In der digitalen Nische des Bayerischen Rundfunks

11.2.2016, 21:00 Uhr
In der digitalen Nische des Bayerischen Rundfunks

© Archivfoto: fra-press

„Eigentlich ist es ein Skandal“, macht Werner Siebenhaar seinem Unmut Luft, „für einen öffentlich-rechtlichen Sender ist so eine Entscheidung doch unter der Gürtellinie.“ Siebenhaar ist Leiter der Städtischen Sing- und Musikschule Zirndorf und Dirigent der örtlichen Stadtjugendkapelle. Er erwartet vom BR, dass eine Basiskultur wie die Volksmusik auch entsprechend verbreitet wird.

In die digitale Nische zu gehen, sei jedenfalls nicht der richtige Weg. „Das Schöne am UKW-Radio ist doch, dass man auch einmal zufällig auf etwas stoßen kann, etwa beim Autofahren“, findet Siebenhaar. Auch in der musikalischen Ausbildung von Kindern und Jugendlichen mache es sich positiv bemerkbar, wenn die Schüler Lieder und Melodien schon kennen. „Zum Glück wird in den Schulen auf diesem Gebiet ja einiges getan.“

Werner Bauer sieht die Verlagerung ins Digitalradio als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Fränkische Volksmusik quasi von Amts wegen ebenfalls kritisch. „Ich fürchte um die Programmvielfalt“, sagt der Zirndorfer, „es wäre schön, wenn nicht überall das Gleiche laufen würde.“ Besonders die kurze Frist bis Pfingsten ärgert ihn: „Dass das jetzt so Knall auf Fall passiert, ist schon heftig.“

Grundsätzlich jedoch habe er mit dem digitalen Programm BR Heimat keine Probleme. Wer künftig mehr Volks- oder Blasmusik hören möchte, für den sei der Sender die richtige Adresse. Nur bezweifelt Bauer, dass ältere, weniger technikaffine Hörer diesen Schritt so ohne Weiteres mitgehen werden.

Lücken im Netz

Ein Digitalradio sei eben doch etwas anderes als das bekannte UKW-Radio. „Außerdem ist in einigen ländlichen Regionen die Netzabdeckung nicht gewährleistet“, befürchtet er. Für Freunde ursprünglicher Volksmusik – also nicht die der volkstümlichen Sparte, die etwa die Wildecker Herzbuben bedienen – hat Bauer ohnehin eine ganz andere Empfehlung: „Wer die Freude an der Musik wirklich erleben möchte, sollte zu Konzerten gehen. Live kommt das alles viel besser rüber.“

Eine Einschätzung, die auch Katja Lachmann teilen dürfte. Die Fürtherin macht seit über 30 Jahren Musik, spielt beispielsweise Tuba und Kontrabass in der Kapelle Rohrfrei. Auf welcher Grundlage der BR seine Entscheidung getroffen hat, vermag sie nicht einzuschätzen. „Aber von der Zielgruppe der 45- bis 55-Jährigen zu sprechen, finde ich etwas zu kurz gedacht. Ich kenne viele Volksmusikfreunde, die erheblich älter oder deutlich jünger sind.“ Die Verlagerung ins Digitalradio sei „schade, aber nicht katastrophal“, meint sie, „ sie wird die Volksmusik in ihrer Entwicklung nicht umbringen.“ Wer diese Musik und das damit verbundene Lebensgefühl praktiziert, gehe auch mit Zeit. Neben den UKW-Sendern gebe es ja mittlerweile viele Verbreitungskanäle – im Internet oder eben im Digitalradio. „Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass die Volksmusik nicht mehr die Leute erreicht.“

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