Im Handel knirscht es

30.3.2009, 00:00 Uhr
Im Handel knirscht es

© Nürnberg Luftbild/FN

Matthias Bauer will eines partout nicht: als zukunftsfeindlicher Nörgler dastehen. Deshalb betont der Inhaber des Modegeschäfts «Mann o Mann» in der Gustavstraße gern, dass er keinesfalls gegen jegliche Weiterentwicklung der für die Neue Mitte reservierten Innenstadtflächen ist.

Doch Bauer warnt, wie die Aktivisten der Bürgerinitiative Bessere Mitte, in der er ebenfalls mitwirkt, vor der ins Auge gefassten Größe. Die von der Stadt und dem Investor Sonae Sierra propagierten 25 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, ist er überzeugt, machen das Center zu einer «Stadt in der Stadt», die auf ihr Umfeld nicht mehr angewiesen wäre – und die ansässige Einzelhändler wie ihn selbst gnadenlos «in den Schatten stellt». Höchstens 15 000 Quadratmeter, und auch die nicht in massiver Ballung, hält Bauer für verträglich. Mit mehr «zerstören wir die Individualität», glaubt er.

Bisher war Bauer damit in der bezüglich der Neuen Mitte eher positiv gestimmten Fürther Einzelhandelsszene einer der wenigen, die sich kritisch äußerten. Nun aber haben sich nach seinen Angaben 25 weitere Geschäftsleute zusammengetan, die sich jedoch nicht alle «outen» wollen – aus Angst, andersdenkende Kunden könnten ihnen den Rücken kehren, wie Bauer sagt.

Doch es gibt auch einige, die mit offenem Visier kämpfen: Betten Bauernfeind gehört dazu, die Buchhandlung Jungkunz, Tiernahrung Tiefel, ER Moden, B & D Electronic, Schuh Hofer, Planert Heimtierbedarf, Trenta Nove, La Cantina, Piano Friedrich, Elras Elektogeräte und das Spielwarengeschäft Mau-Mau. Ihre Einwände und Bedenken machen sie jetzt auch im Internet öffentlich (www.einzelhandel-fuerth.de).

Schelte für Kollegen

Über rund 3300 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügen die «kritischen Einzelhändler – das ist, gemessen an den etwa 50 000 Quadratmetern, die es im Fürther Zentrum insgesamt gibt, nicht besonders viel. Ein Anfang aber sei damit gemacht, meint Bauer, der dem vorherrschenden Eindruck entgegentreten möchte, der Einzelhandel stehe fast ausnahmslos hinter der Neuen Mitte. Bauer und seine Mitstreiter nehmen dabei ihren Kollegen Norbert Staudt ins Visier, der in Fürth Ortsvorsitzender des Landesverbandes des Bayerischen Einzelhandels (LBE) ist - und sich in dieser Funktion, wenn auch mit einigen Einschränkungen, bisher stets zum Neue-Mitte-Konzept bekannt hat.

Robert Bauernfeind indes, der am Königsplatz mit Bettwaren handelt, spricht Staudt das Recht ab, sich für Fürths Geschäftswelt zu äußern. «Die Meinung des Herrn Staudt als Vorsitzender des Fürther Einzelhandels ist im Fall der  Neuen  Mitte nur seine eigene, ganz persönliche und nur auf sein Geschäft  bezogene», sagt Bauernfeind. Bisher habe es «weder eine Sitzung noch eine Information für uns Mitglieder gegeben». Lediglich eine «hektische Umfrage»  per E-Mail habe Staudt auf den Weg gebracht.

Der so Gescholtene setzt sich freilich entschieden zur Wehr. Immerhin habe er mit besagter Umfrage 62 Händler, zumeist aus der Innenstadt und längst nicht nur Verbandsmitglieder, erreicht, so Staudt auf Nachfrage der Fürther Nachrichten. Nur 20 hätten geantwortet, 16 davon seien ohne Wenn und Aber, vier mit Einschränkungen für die Neue Mitte gewesen. Er behaupte nicht, dieses Meinungsbild könne als repräsentativ gelten; eine grundsätzlich positive Einstellung der Händlerschaft zum Projekt lese er daraus dennoch ab.

Dass er in Sachen Neue Mitte noch keine Versammlung einberufen hat, bestätigt Staudt. Seine Begründung: «Viel zu komplex» sei das Thema, um es nur in den Reihen der Verbandsmitglieder zu diskutieren. «Und da es im Moment genug Veranstaltungen mit immer den selben Leuten und den immer selben Argumenten gibt», wolle er zunächst das Ende des Architekturwettbewerbs abwarten, den Sonae Sierra derzeit veranstaltet. Die Ergebnisse sollen Anfang Mai vorliegen.

Erst dann sei eine fundierte Diskussion möglich, und erst dann werde er gemeinsam mit der Fürther Innenstadtbeauftragten «alle interessierten Einzelhändler» zu einem Treffen einladen. Dessen ungeachtet, so Staudt, stehe es Mitgliedern des Einzelhandelsverbands aber jederzeit frei, schon vorher eine Sondersitzung zu beantragen.