Islamische Mystik in Bewegung

20.1.2012, 22:00 Uhr
Islamische Mystik in Bewegung

© Joachim Sobczyk

Mystische Elemente gibt es nicht nur im Islam. Zum Auftakt der Veranstaltung ging es deshalb, quasi als Hinführung zum Thema, um eine ganz andere Religion: das Judentum. Larry Zweig skizzierte einige Grundgedanken zur jüdischen Mystik am Beispiel der Kabbalah. Diese seit dem 13. Jahrhundert bekannte „Überlieferung“ resümiert in der Auffassung, dass Menschen Gott mit ihren Worten nicht fassen und erklären können.

Suleyman Wolff-Bahn vom Mevlevi-Verein Nürnberg beschrieb dann die muslimische Mystik am Beispiel eines Flusses: Menschen haben ihm einen Namen gegeben, der in jedem durchflossenen Land wechselt, aber die Einheit nicht verliert: „Mystik ist nie Besitz, ist immer Bewegung.“ Im Laufe des Vortrags erfuhren die Zuhörer, dass der Name „Derwisch“ den Angehörigen einer religiösen Ordensgemeinschaft bezeichnet, die für ihre Bescheidenheit und Disziplin bekannt ist. Der ekstatisch anmutende Tanz, für den Derwische bekannt sind, ist eine Methode, um in der äußerlichen Bewegung innere Ruhe zu finden.

Die Fläche, auf der dieser Trancetanz stattfindet, heißt Seman. Im Pfarrsaal war sie durch ein großes Vieleck markiert, an dessen Grenze sich die acht schwarzgekleideten Derwische — darunter auch Frauen — versammelten. Begleitet vom eigentümlichen Flötenspiel einer Musikergruppe legten die Teilnehmer ihren schwarzen Kaftan ab und begannen den Meditationstanz. Im Raum breitete sich eine Atmosphäre aus, wie sie einem religiösen Akt zu eigen ist. Nahezu eine Stunde waren Aktive und Zuschauer vom Geschehen gefesselt, bei dem es darauf ankommt, die „senkrechte Achse“ nicht zu verlassen.

Nach dem Tanz kam auch der Fürther Imam Hikmet Ataf zu Wort mit dem Gebet „Allah ist groß...“. Durch das fremdsprachliche Geschehen — alle Gebete wurden in Arabisch gesprochen — führte Aydin Kaval. Im Schlusswort erinnerte der Hausherr, Pfarrer Andreas Eckler, an die Mystik des Christentums: „Sie ist teilweise verloren gegangen, aber wir sollten sie wieder beleben.“

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