Im Kampf um das City-Center ist kein Ende in Sicht

23.12.2012, 13:00 Uhr
Im Kampf um das City-Center ist kein Ende in Sicht

© Hans Winckler

Geschehen ist bis heute nichts dergleichen, stattdessen beharken sich Vorbauer und die Eigentümer in einem zähen Rechtsstreit, während das Center basarähnliche Züge angenommen hat. Ein Ausweg aus der Misere ist vorerst nicht in Sicht. Horst Müller muss tief durchatmen und denkt eine Weile über die Frage nach. Wie er sich fühlt angesichts des nicht enden wollenden City-Center-Desasters? „Das ist äußerst bedauerlich“, sagt der städtische Wirtschaftsreferent schließlich, habe man doch kurz vor Weihnachten 2010 „sehr, sehr große Hoffnungen“ gehegt. „Nicht ansatzweise hätte ich an so etwas gedacht.“

So etwas — das ist eine heillos verfahrene Situation: Vorbauer hat den Kaufpreis nie bezahlt, Investoren sprangen ab, Fristen verstrichen. Schuld daran ist der TKN-Chef, der seine Versprechen nicht gehalten habe, sagen die Vertreter der 351 Center-Eigentümer. Schuld sind die Eigentümer, sagt Vorbauer, die auf eigene Faust mit seinen Geldgebern verhandelt und damit Sand ins Getriebe gestreut hätten. Warum? Er habe „keinen blassen Schimmer“, so Vorbauer am Freitag auf FN-Anfrage.

Die Eigentümersprecher selbst wollen sich mit Hinweis auf das schwebende Verfahren gleich gar nicht mehr äußern, für sie muss Wirtschaftsreferent Müller sprechen, der sie auf ihre Bitte hin bei den Verkaufsverhandlungen unterstützt hat. Müller ist es auch, der wenigstens losen Kontakt zu Vorbauer hält. Käufer- und Verkäuferseite kommunizieren nur noch via Anwalt und vor Gericht.

Dort geht es um die Kernfrage, ob der im April 2011 geschlossene Vertrag mit Vorbauer überhaupt noch gültig ist. Nein, meinen die Eigentümer, seit dem 31. März 2012 seien alle Vereinbarungen hinfällig — eine Sicht der Dinge, die Vorbauer nicht nachvollziehen will. Die in dieser Woche angesetzte Verhandlung vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, von der man sich Klärung erhoffte, wurde kurzfristig verschoben.

Wer in der leidigen Affäre auf welche Argumente pocht, ist immer unübersichtlicher geworden, erläutern mag die verzwickte Sachlage inzwischen keiner mehr. Klar scheint nur eines zu sein: Das juristische Hickhack kann sich noch lange hinziehen. Es sei „kein Ende absehbar“, sagt Horst Müller; es könne „vielleicht Jahre“ dauern, prognostiziert Vorbauer.

ECE wartet

Dabei, betont der 40–Jährige, wäre es doch „so wichtig für diese Stadt, dass ihr Herz wieder schlägt“ — also das City-Center mit seinen 26000 Quadratmetern Verkaufsfläche, rund die Hälfte des gesamten Innenstadtangebots, wieder in Schwung kommt.

Vorbauers Kritiker werfen ihm vor, dieses demonstrative Bedauern sei alles andere als glaubwürdig, denn es gehe ihm nur noch ums Geld. Der Firmenboss verhehlt nicht, dass er zumindest die bisherigen Investitionen in Voruntersuchungen, Planung und Architektur wiederhaben will — angeblich Beträge in Millionenhöhe; doch viel wichtiger sei ihm nach wie vor, das Projekt so umzusetzen, wie es vor zwei Jahren geplant war, beteuert er.

Die Eigentümer freilich haben deutlich gemacht: Jegliche Zusammenarbeit mit TKN ist für sie ausgeschlossen, das Vertrauen sei dahin. Im Hintergrund lauert bereits ECE, europäischer Marktführer bei der Schaffung und beim Betrieb innerstädtischer Einkaufszentren. Gerne kämen die Eigentümer mit dem Hamburger Unternehmen ins Geschäft, auch bei ECE gibt es „nach wie vor Interesse“, bestätigt Müller. So lange jedoch der juristische Streit schwelt, sei man schlichtweg „nicht handlungsfähig“ — denn Vorbauer hat längst klar gemacht, dass er sich nicht so einfach aus dem Spiel nehmen lässt. TKN habe gute Vorarbeit geleistet, ECE könne problemlos einsteigen, ließ Vorbauer schon im Juli verlauten — und warnte gleichzeitig eindringlich davor, ihn auszubooten. Denn dann, sagen Eingeweihte, drohen Schadenersatzansprüche in empfindlicher Höhe.

Unterdessen hat die Wackelpartie im 27 Jahre alten Center unübersehbare Auswirkungen. Mit Ladenbetreibern werden nur kurzfristige Verträge geschlossen, oft ist das Angebot entsprechend: Preisgünstige, in rasch auf- und wieder abbaubaren Regalen platzierte Ware wartet auf ihre Abnehmer. Jüngster Neuzugang ist ein nur tageweise geöffneter Lidl-Schnäppchenmarkt — für derzeitige Center-Verhältnisse ein dicker Fisch. Denn jeder Euro Miete mindert die Nebenkosten, die unerbittlich auflaufen.

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