Hörnerkrachen im Klosterhof

18.6.2014, 14:00 Uhr
Hörnerkrachen im Klosterhof

© Sabine Rempe

Christiane Sobisch wirft einen kritischen Blick auf die zierlichen Hörner, die sie Alexander Heubeck auf die Stirn geklebt hat. „Ob die Dinger die ganze Spielzeit durchhalten?“ Doris Hanslbauer, mit der künstlerischen Leitung im Vorstandsteam betraut, nickt. Auf die lange Liste mit den Dingen, die keinesfalls vergessen werden sollten, rückt in diesem Moment wahrscheinlich der Eintrag: „Zweites Paar Hörner für Puck besorgen.“

Proben für den Sommer im geschichtsträchtigen Langenzenner Klosterhof, das ist mehr als Text lernen und Auftritte verinnerlichen. Shakespeares Verwechslungsklassiker ist nicht zuletzt auch ein Fest für jeden Ausstatter. Hanslbauer gesteht: „Da kann man sich echt total austoben.“ In einem prall gefüllten Heftordner hat sie mit Kostümspezialistin Sabine Hiemer für jeden Mitwirkenden eine Figurine gezeichnet. Akribisch sind daneben die Kleidungsstücke mit sämtlichen Details verzeichnet, zusätzlich wird vermerkt, was bei Make-Up und Frisur zu beachten ist.

Christine Huber, verantwortlich für die organisatorische Leitung, pinselt derweil Rainer Denk Lidschatten auf und hat gleichzeitig noch einen Blick für Alexander Heubecks Haare: „Denk dran, dass du in den nächsten Wochen nicht zum Friseur gehst. Wenn was gemacht werden muss, schneiden wir das hier, damit deine Frisur so bleibt, wie sie jetzt ist.“ Die haarige Regieanweisung, die das Maskenteam herausgegeben hat, lautet nämlich: „Wild. Leicht toupiert.“

Narr auf Ziegenbeinen

Der 17-Jährige spielt Puck, bocksbeiniger Hofnarr von Elfenkönig Oberon, den Rainer Denk verkörpert. Alexander hat sich längst daran gewöhnt, dass zu seinem Kostüm nicht nur Hörner, sondern auch spitze Ohren, eine dicke Fellhose und Hufe gehören. „Ein bisschen schwierig fand ich am Anfang nur, dass ich auf der Bühne immer leicht in die Knie gehen muss, damit der Eindruck erweckt wird, ich hätte Ziegenbeinen.“

Für Rainer Denk ist weniger die schwere Prunkrüstung, die zu seinem Outfit gehört, eine Herausforderung, noch die langen Haarsträhnen oder die zierliche Krone. „Ich musste mich erst an meine Schuhe gewöhnen.“ Die erreichen dank Plateau und Absatz eine beachtliche Höhe: „Da lernt man Respekt vor Frauen auf High Heels“, bekennt er. Hanslbauer (Titania) wird zum Kostüm Stiefeletten mit noch verwegenerem 12-ZentimeterAbsatz tragen: „Mit solchen Schuhen bekommt der Gang den richtigen Groove.“

Im großen Klosterhof-Ensemble stemmt jeder auf und hinter der Bühne Doppelrollen: Christiane Sobitsch etwa sorgt nicht nur fürs Make-Up, sondern spielt auch die Helena. Oder Claudia Lindenmeier. Sie ist Amazonenkönigin Hippolyta und kümmert sich mit dem Häppchen-Team um die Bewirtung der Zuschauer.

Die Vorbereitungen für die nächste Premiere starten im Prinzip jeweils mit der letzten Aufführung des Vorgängerstückes. In der spielfreien Zeit stand diesmal insbesondere ein intensives Stimm- und Sprechtraining an. Denk: „Erstaunlich, was man da alles lernen kann.“ Die richtige Technik in punkto Stimme, sagt Hanslbauer, ist gerade im Klosterhof von Bedeutung: „Diese von vier Mauern umschlossene Open-Air-Bühne hat ihre ganz eigenen Gesetze.“ Wer die Akustik mit Lautstärke überlisten wolle, könne sich rasch Heiserkeit einhandeln. Was Denk gelernt hat? „Die Atmung muss tief ins Zwerchfell hinein gehen, und von dort aus soll man dann auch sprechen.“ Klingt kompliziert. Doch für das Ergebnis, sagen die Laiendarsteller, habe sich das Üben gelohnt.

Im Mittelpunkt aller Vorbereitungen stand natürlich stets Shakespeares „Sommernachtstraum“. Das rund 400 Jahre alte Spiel um wahre und verzauberte Gefühle hat Frank Landua für den Klosterhof bearbeitet. Wie in den vergangenen beiden Jahren („Die drei Musketiere“, „Romeo und Julia“) führt er Regie. „Ich bin mir ganz sicher, dass heute niemand mehr kommt, um Elfchen im Tutu zu sehen“, versichert Landua. Sein „Sommernachtstraum“ setze sich stattdessen unter anderem mit dem Thema „stark patriarchalisch geprägte Kulturen“ auseinander. Eine Seite der Komödie, die ins Auge springt, denn die Frauen im Stück haben zunächst einmal nichts zu melden.

Warum Puck, der ungestüme Satyr, darauf nicht bauen sollte, verrät Landua: „Hier kann er sich direkt darauf einstellen, dass ihm Butterblume, eine Elfe, Paroli, bietet.“ Wohin das führt? Wird bei der Premiere enthüllt.

Klosterhofspiele Langenzenn 2014: „Ein Sommernachtstraum“, Premiere am 20. Juni, 20.30 Uhr, Prinzregentenplatz 1. 15 weitere Termine bis 2. August. Karten (14-20 Euro) in Fürth im FN-Ticket-Point (Breitscheid-Straße 19, Tel. 7 79 87 18), dort gibt es 20 Prozent Zac-Rabatt.

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