Hollywood-Stil - made in Fürth

7.3.2013, 16:00 Uhr
Hollywood-Stil - made in Fürth

© privat

Doch, der Lobo macht was her. Der Vierbeiner, der mit aufmerksam gespitzten Ohren auf die Festivalgewinner zu lauern scheint, schimmert golden und hat eine handliche Größe. Selbstverständlich, sagt Stefan Weßling, hätte man die begehrte Trophäe in dem fürs Festival produzierten Einspieler einfach so herzeigen können. Dass Film-Enthusiasten wie Weßling und seine Mitstreiter sich damit nicht zufrieden geben, liegt allerdings auf der Hand: „Beim Trailer ging es uns auch um diesen Hollywoodlook“, sagt der 21-Jährige, der für die Kamera verantwortlich zeichnet.

Und, ja, der Film mit den Titel „Operation Lobo“, den es in einer 30-Sekunden- und in einer 100-Sekunden-Version gibt, lässt in aller Kürze echtes Thriller-Feeling aufkommen: Der Zuschauer erkennt Vermummte, die in Profi-Manier in einen Tresorraum eindringen und ein Fach knacken. Was sie daraus entnehmen? Sagen wir mal so: Es ist golden, begehrt und hat die Ohren gespitzt...

So knapp die Trailer-Filmzeit auch bemessen ist: Der Ultrakurzstreifen strahlt echte Professionalität aus. Weßling macht klar: „Wir hatten unter anderem die Chance, mit einem aufwändigen Licht-Equipment zu arbeiten, und haben an drei Locations gedreht.“ Drehorte waren unter anderem ein Original-Tresorraum in Fürth, der allerdings nicht mehr genutzt wird, und die verästelten Gänge unter dem Nürnberger Klärwerk. Am Werk war hier ein hochmotiviertes, begeistertes Team, von Weßling „die Fürther Filmriege“ genannt.

Dazu gehören in diesem Fall Jakob Heuberger (25, Technik), Sirius Kestel (19, Ton), Konstantin Korovin (25, Licht, Kamera-Assistenz) und Jannik Schmidt (16, Musik). Holger Elsen (22) und Astrid Haas (20) kümmerten sich um die Rollenbesetzung, Marlit Krafft (17) um Maske und Catering. Matthias Kühne (20) übernahm mit Holger Elsen die Dokumentation hinter den Kulissen und drehte ein „Making of“. Gemeinsam arbeitete man zwei Tage lang, jeweils mehr als zehn Stunden.

Wie kamen die Fürther dazu, den Trailer fürs 25. Mittelfränkische Jugendfilmfestival als Mini-Thriller zu konzipieren? Weßling, der im vergangenen Jahr für den Kurzfilm „Weit weit weg“ mit einem der begehrten Lobos ausgezeichnet wurde, sagt: „Am Anfang war die Idee, etwas mit einem Tresorraum zu machen.“ Genauso sicher war, dass der Einspieler „locker, leicht und mit viel Film-Feeling“ ausgestattet werden sollte. Ansprechpartner Oliver Lieb vom Nürnberger Medienzentrum Parabol, das neben dem Bezirksjugendring Mittelfranken Veranstalter des Wettbewerbs ist, fand den Vorschlag gut und so nahm der Beitrag Gestalt an.

Insgesamt 69 junge Filmmacher und -gruppen werden jetzt in Nürnberg ihre eigenen Kurzfilm-Produktionen präsentieren und in Workshops von Profis Tricks lernen. Zwischen den jeweiligen Themenblöcken wird dann der „Lobo“-Trailer eingesetzt.

Das renommierte Jugendfilmfestival ist in den 25 Jahren seines Bestehens übrigens gar nicht so selten Ausgangspunkt für eine Karriere gewesen. Auch Stefan Weßling steuert jetzt eine Laufbahn als Kameramann an. Der gelernte Bankkaufmann, der an der Ullstein-Realschule eine Medienkompetenzklasse (Meko) besuchte und sieben Jahre lang zum Fürther Theaterjugendclub gehörte, brennt seit fünf Jahren für den Film („Ich denke in Bildern“). Die erste Kamera gab es zur Konfirmation, Stefan Weßling strich umgehend eine Wand in seinem Zimmer grün und drehte davor den ersten Trickfilm – mit Playmobilmännchen. Inzwischen hat er ein Praktikum bei ARRI, einem führenden Unternehmen unter anderem für Filmkameras, in München begonnen.

In ein, zwei Jahren will er ein Kamerastudium aufnehmen. Bis dahin wird in der Freizeit gefilmt. Auch mit der „Fürther Filmriege“, dem losen Zusammenschluss von Begeisterten, die ihre Projekte gegenseitig unterstützen. „So kommt man weiter“, sagt Weßling, „und denkt bei jedem neuen Film: Hätte ich das schon früher gewusst, was ich jetzt weiß, wäre mein letzter Film besser geworden...“

 

Keine Kommentare