würstchen“ wird. Das kurbelt den Verkauf an, so Pressesprecherin Isabel Lehmann. Bis spätestens zum 1. Advent sollte man sämtliche Halloween-Schoko-Artikel aufgegessen haben. Oder den Rest einschmelzen und fürs Plätzchenbacken verwenden. . .

 

 

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