Honduras gibt ein kurzweiliges Gastspiel in Oberasbach

9.11.2015, 06:00 Uhr
Honduras gibt ein kurzweiliges Gastspiel in Oberasbach

© Foto: Jana Mantel

„Schuld an allem, wenn man bei dieser schönen Geschichte von Schuld sprechen kann, hat der Vater von Beatrix Kania“, erzählt Birgit Huber schmunzelnd. Ihn hatte die Bürgermeisterin von Oberasbach anlässlich seines 80. Geburtstags besucht. Stolz erzählten der Jubilar und seine Frau von ihrer Tochter, die seit einem Jahr in Honduras als Botschafterin die Bundesrepublik Deutschland vertritt. Den engen Kontakt zu ihr halten sie täglich per Skype aufrecht.

Als Birgit Huber dann noch erfuhr, dass Kania genau wie sie selbst das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium besucht hatte, war ihr Entschluss schnell gefasst: Sie nahm Kontakt auf und Beatrix Kania versprach, sich rechtzeitig vor dem nächsten geplanten Familienbesuch in Oberasbach zu melden.

Kein Blick ins Zeugnis

Jetzt war es so weit. Nach dem obligatorischen Eintrag ins goldene Buch der Stadt begleitete Birgit Huber die Botschafterin in ihre ehemalige Schule, wo neben Direktor Heinz Beiersdorfer auch Schüler der Oberstufe mitsamt ihren Lehrkräften warteten. „Nein“, meinte Heinz Beiersdorfer lachend, „ich habe im Vorfeld nicht ihre Abiturnoten angesehen. Aber bei dem Lebenslauf braucht man das ja auch nicht.“ Dabei war es keineswegs der erklärte Plan von Beatrix Kania, eine Ausbildung beim Auswärtigen Amt zu beginnen.

Sie wollte nach dem Abitur eigentlich nur etwas mit Sprachen machen. Erst als ihr eine Freundin Unterlagen vom Auswärtigen Amt in die Hand drückte, funkte es. Bereut hat sie diesen beruflichen Schritt, der sie bereits in die verschiedensten Länder der Welt, wie die USA, Belgien, die Türkei und nun Honduras, geführt hat, nicht. „Es ist schon sehr schwierig, immer wieder von vorn anzufangen“ räumt Kania ein, „aber es ist zugleich spannend und man bleibt offen für Neues.“

Immerhin muss sie bei jedem neuen Auslandseinsatz, der in der Regel alle drei Jahre ansteht, gegebenenfalls die Landessprache von null auf lernen, sich komplett von vorn in alle dortigen Gegebenheiten einarbeiten und Kontakte mühsam aufbauen. Aber die Vielseitigkeit ihrer Aufgaben entschädigt sie für diese Anstrengungen.

So berichtete sie am Beispiel ihrer aktuellen Aufgabe als Botschafterin in Honduras von ihren abwechslungsreichen Arbeitstagen. Gespannt lauschten die 30 Schüler und Lehrkräfte des Gymnasiums ihren kurzweiligen Ausführungen. Hatten die Schüler zu Beginn des Vortrags Honduras in erster Linie mit Bananen und Kaffee verbunden, wussten sie nach den 45 Minuten erheblich mehr.

Verschiedene Projekte

Keiner von ihnen hätte sich etwa vorstellen können, dass die Bundesregierung 2014 Honduras 30 Millionen Euro für Entwicklungshilfe innerhalb der nächsten zwei Jahre zugesagt hat. Diese Gelder werden vorrangig für Projekte im Bereich Umwelt, Erziehung und Bildung eingesetzt, wie zum Beispiel für die Renovierung von Schulgebäuden. Die Betreuung derartiger Projekte, wie auch die Öffentlichkeitsarbeit, gehören ebenfalls zu Kanias Kernaufgaben als Botschafterin.

Auf die Frage einer Schülerin, ob sie es nicht bedrückend finde, in einem Land zu arbeiten, in dem 60 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze leben und noch teilweise in Blechhütten hausen, wie Kania auf Fotos zeigte, antwortete sie: „Natürlich sind diese Momente schwierig, aber sie machen mir auch deutlich, wie gut es uns in Deutschland geht. Zudem kann ich mit meiner Arbeit etwas bewirken und die Lage der Menschen verbessern; das ist ein gutes Gefühl und Ansporn zugleich.“

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