„Irgendein Zeichen muss man als Fan setzen“

11.3.2013, 13:00 Uhr
„Irgendein Zeichen muss man als Fan setzen“

© Wolfgang Zink

Thomas Jung erlebte das Debakel in der ersten Halbzeit im Block 4, hinter dem Fürther Tor — von dort aus also, wo man die Treffer des Gegners und die eklatanten Lücken in den eigenen Abwehrreihen besonders gut sehen konnte, wie Fürths Oberbürgermeister sagt. „Die ersten 20 Minuten waren die deprimierendsten seit Jahren“, so Jung ganz unverblümt. „Danach war die Erste Liga für uns vorbei.“

Jetzt, davon ist der Rathauschef felsenfest überzeugt, gibt es keine Chance mehr auf den Klassenverbleib: „Ich bin ja ein gläubiger Mensch, aber die letzten Wunder hat es vor 2000 Jahren gegeben.“ Deshalb müsse man nun „den Blick nach vorn richten und konsequent für die zweite Liga planen“, um dort wieder vorn mitzumischen — was keineswegs selbstverständlich ist, wie der OB warnt.

Geschmerzt haben ihn die zornigen Sprechchöre („Wir haben die Schnauze voll!“) aus dem Fanblock und die skandierte Rücktrittsforderung in Richtung Präsident („Helmut raus!“). Dass die Stimmung nach langer, wie Jung findet, „erstaunlicher Engelsgeduld“ auch in Fürth kippt, sei zwar zu erwarten gewesen; doch mache es sich „zu einfach“, wer jetzt die Schuld bei Einzelnen sucht.

„Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Wer viel leistet, macht auch Fehler. Ich bitte aber darum, die Gesamtbilanz zu sehen.“ Und die spreche doch für Hack, der den Verein vom Amateurlager in die Bundesliga geführt hat. „Deshalb kann ich nur jedem mehr Gelassenheit empfehlen.“

Dominik Weiß von den Horidos macht keinen Hehl daraus, dass es ihm und anderen Mitgliedern der lautstärksten Fan-Gruppierung im Ronhof nicht gelang, gelassen zu bleiben. „Das hatte doch nichts mehr mit Fußball zu tun. Ich konnte noch nicht einmal Kampfgeist und Leidenschaft erkennen. Da waren bei dem einen oder anderen von uns halt die Sicherungen durch.“ Gleichwohl, betont Weiß, sei die nicht nur auf der Nordtribüne zu registrierende Empörung eben nicht in Gewalt umgeschlagen. Stattdessen entschieden sich die Horidos dazu, die Spieler über die üblichen Sprechchöre hinaus auch mit bitterstem Sarkasmus zu strafen. „Irgendein Zeichen muss man in so einem Spiel als Fan ja wohl setzen. Das war eben unsere Form der Frustbewältigung.“

Einige Mitglieder der sogenannten Ultras versuchten noch am Abend nach dem Spiel, mit den an ihren eigenen Ansprüchen gescheiterten Fürther Fußballern zu sprechen. Es stellten sich: Felix Klaus, Thomas Kleine, Stephan Fürstner, Bernd Nehrig und Milorad Pekovic. Laut Weiß musste sich das Quintett stellvertretend für alle anderen Spieler „einige unschöne Äußerungen“ anhören. Seiner Ansicht nach ist so mancher der aktuellen SpVgg-Profis „nicht würdig, das Trikot mit dem Kleeblatt zu tragen“.

Die Horidos, so Weiß, entzögen ihre Zuneigung zwar einzelnen Akteuren, aber niemals dem ganzen Verein. „Es geht für uns immer weiter, egal in welcher Liga.“ Dem anstehenden personellen Umbruch im Ronhof sieht er denn auch wirklich gelassen entgegen. „Spieler kommen, Spieler gehen.“

Mehr zum Spiel und zu den Reaktionen darauf lesen Sie im Hauptsport und im Lokalsport, mehr Bilder finden Sie im Internet unter www.fuerther-nachrichten.de

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