Im Fokus von Tierschützern

14.9.2014, 06:00 Uhr
Im Fokus von Tierschützern

© Archivfoto: Michaell Gsell

Auf Einladung des veranstaltenden Fischereiverbandes Mittelfranken treffen sich Vertreter aus 85 Vereinen zu ihrem alljährlichen Fischereitag in der Bibertstadt. Dass man sich dieses Jahr in Zirndorf versammelt, ist dem 50-jährigen Jubiläum des Gastgebervereins geschuldet. Wie es bei dem Treffen Tradition ist, findet neben einer Fachtagung (ab 10 Uhr in der Paul–Metz-Halle) das bezirksweite Königsfischen der auf Vereinsebene ermittelten Fischerkönige statt.

Dazu postieren sich die 90 Angler bereits ab 6 Uhr auf dem gut 20 Kilometer langen Abschnitt des MainDonau-Kanals zwischen den Schleusen Kriegenbrunn und Nürnberg. Ab 11 Uhr entscheidet sich beim Abwiegen der Beute vor der Paul-MetzHalle, wer den dicksten Fisch geangelt hat: Ein Wettstreit, wie er nach Einschätzung von Peta gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Es verbietet, ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund zu töten.

Fritz Loscher-Frühwald, den Präsidenten des Mittelfränkischen Fischereiverbandes, ereilte deshalb nach der Vorjahres-Veranstaltung eine Strafanzeige wegen Tierquälerei. Im April hat die Staatsanwaltschaft die Anzeige als unbegründet zurückgewiesen. Doch die nächste ist bereits seit Juli anhängig. Sie richtet sich gegen den Fischereiverein Roth, berichtet Loscher-Frühwald.

Weshalb er davon ausgeht, dass auch das Zirndorfer Königsfischen unter Beobachtung von Peta-Vertretern steht. Das sei auch in Rednitzhembach so gewesen. Doch schon damals hätten sich die Tierschützer „mit eigenen Augen davon überzeugen können, dass bei uns streng darauf geachtet wird, dass alles ordnungsgemäß abläuft“. Aufseher und Jugendwarte überwachten die Angler.

„Jeder Fisch landet im Topf“

Der Zirndorfer Himmer versteht nicht, „was schlimm am Königsfischen sein soll. Wir sind doch keine Beutejäger, denen es darum geht, die Gefriertruhe zu füllen“, erklärt er. „Jeder nimmt seinen Fisch mit nach Hause und da landet er im Kochtopf und wird verzehrt.“ Dass in der Öffentlichkeit der Eindruck vorherrsche, „wir ziehen nur die Fische aus den Gewässern raus“, hält er auch für selbst verschuldet: „Weil wir – genauso wie die Fische – viel zu ruhig sind.“

Dass jemand, der mit Fischerei nichts am Hut hat, seine Begeisterung an diesem Hobby nicht nachvollziehen kann, ist Himmer klar. Doch für ihn ist es jedes Mal aufs Neue ein Abenteuer: „Den einen Tag sitz‘ ich drei, vier Stunden, und die Rute macht keinen Rucker, und am nächsten Tag mach‘ ich vielleicht den Fang meines Lebens, das ist faszinierend“, erklärt er. Ganz abgesehen davon, dass er in den Stunden am Wasser vieles von der Natur mitbekomme, was anderen entgeht.

Zum Fischen gehöre eben weit mehr als das Angeln, so Himmer. Sein Verein etwa kümmert sich um 90 Hektar Wasserfläche. „Wir sorgen dafür, dass mancher Fisch wie die Nase, die kaum mehr einer kennt, noch unterwegs ist“, so Himmer. Um ein paar Mühlkoppen, die eine besonders gute Wasserqualität benötigen, auszusetzen, ist er schon bis nach Regensburg gefahren. „Und wenn wir in den Weihern auf der Bibertinsel Weißfische oder Moderlieschen ziehen, freut sich der Eisvogel.“ Vor einem Jahr hat der Verein einen Lehrpfad an der Bibert installiert, der über Fische und den Nahrungskreislauf im Fluss informiert.

In der Gewässerhege und -pflege ist Loscher-Frühwald zufolge der Ursprung solcher Gemeinschaftsaktionen wie dem Königsfischen zu suchen. „Gemeinsam ein Gewässer zu beangeln, macht man, um zu sehen, welche Fische da überhaupt leben und wie es ihnen geht.“ Dass solche Aktionen nach wie vor gesetzeskonform sind, hat sich der Fischereiverband zwischenzeitlich vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium bestätigen lassen: Entscheidend, heißt es in dieser Stellungnahme, sei bei einem Gemeinschaftsfischen, „dass es eine Hege- oder traditionelle Veranstaltung ist, bei der die Fische einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden“. Dass bei einem Königsfischen auch ein Wettbewerbscharakter zu Tage tritt, führe nicht dazu, dass die Tötung der Fische ohne vernünftigen Grund erfolgte, ist die staatsanwaltschaftliche Einschätzung zitiert.

Trotzdem würde es Loscher-Frühwald nicht wundern, wenn ihn nach dem Zirndorfer Fischzug erneut strafrechtliche Händel ereilt. „Nur wenn die uns weiter so mit Anzeigen überziehen, könnte das durchaus unsere letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sein – oder die Vereine machen das nur noch intern.“ Selbst wenn es nicht zur Anklage komme, sei eine Anzeige „mit viel Ärger und Anwaltskosten verbunden. Und unser Geld können wir dringend für anderes brauchen, etwa für den Fischbesatz und die Nachwuchsarbeit in den Vereinen“.

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