"Historische DNA eines Ortes": Denkmäler in der Region

23.9.2018, 16:00 Uhr

© Foto: Horst Linke

Denkmalschutz, Herr Bloß, ist das für die Kommunen mehr Last oder Lust?

Herbert Bloß: In vielen Gemeinden wird der Denkmalschutz als Last empfunden, weil er Geld kostet. Man muss dafür in den politischen Gremien Überzeugungsarbeit leisten. Denn wenn die alten Gebäude, wie beispielsweise unser Historisches Museum am Pisendelplatz, dann erst saniert sind, ist jeder begeistert. In Städten wie Rothenburg oder Dinkelsbühl käme niemand auf die Idee, irgendetwas abzureißen. Da sind Denkmäler ein Pfund, mit dem man wuchert.

 

Das Landesamt spricht mit Blick auf die Denkmäler von der "historischen DNA" eines Ortes, die deren Identität bestimmt — eine treffende Einscheinschätzung?

Bloß: Die Bauhistorie und die Baukultur prägen eine Kommune, wie beispielsweise das Grün. Dabei geht es nicht immer nur um das Ortszentrum, sondern in den Außenorten auch um die Dorfkerne, die uns immer mehr verloren gehen. Sie sterben ab, das ist wie bei einem morschen Baum. Die jungen Leute wollen außen herum neu bauen und innen verfallen oft die bäuerlichen Anwesen mit ihren großen Scheunen. Auch da könnte das Denkmalkonzept helfen. Eine Gemeinde könnte sich – der erste Schritt wäre ja die denkmalfachliche Bestandsaufnahme – bewusst werden, was sie hat.

 

Die auf die Bestandsaufnahme folgenden Module wären ein Maßnahmenprogramm und anschließend konkrete Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Würde beispielsweise Cadolzburg ein derartiges Konzept etwas bringen?

Bloß: Wir kennen unsere Gebäude und wissen auch, wo wir ansetzen müssten. Der Markt hat beispielsweise eine Richtlinie für die Altortsanierung. Das ist unsere Leitschnur. Und wenn wir etwas machen — das Brusela, also unseren Torturm, oder das Historische Museum — dann vernünftig. Unsere Objekte stehen gut da.

 

Die Gemeinde tut sich aber sicher leichter als die Bürger, ohne die beim Denkmalschutz wenig geht. Doch Privateigentümer zucken vor Maßnahmen oft zurück.

Bloß: Weil jeder Angst davor hat, dass sein Gebäude in die Denkmalschutzliste aufgenommen wird, und dann hat natürlich der Gesetzgeber die Hand drauf und redet mit. Dabei ist das nicht immer nötig.

 

Weshalb?

Bloß: Nach einer Bestandsaufnahme historischer Bausubstanz durch die Gemeinde muss man die weiteren Schritte überlegen, also wie man damit umgeht. Dokumentiere ich lediglich alles in einem Kataster? Was lasse ich in die Denkmalschutzliste eintragen? Mache ich ein Sanierungsgebiet? Wie wirke ich auf die Eigentümer ein? Wir haben beispielsweise im Altort keine Gestaltungssatzung, mit der wir den Eigentümern bestimmte Baumaterialien oder Farben vorschreiben. Wir haben ein kommunales Förderprogramm. Wer ein Haus sanieren will, muss ein externes Büro beauftragen, dann wird geklärt, was förderfähig ist. Von der Gemeinde gibt es dafür 5000 Euro. Wer das nicht tut und einfach Kunststoff-Fenster einbaut, der bekommt nichts.

 

Die Kosten sind sicher auch ein Knackpunkt. Bei der Sanierung alter Gebäude warten oft Unwägbarkeiten, die ins Geld gehen. Cadolzburg hat das selbst bei der Sanierung des Rangau-Heimathauses erfahren.

Bloß: Da sah von außen manches gut aus, aber als die Wandverkleidung weg war, hat man den durchgefaulten Balken gesehen. Aber man kann nicht alles rückbauen. Unliebsame Überraschungen gibt es sicher immer. Allerdings haben bei uns im Altort auch private Bauherren die Möglichkeit, für die Sanierung historischer Gebäude über die Gemeinde Geld aus der Städtebauförderung zu bekommen.

 

Für wen macht denn nun ein Denkmalkonzept Sinn?

Bloß: Für Kommunen mit einem definierten historischen Zentrum erübrigt sich das. Wobei, wir könnten wie gesagt in die Außenorte damit gehen. Anschließen müsste sich dann ein Abwägungsprozess, der Antworten darauf liefert, wo ich historische Ortskerne erhalten will und wo ich sie aufgebe. Manchmal glaube ich zwar fast wieder, dass die Biederkeit der 1960er Jahre zurückgekehrt ist, und man am liebsten alles Alte abräumen würde. Aber man muss auch nicht immer sanieren. Manchmal ist der Zeitpunkt dafür überschritten, die Gebäude zu marode. Eventuell kann man vielleicht noch Teile erhalten oder bei einem Neubau die typische Hofform wieder aufgreifen und so städtebauliche Strukturen erhalten.

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