Im Bühlers ertönt Lockruf der Wildnis

21.3.2017, 17:00 Uhr
Im Bühlers ertönt Lockruf der Wildnis

© Foto: Markus Kohler

Für die erste Facette stehen Blumen in Vasen, die Rüfenacht einzeln und äußerst stilvoll in Schwarz-Weiß-Braun-Tönen fotografiert hat. Japanische Interieurs könnten nicht minimalistischer sein als diese C-Prints in Laserbelichtung. Andererseits aber hat Rüfenacht Collagen geschaffen, auf denen tausend bunte Blumen blühen, Tiere und Menschen aufeinander treffen.

In den Stillleben, denen Fotos zugrunde liegen, die teils übermalt wurden, passiert auf jedem Zentimeter etwas Ungewöhnliches. Mal ist es heiter wie der Varieté-Tanz im Bananen-Kleid, mal ernst wie die Totenkopf-Figuren auf den düsteren Klippen, die von Faltern umschwirrt werden. Immer wieder spielen Tiere eine zentrale Rolle, lebendig oder tot, als Masken von Menschen getragen oder als ihre Partner, aber auch als bedrohliche Monster. Ob Hunde, Hirsche, Katzen, Giraffen oder Vögel - Rüfenacht macht sich spürbar Gedanken um sie, will sie nicht benutzt oder gequält sehen, sondern als Mitgeschöpfe würdigen.

Wenn man erfährt, dass einige "Modelle" tatsächlich ihr gehören, eine Nacktkatze ohne Fell oder ein Hund, der mit Luftballons geschmückt ist, zum Beispiel, dann versteht man die Aussage dahinter. Ja, wir Tiere haben eine wilde Natur, aber das ist unser Recht, lasst uns Freiraum, scheinen die nicht immer freundlichen Geschöpfe zu sagen. Sie sind Kreatur und kulturelles Zeichen zugleich.

Hierin gleichen ihnen manche von Rüfenachts Frauenfiguren. Immer wieder sind sie gefesselt, auf einem Bild werden sie gar in einem Kessel kannibalisch gekocht wie Fleisch. Dann wieder halten Frauenhände ein Reh und die ganze Welt als Sinnbild für ihre viele Arbeit. Eine Frau trägt eine Katzenmaske, ist also harmlos, während ein Tiger mit viel größeren Kräften sie bedroht.

Und dann sind da noch all die Tänzerinnen, gerne im indisch-balinesischen Tempel-Stil. Oder Marilyn Monroe, die sich über einer blumengeschmückten Kuh ikonisch räkelt. Auch wenn es den Damen scheinbar gut geht, Heldinnen macht Rüfenacht nicht aus ihnen. Trotz vieler prächtiger Kleider sind einige Gesichter verschleiert und damit unfrei. Man erlebt inszenierte Fotografie, die oft an Filmszenen oder an das Prinzip der Mise en Scène mit ihrem sorgfältig dramaturgischen Bildaufbau erinnert. Sowie das Film-Szenenbild hier einem Gemälde nachempfunden ist, spüren Rüfenachts Arbeiten dem Kino nach. Immer wieder erzählt sie kleine Geschichten, angeregt durch die dargestellten Räume, aber vor allem durch die dichten Kompositionen und surrealen Akteure. Sehenswert.

Fotografie und Collage von Nadin Maria Rüfenacht, zu sehen bis zum 9.6.17 im Bühlers, Königswarterstr. 22

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