Hongkong, Monterrey, Tokio — Fürth

21.6.2012, 00:00 Uhr
Hongkong, Monterrey, Tokio — Fürth

© Hans-Joachim Winckler

Vor einem halben Jahr bewegte sich Rowan Lodge noch in den Häuserschluchten von Hongkong. Jetzt wohnt der 44-jährige Australier in Ritzmannshof — und findet den Kulturschock ganz prima. Weil er endlich wieder laufen kann.

Von wegen „duftender Hafen“ (deutsch für Hongkong). In der Wirtschaftsmetropole im chinesischen Meer sei die Luft „zu verschmutzt, zu heiß und zu feucht“, um Sport zu treiben, sagt Lodge. Und richtig viel Platz zum Joggen biete Hongkong auch nicht. Kaum in Fürth angekommen, begann der für adidas in Herzogenaurach arbeitende Designer nach längerer Pause wieder mit dem Training. Sein Ziel: der Berlin-Marathon im September. Den Metropolmarathon, bei dem er sich für die Halbdistanz (21km) angemeldet hat, begreift Lodge als „Stepping Stone“, als Sprungbrett.

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Laut Hauptorganisator Bernd van Trill tauchten in den Meldelisten für den Metropolmarathon noch nie so viele Nationalitäten auf wie heuer. Die meisten kommen aus Österreich, der Schweiz, Holland, Frankreich, den Nachbarländern. Van Trill weiß aber auch von vier Amerikanern, die geflogen kommen, um in Fürth zu laufen, hinterher aber wohl noch andere Programmpunkte in Bayern, Deutschland oder gar Europa abhaken.

Für Jorge Augirre dagegen sind die 42,195 Kilometer durch die Kleeblattstadt das Maß aller Dinge. Erstmals überhaupt wagt sich der 21-jährige Mexikaner am kommenden Wochenende auf die klassische Marathondistanz.

In seiner Heimatstadt Monterrey, einer Millionen-Metropole, hatte Augirre das gleiche Problem wie Rowan Lodge in Hongkong. Auch im Nordosten Mexikos ist das Klima nicht unbedingt ideal für Ausdauerläufer. „Mehr als fünf, zehn, selten auch mal 15 Kilometer, waren da nicht drin“, sagt der Informatik-Student. Dann ergatterte er auf Vermittlung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ein einjähriges Praktikum bei der Datev und traf dort rasch auf einen Kollegen mit Lauferfahrung. Seit fünf Monaten trainiert Augirre nach Plan. Eine bestimmte Zeit peilt er dennoch nicht an. „Hauptsache, ich komme durch.“

Training im Park

Tokitsu Shimpei ist in dieser Hinsicht etwas ehrgeiziger. Zwar begnügt sich der Marketing-Experte aus Japan, der ebenfalls in den Diensten von adidas steht, mit dem Halbmarathon, aber gleichzeitig will er schneller als beim ersten Mal sein. Vor drei Monaten debütierte der 39-Jährige, der seit August 2011 in Erlangen lebt, beim Weinturmlauf in Bad Windsheim. Seine Zeit: 1,56 Stunden. In Fürth will Shimpei „unter 1,50“ bleiben. Ein hohes Ziel für jemanden, der zweimal pro Woche durch die Felder und Wälder rund um Erlangen joggt. Früher in Tokio musste er sich auf Parks beschränken.

Die fränkische Natur hat es sowohl Shimpei als auch Jorge Augirre und Rowan Lodge angetan. Der Australier Lodge schwärmt regelrecht von den gemeinsamen Ausflügen mit seinem Hund, einem Labrador. „Man kann hier zu jeder Tageszeit laufen oder Rad fahren. Das ist einfach klasse.“ Beim Metropolmarathon rechnet er einerseits mit „professioneller Organisation“, andererseits aber auch mit einer „familiären Atmosphäre“. Jedenfalls habe man ihm gesagt, dass das in Fürth normalerweise der Fall sei. Und schönes Wetter erwartet Lodge natürlich auch. Es muss ja nicht gleich so heiß und stickig werden wie in Hongkong.

Hongkong, Monterrey, Tokio — Fürth

© Hans-Joachim Winckler

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