In Fürth lobt man am liebsten schöne Augen

4.2.2013, 09:00 Uhr
In Fürth lobt man am liebsten schöne Augen

© Hans-Joachim Winckler

In Fürth lobt man am liebsten schöne Augen

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Man sollte ja meinen, dass es nicht so schwer sein kann, seinem Gegenüber etwas Nettes zu sagen. Ist es aber manchmal doch. „Es kommt vor allem auf die Situation an“, sagt Kathrin Müller. „Wichtig ist auch der Ton und in welchem Verhältnis die beiden Gesprächspartner zueinander stehen.“ In einem völlig anderen Zusammenhang könnte dann vielleicht sogar das in den vergangenen Tagen intensiv diskutierte Dirndl-Kompliment von FDP-Politiker Rainer Brüderle noch ganz nett sein, überlegt die Goldschmiedin.

Die 34-Jährige mag es, wenn Freundliches „ehrlich gemeint ist und spontan kommt“. Viel lieber als Kommentare zu Aussehen oder Arbeit sind ihr Bemerkungen wie: „Es war schön, dass wir uns getroffen und miteinander geredet haben.“

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Willi Schmitt lacht gut gelaunt unter seinem Regenschirm und verrät, worauf er achtet, wenn er etwas Nettes sagt: „Für mich zählt eine positive Ausstrahlung, das hat mit dem Aussehen eigentlich gar nichts zu tun.“ Der 53-Jährige, der im Pflegedienst beschäftigt ist, macht Komplimente gerne „zu einem freundlichen Lächeln oder zu schönen Augen“ und warnt: „Zu direkt ist nie ratsam, also zum Beispiel etwas über die Figur zu sagen, finde ich nicht gut.“ Damit sei er immer prima zurecht gekommen: „Schließlich will man ja einfach freundlich sein und niemanden belästigen.“

Zartgefühl gefragt

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Mit Komplimenten kann man freilich auch punkten. Christopher Schillig nickt. Aber, wendet der 21-Jährige ein, hier ist Zartgefühl gefragt: „Ich sage vielleicht, dass eine Frau schöne, leuchtende Augen hat.“ Er will nicht den Eindruck erwecken, dass es ihm nur auf Äußerlichkeiten ankommt: „Klar, soll eine Frau gut aussehen, aber auf innere Werte und Charakter achte ich genauso.“

Dass ein gut gemeintes Lob zum Bumerang werden kann, hat der Bürokaufmann auch schon erlebt: „Da habe ich nicht gewusst, dass direkt neben dem Mädchen der Freund stand.“ Christopher Schillig selbst freut sich auch über anerkennende Worte: „Ich bin sehr ehrgeizig, arbeitete intensiv und lang. Wenn der Chef meinen Einsatz würdigt, spornt mich das natürlich noch mehr an.“

Die aktuelle Debatte rund um die Brüderle-Äußerungen hat auch das Klassenzimmer von Selina Dollhopf erreicht. Die 16-Jährige berichtet: „Wir haben heute in Sozialkunde darüber diskutiert.“ Die Meinungen seien auseinander gegangen: „Einige fanden die Aufregung übertrieben, andere waren aufgebracht und sauer.“ Sie kann den Ärger durchaus nachvollziehen. Komplimente, die Selina mag, sehen so aus: „Es freut einen doch, wenn jemand beispielsweise sagt, du hast schöne Augen oder einen guten Stil.“

Von Frau zu Frau

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Eine kluge Regel befolgt Nils Kühne: „Ich mache Komplimente nur, wenn ich jemanden gut kenne und wir uns verstehen.“ Stress habe er mit diesem weisen Grundsatz noch nie gehabt, sagt der 17-Jährige Schüler, der die FOS besucht.

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Brigitte Götz ist Parfümerie-Fachverkäuferin und froh, wenn „Kundinnen sagen, dass wir sie nett bedient und gut beraten haben“. Überhaupt, verrät die 47-Jährige, bekomme sie oft Positives zu hören. „Natürlich tut es gut, wenn man zum Beispiel gesagt bekommt, dass einem die Frisur steht oder man vorteilhaft geschminkt ist.“ Brigitte Götz macht einen kleinen, wichtigen Unterschied: „Wenn so etwas von einer Frau kommt, dann ist das etwas Besonderes, denn dann weiß man ja, dass es ohne Hintergedanken gesagt wurde.“

Was also tun, wenn man freundlich sein und auf Nummer Sicher gehen will? So wie es aussieht, empfiehlt sich ein Kompliment über schöne Augen – das scheint in Fürth nämlich bei den meisten ganz prima anzukommen.

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