In der Küche glitschig, am Teller knusprig

15.9.2014, 13:00 Uhr
In der Küche glitschig, am Teller knusprig

© Foto: Armin Leberzammer

„Uh, der ist aber glitschig“, meint Tim als ihm Gastwirt Jochen Peter einen kapitalen Karpfen in die Hand drückt. Ganz überzeugt von der regionalen Delikatesse scheint der Junge nicht zu sein. „Am besten hat mir das Schnitzelessen gefallen“, sagt er am Ende des Ausflugs nach Horbach.

Dort durften die Kinder nicht nur den Köchen über die Schulter blicken, sondern bei der Zubereitung verschiedener Gerichte selbst mit Hand anlegen. Nicht immer zur restlosen Freude der Profis.

„Jetzt macht aber mal langsam“, knurrt Stefan Graßl quer durch die Küche der „Seerose“, „das ist kein Spielplatz hier.“ Ein paar seiner Gäste hatten an Graßls Arbeitsplatz mit dem Fangenspielen begonnen — angesichts zahlloser Messer und brodelnder Töpfe und Pfannen keine gute Idee. Lange ist Graßl den Kindern aber nicht böse, wenngleich der angestrengte Gesichtsausdruck Bände spricht: „Ich hab‘ ja selbst drei Jungs daheim, ich bin so etwas also gewohnt.“

Nur keine Zwiebeln schneiden

Etwas ruhiger geht es im nächsten Raum zu. Dort unterweist Graßls Kollege Ralf Schäfer die Ferienkinder darin, Rouladen zu kochen. Dabei fließen ein paar Tränen – vom Zwiebelschneiden. Auch deshalb meint Laura habe ihr das Panieren der Schnitzel einfach besser gefallen. Ihre Freundin Selina fand dagegen das Abfischen der Karpfen aus dem Horbacher Weiher am interessantesten, „auch wenn es ziemlich rutschig war“.

Seerosen-Chef Jochen Peter war es wichtig, den Kindern nicht nur die Arbeit in der Küche zu demonstrieren. „Sie sollen hier selbst erfahren, dass Kochen etwas anderes bedeutet, als ein Päckchen aufzureißen und mit heißem Wasser aufzugießen“, sagt er. Und irgendwo müssen ja auch die Zutaten herkommen. In Peters Fall aus dem eigenen Weiher, wo die Karpfen drei Jahre lang aufgezogen werden, bevor sie in seiner Küche landen. „Hier lernen die Kinder, woher das Essen kommt und wie es zubereitet wird.“

Und ein bisschen Werbung will er mit dem Ferienprogramm in der eigenen Küche natürlich auch betreiben, gibt Peter unumwunden zu. Denn der Karpfen ist in der „Seerose“, wie in vielen anderen Gastronomiebetrieben der Region, ein großer Umsatzbringer.

Als Chips probieren

Es gibt ihn mittlerweile in vielerlei Varianten. An einer versuchen sich Tim und Christian, jedoch nicht bevor sie der lautstarken, bestimmten Mahnung von Köchin Maria Kristau Folge geleistet haben: „Aber erstmal gründlich Hände waschen, Kinder!“ Das Trio bereitet Karpfenchips vor. Dazu werden die Filets mit Hilfe eines handgetriebenen Schneidewerkzeugs in dünne Streifen geschnitten, die dann im heißen Fett frittiert werden.

Die finden übrigens fast alle köstlich und kommen in der Beliebtheit beinahe an die Schnitzel mit Pommes heran, die es zuvor als zweites Frühstück für die kleinen Küchenhilfen gegeben hat. Denn eines wissen die Mädchen und Jungen nun auf jeden Fall: Karpfen abfischen und zubereiten macht ganz schön hungrig.

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