In Fürth surfen sogar die Hunde

21.5.2015, 16:00 Uhr
In Fürth surfen sogar die Hunde

© Fotos: Tim Händel

Da Vinci ist schuld. Als er sich in Kroatien auf ein Surfboard stellte, um damit im Meer zu paddeln, zog das weite Kreise. Nicht nur, dass der Boxermischling von Sonnenhungrigen am Strand neugierig beäugt wurde – die Auswirkungen des Experiments reichen bis nach Fürth. Dort gibt es seit knapp drei Jahren einen großzügigen Swimmingpool in einem ausrangierten Gewächshaus. Er ist beinahe ausnahmslos Da Vincis Artgenossen vorbehalten, nämlich Hunden. Dort frönen die Tiere aber nicht nur ihrem Hobby Schwimmen, das sie fast ausnahmslos teilen. Nein, mit Unterstützung ihrer Besitzer und einem Hundetrainer lernen sie dort Surfen.

So wie Joker. Der Setter-Mischling mit seiner leuchtend orangefarbenen Schwimmweste kann es kaum erwarten, auf das Brett zu steigen. Christina Schwarzendorfer hat Mühe, ihren Hund zu bändigen, der sich am liebsten sofort von der Rampe auf das Sportgerät stürzen würde. Schließlich ist es geschafft: Joker steht auf einem mit Kork ummantelten Bodyboard. Vor ihm im Wasser ist Schwarzendorfer im Neoprenanzug und lockt den Rüden mit einer Tube Leberwurst, von hinten verleiht Hundetrainer Dietmar Meyer Brett und Hund Anschub. Langsam bugsiert sich das Trio einmal rund um das Becken.

In Fürth surfen sogar die Hunde

Dass diese Art von Beschäftigung für Hunde seltsam anmutet, selbst in Zeiten, in denen man für den Vierbeiner Kurse wie Longieren, Agility oder Trickdog buchen kann, das weiß auch Christina Schwarzendorfer. „Ich werde schon manchmal schräg angeschaut, wenn ich erzähle, dass ich mit Joker zum Hundesurfen gehe“, sagt sie. Doch weil sie überzeugt davon ist, dass ihrem Hund die Stunde auf dem Wasser gut tut, steht sie über jeglichen Kommentaren.

„Seit wir beim Hundesurfen sind, ist Joker viel ruhiger und konzentrierter“, erzählt sie, nachdem sie aus dem Wasser gestiegen ist. Ihr Hund, dessen Leben beinahe in einem Mülleimer in Spanien geendet hätte, leide nämlich an einer Form von ADHS. Joker sei deshalb sehr hibbelig und unruhig und deshalb nicht ganz leicht zu bändigen. Die Konzentration auf dem Brett, die nötig ist, damit der Hund nicht das Gleichgewicht verliert und ins Wasser plumpst, wirke sich positiv auf Joker aus, sagt Schwarzendorfer.

Dass zappelige Hunde entspannter werden, wenn sie surfen lernen, haben auch Sabine und Dietmar Meyer festgestellt – und zwar bei ihrem eigenen Hund Da Vinci. Als dieser in Kroatien den neuen Wassersport für sich entdeckte, bemerkten die beiden Hundetrainer schnell, dass das Tier ausgeglichener war. Außerdem stellten sie fest, dass Da Vinci selbstbewusster wurde und sich eine neue Vertrauensbasis zwischen ihnen und dem Hund aufbaute. Vor allem aber zählte: Der Rüde hatte riesigen Spaß.

Deshalb beschloss das Ehepaar, das seit 2003 das Hundecentrum Fürth leitet, Surfen als neues Kursangebot zu etablieren. Seit fast drei Jahren ziehen die Vierbeiner nun schon im zehn mal fünf Meter großen mobilen Folien-Schwimmbassin unter einem Gewächshausdach ihre Bahnen auf dem Brett. Vorher haben die Tiere bei Trockenübungen an Land geübt, ihr Gleichgewicht zu halten. „Wir möchten in allen unseren Kursen die Bindung zwischen Mensch und Hund festigen und Spaß miteinander haben“, sagt Dietmar Meyer.

Deshalb kommen auch Hundebesitzer wie Katrin Jobs vorbei. „Max ist eine echte Wasserratte“, sagt sie über ihren Welsh Terrier. Deshalb war für sie klar, dass es ein Kurs mit Wasser sein muss. Zielstrebig steigt Max auf das wacklige Board, von wo aus er zufrieden und selbstsicher in die Runde blickt. Auch die letzte Übung der Stunde besteht er, ebenso wie die übrigen drei Hunde, mit Bravour. Frauchen steht dabei hinter dem Hund und schiebt ihren Schützling ganz ohne Blickkontakt und ohne verlockende Leberwurstpaste durch das Bassin. „Das ist für den Hund eher ungewöhnlich“, erklärt Trainerin Sabine Meyer. Eigentlich sei es das Tier gewohnt, „seinen“ Menschen immer im Auge zu haben. Deshalb diene auch diese Übung der festeren Bindung zwischen beiden.

Phoebe, ein Labradormischling, der eben noch voller Eifer bei der Sache war, liegt nach der Kursstunde erschöpft am Boden. „Eigentlich ist sie eher hyperaktiv“, erklärt Besitzerin Tatjana Nahr. Seit sie zum Surfen gingen, sei der Hund spürbar ausgeglichener. Phoebe selbst interessiert sich nicht mehr dafür, was ihr Frauchen sagt. Sie ist eingeschlafen.

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